Hallo ihr Lieben,

heute war ein besonderer Tag bei uns an der Schule. Ab der vierten Stunde (vermuten wir) war nämlich der Sing- and Dance Contest. Gestern haben Vroni und ich schon erfragt, dass angeblich nach dem „Lunch“ (also Mittagessen) irgendein Wettbewerb stattfinden wird und wir deswegen in den letzten drei Schulstunden keinen Unterricht mehr haben. Schon während der vierten Stunde haben wir bis in unser Zimmer hoch (wir hatten grad frei) einige stimmige Melodien gehört. Sie waren definitiv gesungen, jedoch nicht ganz zuzuordnen. Als wir gegen 12.00 Uhr zum Mittagsessen nach unten gegangen sind, haben wir die ganze Schule vereinigt in der „Hall“ des „Convents“ angetroffen. Schnell hatten wir erfragt, dass gerade schon die Singing Competition am Laufen ist. Nachdem wir unsere Bäuche gefüllt hatten, lauschten wir dem Rest der Show. Es waren schon Seniors an der Reihe. Sie sangen echt richtig gut. Ich war schwer beeindruckt von ihrem Mut, alleine (es waren nur „Solosänger“ erlaubt) auf die Bühne zu gehen und dort auch noch eine Show vor der GANZEN Schule abzuziehen!!! Manche sangen zum Playback oder teilweise auch komplett ohne Begleitung. Alle jubelten, staunten und lachten was das Zeug hält. J Mir blieb die Sprache weg. Es war so unglaublich. Und wir hatten (unwissend wie wir waren) auch noch die halbe Show verpasst!!! Am Ende der Singing Competition wurde ich von zwei Lehrerinnen gefragt, ob ich was zum „chargen“ hätte. Ich dachte sie wollen – wie eine Schülerin zuvor – ihr Handy für ein Playback in unserem Zimmer laden. Erst nach einigen Minuten habe ich herausgefunden, dass sie „judgen“ meinten. (Das indische Englisch ist äußerst gewöhnungsbedürftig…) Sie wollten doch tatsächlich, dass Vroni und ich zusammen mit einer Don Bosco Schwester die Jury bei der Dance – Competition bildeten. Spontan sagte ich zu. Erst nach meiner Zusage wurde mir bewusst, wie viel Verantwortung ich dadurch tragen werde. Aber trotzdem freute ich mich riesig über diese Aufgabe. Es war immerhin eine große Ehre, dass sie uns gefragt haben. Nach einer halbstündigen Mittagspause für die SchülerInnen ging es also mit dem zweiten Teil los: Der Dancing Competition mit u.a. uns als Jury. Die jüngste Altersgruppe startete. Was hatte ich zu erwarten? Wie sollte ich diese Tänze einigermaßen gerecht bewerten? Wie sollte ich sie überhaupt bewerten? Zum Glück gab es vier „Bewertungs-Kategorien“ mit unterschiedlichen Punktzahlen, was es mir leichter machte, Entscheidungen zu treffen. Während der Aufführung ertappte ich mich mehrmals dabei, wie ich einfach nur mit offenem Mund starrte. Ich war sprachlos. Schon wieder. Sogar die ganz Kleinen und Süßen rockten die Bühne, als ob sie ihr Leben lang nichts Anderes gemacht hätten. Die Tänze waren so verschieden und jeder für sich war wunderschön. Bei den Juniors ging es schon ordentlich ab. Die verrücktesten (und teilweise auch recht freizügigen) Kostüme unterstützten die Show. Es war ein riesen Spaß ihnen allen zuzuschauen und zuzujubeln. Die Seniors waren dann die absolute Krönung: Schauspielkünste wurden ausgepackt. Es gab mehrere Cuts in den Liedern. Die dazugehörigen Stimmungswechsel wurden tänzerisch dargeboten. Wie sollte man da noch möglichst objektiv bewerten? Ich gab mein bestes, verglich die Darbietungen untereinander und versuchte ein möglichst neutrales Urteil zu finden. Zu guter Letzt wurden Vroni und ich noch spontan auf die Bühne gebeten, um „nur kurz ein paar Schritte zu zeigen“.  Zum Glück sollten wir am letzten Sonntag, dem Boarders Feast Day, bereits einen Tanz aufführen und versuchten uns heute auf der Bühne krampfhaft die Choreografie nochmal ins Gedächtnis zu rufen… Das Ergebnis des gesamten Contests wurde am Ende von der Rektorin der Schule präsentiert. Es war allerdings so laut in der Hall und es wurden die für uns eh schon komplizierten indischen Namen so undeutlich ausgesprochen, dass ich davon eigentlich nichts mitbekam. Vielleicht war das auch gut so. Auf jeden Fall – das haben wir diesmal mitbekommen – ist morgen „zur Belohnung“ ein Holiday für alle. Außer für die Lehrer, die haben nämlich „Teachers Exam“.

Mal sehen, was die nächste Zeit noch so alles mit sich bringt. Es wird bestimmt wieder spannend!

Übrigens: Heute hatte ich erstmals das Gefühl, endlich wirklich angekommen zu sein. Es ist inzwischen schon alles so vertraut und die Mädels, Schwestern und Vroni wie eine neue Familie für mich. Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben. 🙂 Gott behüte uns alle!

Die Jungs und Mädels schauen begeistert zu

 

Die „Hall“, anlässlich des Contests gefüllt mit allen SchülerInnen und LehrerInnen der ganzen Schule

 

U.a. Vroni und ich in der Jury