Incredible India

Ein Jahr Indien – Meine Gefühle und Erlebnisse

Erlebnisse, die mir niemand mehr nehmen kann

„A mind that has been stretched can never go back to its old dimensions.“ – Wenn der Verstand/ das Denken einmal ausgedehnt wurde, kann er/ es nie mehr in seine alte Dimension zurück kehren.

Ich schaue zurück auf die letzten dreieinhalb Wochen. Ich durfte noch einmal soo unglaublich viel sehen, erleben und somit auch lernen…  (einmal zurück spulen)

Ich stehe in Kerala am Flughafen. Meine Familie kommt zu Besuch! Gemeinsam mit meinen Eltern, meinem kleinen Bruder und meiner großen Schwester werde ich die nächsten zwei Wochen verbringen. Einen ersten Eindruck Indiens bekommen sie in einer typisch indischen Stadt am Meer in Kerala. Das Meer (in dem wir baden wollten) und vor allem der Strand waren leider total vermüllt. Doch das ist Realität, das ist das echte Indien. Keine vorgetäuschte perfekte Welt in einem Urlaubsresort. Wir sehen die Dinge, wie sie wirklich sind. Ich bringe ihnen bei, wie man mit den Händen isst. Wir fahren mit einem verrückten indischen Bus in die Berge. Wir sehen wunderschöne Natur, schwingen mit der Seilbahn über einen See, besichtigen Höhlen und Aussichtspunkte. Wir fahren durch Nationalparks, machen eine Jeepsafari und sehen so viele Tiere, sogar wilde Elefanten!

An den meisten Orten sind wir die einzigen Weißen und werden dementsprechend oft angestarrt und nach Fotos gefragt. Welcome to India!

Natürlich entspannen wir auch und genießen einfach die gemeinsame Zeit und das leckere Essen.

Als wir im Zug zu meinem Projekt sitzen, will ein kleines Mädchen ganz viele Autogramme von uns für sie und ihre Freundinnen. Ich hätte mir vor Indien nicht vorstellen können, wie besonders man wegen seiner Hautfarbe sein kann. Viele Leute schlafen auf dem Boden oder auf den harten Stangen die normal als Gepäckablage dienen. Neben uns sitzt eine Frau, die sich ein Henna-Tattoo auf die Hand malt. So bekommen meine Schwester und ich auch noch umsonst schöne Henna-Tattoos von ihr aufgemalt. Coole Sache.

Im Projekt kann ich meiner Familie endlich alles zeigen und sie werden so herzlich von allen empfangen. Vor allem meinen kleinen Bruder feiern alle Jungs! Am Abend findet ein Tanzwettbewerb statt und eskaliert in wildem und hemmungslosem Tanzen von allen! Am Ostersonntag verstecken wir viele Süßigkeiten auf dem ganzen Gelände und die Jungs freuen sich RIESIG, dass der Osterhase zu ihnen nach Indien gekommen ist!

Es geht nochmal ein bisschen in die Natur und zum Entspannen. Leider werde ich krank und muss mir etwas Bettruhe gönnen.

Jetzt steht der Abschied schon wieder bevor. Zwei Wochen sind natürlich viel zu schnell vergangen und meine Eltern fliegen mit meinem Bruder wieder nach Hause. Meine Mama meint auch, man kann sich dieses Land nicht vorstellen, wenn man nicht wirklich hier war!

Ich versuche zwar in meinem Blog meine Erlebnisse und Eindrücke so gut es geht zu beschreiben, doch Indien ist so eine andere Welt, man glaubt es nur wenn man es mit eigenen Augen sieht und erlebt! Ich mache mir nochmal bewusst, wie dankbar ich bin. Für diese Erfahrung, dieses Jahr hier und auch für mein gutes Leben in Deutschland.

Doch hiermit ist die Reise noch nicht vorbei! Meine Schwester, meine Mitvolontärin Sara und ich machen uns auf den Weg nach Goa. Eine berühmte Touristadt am Meer. Wir gönnen uns ein paar Tage Strandurlaub, wo ich mich schnell wieder auskurieren kann und gesund werde. Ich sehe so viele weiße Menschen, wie lange nicht. Wir gehen auf Märkte und genießen für ein paar Tage die westliche Atmosphäre in Goa. Ich liege im Bikini am Strand, esse Nudeln und Pfannkuchen. Es fühlt sich fast nicht mehr an wie Indien.

Huiiiiiii, wir sitzen im Flieger nach Jaipur. Die Stadt hat viel zu bieten. Wunderschöne Paläste, Burgen, Tempel. Wir tuckern mit dem TukTuk durch die Stadt und genießen.

Weiter geht’s im vollgestopften Zug nach Agra. Einmal wollen wir uns einfach das berühmte Taj Mahal ansehen! Ausländer müssen, wie immer bei Touristenattraktionen, um Welten mehr bezahlen als Inder. Doch da die offizielle Saison schon vorbei ist und es nicht mehr viele Touristen gibt bekommen wir einen sehr günstigen Tourguide dazu, was sich sehr gelohnt hat. Als ich die Geschichte dahinter gehört hab, war ich noch mehr beeindruckt vom Taj Mahal. Nummer eins der sieben Weltwunder ist also abgehakt!

Im verrückten klapprigen Bus geht es weiter nach Delhi. Die Hauptstadt Indiens. Eine Riesenmetropole mit Millionen von Einwohnern. Als wir erst mal Essen gehen, kommt immer ein Junge rein, tippt uns an, bettelt. Vielleicht 14 Jahre alt, dreckig, zerzauste Haare, Straßenkind. Ich sehe Verzweiflung in seinen Augen. Wir geben ihm kein Geld, da wir tagtäglich auf der Reise von so vielen angebettelt werden. Doch wir geben ihm den Rest unseres Essens. Als wir rausgehen, sitzt er da, alleine auf dem Bordstein und sieht uns mit großen Augen an. Er isst unsere Reste, wer weiß wann er das letzte Mal etwas zu Essen hatte. Ein Bild, dass mir nicht mehr aus dem Kopf geht.

Am nächsten Tag schlendern wir durch die kleinen Gassen in Old Delhi. Inder bei der Arbeit, runterhängende Stromkabel, Straßenhunde, Kühe und viele starrende Blicke, da hier anscheinend nicht oft Weiße durch laufen. Ich mache Fotos in meinem Kopf. Wer weiß, ob ich etwas Vergleichbares je wieder sehen werde. Wow. Als ich so durch diese engen Gassen laufe, fühle ich mich so klein. Ich bin in der drittgrößten Stadt der Welt und werde mir wieder bewusst wie winzig der einzelne Mensch und seine Probleme eigentlich sind.

Am Nachmittag fahren wir nach New Delhi. Obwohl die beiden Stadtteile nur einige Kilometer auseinander liegen, komme ich mir vor wie in einer anderen Welt. Alles ist plötzlich moderner, sauberer, gepflegter. Breite Straßen, Hochhäuser und Einkaufszentren. Es fühlt sich alles so unwirklich an.

Delhi überfordert mich. Riesengroß. Laut. Luftverschmutzung. Eine Straße zu überqueren wird bei dem Verkehr zur echten Herausforderung. Doch es ist so interessant zu sehen. Vor allem den Unterschied zwischen den Stadtvierteln finde ich faszinierend.

Jetzt fliegt meine Schwester heim und auch Sara und ich sitzen im Flugzeug zurück in unser Projekt. Die vielen Eindrücke der letzten Wochen kann ich nicht alle in Worte fassen und muss auch selbst alles noch begreifen. Von der wunderschönen Natur Keralas über die westliche Atmosphäre Goas zu den Riesenmetropolen im Norden. Ich habe zu viel gesehen, um es alles in einem Artikel beschreiben zu können.

Meine letzte große Reise in Indien dieses Jahr war ein voller Erfolg. Ich durfte noch einmal so viel erleben und bin so dankbar für alles was ich sehen durfte. Egal ob wunderschön oder herzbrechend.

Mein Verstand/ Denken wurde nochmal ausgeweitet und das sind Bilder und Erlebnisse, die mir niemand mehr nehmen kann.

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  1. Rosy

    Danke für diese unglaubliche Reise Joän. Momente, die ich nie vergessen werde. Ich vermisse dieses verrückte Land jetzt schon und Dich natürlich um Welten mehr! <3

    • Johanna Woisetschläger

      <3 <3 <3

      • Mum

        Ohne Mut kannst du deine Träume nicht verwirklichen. Ich denke oft an unsere gemeinsame Indienreise zurück. Die wilden Bus-u.Zugfahrten,die lauten Tuk-Tukfahrten, die verschiedenartigen Landschaften, das Essen mit den Händen und vor allem die Freundlichkeit und bunte Vielfalt der Menschen , die friedlich zusammenleben (Hindus,Katholiken, Moslems), macht das Reisen in Indien zu einem besonderen Erlebnis.Auch dein Projekt, das wie eine große Familie funktioniert,hat uns sehr fasziniert.Ja,Johanna,die Erinnerungen kann einem keiner mehr nehmen.Wir danken dir von Herzen💓,daß wir dein Indien kennenlernen und erfahren durften.

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