Samstag:

Morgens half ich beim Zubereiten des Frühstücks, welches aus geschmierten Broten, Tee und Obst bestand. Davor hatte es einen Morgenimpuls zum Start in den Tag gegeben. Nach dem Frühstück half ich beim Spülen und bereitete zusammen mit Gambi schon das Mittagessen vor, indem ich ihm beim Kochen zur Seite stand und den Tisch deckte. Gambi hatte einmal mehr gezaubert, denn es gab eine Art Omelett, gefüllt mit Hühnchen, Gemüse und einer tollen Soße. Es schmeckte fabelhaft!

Freizeit:

Nach dem Mittagessen wollte ich wissen, was noch zu erledigen war, denn ich brannte darauf, etwas tun zu können, doch Gambi meinte, ich könne mich etwas ausruhen. Bei der Auswertung des Freiwilligendienstes der Volontäre konnte ich aufgrund meiner Tschechisch-Kenntnisse leider nicht helfen. Ich nutzte meine freie Zeit, um in der Kapelle tschechisch zu lernen. Denn Klára, die „Fundraiserin“ aus dem Büro von SADBA hatte mir für das Wochenende Hausaufgaben mitgegeben und auch von meiner Lehrerin aus dem Sprachkurs hatte ich etwas zu tun bekommen (es ist wirklich komisch, wieder „Hausaufgaben“ zu machen).

Nachdem alles erledigt war, las ich in einem Buch das in Prag spielt, geschrieben von Milan Kundera, einem berühmten, tschechischen Schriftsteller. Dieses Buch war mir zum Abschied aus Deutschland geschenkt worden.

Vorbereitung:

Um 17:30 Uhr begannen die Vorbereitungen für einen Gottesdienst, der am Abend im Freien stattfinden sollte. Ich bereitete im Garten vor dem Haus einen Altar, sowie Stühle und die Dekoration vor. Jakub, der doch tatsächlich Lehramt für Deutsch und Mathematik studiert hatte, half mir dabei und es tat gut, mit jemandem auf Deutsch sprechen zu können. Er hatte ein Jahr in Indien verbracht und war erst vor Kurzem zurückgekommen und freute sich darüber, mit einem „native-speaker“ zu sprechen. Außerdem übersetze er für mich, was Jaroslav der Salesianer der ausschließlich tschechisch sprechen kann, mir sagen wollte. Er meinte, ich solle ein bisschen mehr Geduld mit mir und mit der Sprache haben, da er wohl merkte, wie sehr mich dieses Thema beschäftigte. Die Worte die er fand, berührten mich sehr.

Gottesdienst:

Der anschließende Gottesdienst war sehr schön. Die Lieder, die wir sangen, wurden von Anežka, die in Bulgarien gewesen war, mit Gitarre begleitet.

Bei der Predigt von Jaroslav versuchte ich so viel wie möglich durch seine Körpersprache zu verstehen und ich interpretierte die Hauptaussage seiner Predigt durch die folgende Geste. Er ballte eine Hand zu einer Faust und öffnete sie dann jedoch wieder. Damit wollte er wohl sagen, dass man seine Hand öffnen muss, um mit ihr Gutes zu tun, um sozusagen eine Fläche für den Samen zu bieten, den Gott in uns wachsen lassen will. Man könnte es aber auch so verstehen, dass man diesen Samen mit seinen Händen weitergeben soll.

Alle Freiwilligen bekamen eine weiße Rose, die sie in eine Vase stellten. Wie mir später erklärt wurde, war diese Rose war für die Menschen gedacht, die sie während der Zeit ihres Freiwilligendienstes getroffen hatten. An diese sollten sie nun denken. Es war für alle Beteiligten ein sehr emotionaler Moment. Zudem bedeutet „sadba“ im deutschen so viel wie „Sämlinge“. Ein weiterer, passender Gedanke.

Während der Gabenbereitung half ich Jaroslav und Gambi als Ministrant. Das Vater Unser („Otče náš“) versuchte ich so gut wie möglich mitzubeten, das heißt mitzulesen (denn ich habe es genau wie das Ave-Maria auf meinem Handy gespeichert).

Abendessen:

Als der Gottesdienst zu Ende war, sangen die Freiwilligen noch gemeinsam Lieder. Sogar ein bulgarisches Lied war dabei, da der Großteil von ihnen in Bulgarien gelebt hatte. Ich traf mit Gambi die letzten Vorbereitungen für das Abendessen und deckte den Tisch. Nach dem Essen, welches wie das Frühstück ausgesehen hatte, hieß es wieder, gemeinsam alles aufzuräumen. Beim Essen war gefragt worden, was man denn am Abend noch machen wolle. Das war etwas Besonderes für die Freiwilligen, denn bei den „normalen“ Vorbereitungstreffen durften sie das Abendprogramm nicht bestimmen.

Gespräche:

Die Entscheidung war für Alle klar: es sollte in eine kleine Bar, nur einige Meter entfernt gehen. Dort unterhielt ich mich mit einigen, die sich dazu überwindeten, englisch mit mir zu sprechen. Marie, die ein Jahr in Sambia gewesen war, bot sogar an, sich eventuell einmal mit mir zu treffen, wenn ich jemanden zum Reden bräuchte. Sie ist nämlich auch neu in Prag und wird Geographie und Biologie an einer Schule lehren.

Zusammensitzen:

Nach dem Abend in der Bar saßen wir noch alle gemeinsam am Esstisch und unterhielten uns. Ich hatte mit Jakub und Tomas, der ebenfalls in Bulgarien gewesen war dann sogar zwei Übersetzer für Jaroslav, da Tomas deutsch in der Schule gelernt hatte und es gerne verbessern wollte. Er wird nach seinem Einsatz Biochemie studieren. Wie am Abend zuvor ging ich erschöpft ins Bett.

Sonntag:

Um den Beitrag nicht noch länger werden zu lassen folgt der Ablauf des Sonntags in Stichpunkten.

  • 07:00: Aufstehen und Frühstück vorbereiten
  • 08:00: Heilige Messe in der Dorfkirche
  • 09:00: Frühstück mit anschließendem aufräumen des Hauses
  • 10:00: Das Essen überwachen, während Gambi mit den Anderen die Auswertung macht
  • 12:00: Essen (Braten mit Kartoffeln), mit einem Wort: „výborně“ also sehr gut!
  • 13:00: Aufräumen und Auto beladen
  • 14:00: Rückfahrt nach Kobylisy (Tobi am Steuer…)
  • 15:00: Ankunft in Kobylisy mit anschließendem Aufräumen der Materialen

Erklärung:

Wahrscheinlich ist der Bericht über mein erstes „Cagliero-Wochenende“ insgesamt zu lang geworden. Es war mir  jedoch wichtig, euch einmal den Ablauf eines solchen Wochenendes näherzubringen. Ich werde in Zukunft (hoffentlich) nicht mehr so lange Artikel verfassen.

Fazit:

Ein weiterer Grund für mein ausführliches Berichten ist, dass ich euch zeigen wollte, wie intensiv das Wochenende für mich war. Deshalb wollte ich einige der schönen Begegnungen und Erlebnisse, die ich hatte, näher beschreiben und so mit euch teilen. Ich brauchte zwar ein bisschen, um mit den Freiwilligen warm zu werden, aber schon bald verstand ich mich sehr gut mit ihnen. Und ich war ihnen sehr dankbar, dass sie versuchten, mich ins Gespräch zu integrieren. Ich weiß nämlich, dass es für viele Tschechen eine Herausforderung ist, nicht in der eigenen Sprache zu sprechen und dass sie es nicht gewohnt sind, englisch oder sogar deutsch zu sprechen.

Außerdem fühlte es sich gut an, auch einmal selbst mit anzupacken, das heißt, wirklich etwas tun und machen zu können. Denn ohne die Landessprache zu beherrschen, kann ich in Kobylisy im Moment noch nicht viel tun. Weder im Oratorium im Gespräch mit den jungen Menschen oder im Büro von SADBA.

Im Moment bekomme ich so vieles geschenkt, sei es in Begegnungen oder aufmunternden Worten. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar. Und ich hoffe, dass ich dann schon bald etwas davon mit meinem Handeln und mit meinen Worten zurückgeben kann.

Ein kurzer Gedanke noch zum Abschluss. Ich hoffe und bin mir zugleich sicher, dass in mir in diesem Jahr auch noch etwas wächst. Hoffentlich kann ich dann auch schon bald mit meinen Gedanken und mit meinen Worten die Jugend inspirieren, bereichern und begeistern. Diese war für Johannes Bosco, wie wir alle wissen am Wichtigsten. Ich denke, dass das Handeln im Sinne Boscos uns dazu verhilft, um zu wachsen, zu gedeihen und Frucht zu tragen. Mit dem Ziel, diese Frucht an die jungen Menschen weiterzugeben.

Vielen Dank dafür, dass du meine Seite besucht hast und bis bald,

liebe Grüße,

TOBI