Liebe Leserinnen und Leser!

„Deutschlehrer“, „Deutschkonversation“…

In meinem folgenden Blogeintrag möchte ich euch gerne von meiner Tätigkeit als „Deutschlehrer“ im Jugendzentrum berichten. Dabei steht das Wort „Deutschlehrer“ ganz klar mit Absicht in Anführungszeichen. Man kann mich so beim besten Willen nicht nennen.

Eigentlich sollte ich auch nur „Deutsch-Konversation“ im Rahmen eines Zirkels abhalten. So wird mein Kurs nämlich auch offiziell genannt. Jedoch war es zunächst unklar, wie sich die beiden Gruppen, die ich „unterrichten“ soll, zusammensetzen. Nach einer Stunde zum Austesten, wusste ich jedoch schon genau, wer mit wem zusammenpassen würde. Dazu später mehr.

Ich habe oft gemerkt, was ich bereits in etwas ironischer Art und Weise in der Überschrift benannt habe. Das gilt aber denke ich generell für jede Sprache aber vielleicht auch im Besonderen für die deutsche Sprache. Mir ist ebenfalls klar geworden, wie wichtig es ist, in dem Land zu leben, dessen Sprache man spricht. Das ist einfach etwas ganz anderes, als wenn man sich ein oder zweimal in der Woche mit der Sprache beschäftigt. Und in der Schule lässt die Qualität manchmal auch zu wünschen übrig. Dort lernen viele auch eher aus Zwang und weniger aus Interesse oder Lust.

Ich für meinen Teil merke das hier ganz deutlich. Denn ich lerne das Meiste eigentlich aus dem täglichen Umgang und das ständige Wiederholen. Mich treibt außerdem die Motivation an, die Kinder verstehen zu wollen. Mein Französisch, ist nun bereits schon in weiter Ferne oder in irgendeiner Schublade in meinem Hinterkopf. Man bedenke, dass ich diese Sprache sieben Jahre lang gelernt habe. Ganz und gar präsent sind nun hier die tschechischen Wörter. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass ich nie so gut französisch gesprochen habe, wie jetzt tschechisch.

Zusammensetzung:

Nun aber zurück zu meinem Kurs. Es gibt nun also einen Kurs für Fortgeschrittene und einen Kurs für Anfänger.

Anfänger:

Anfänger: In diesem Kurs sind Tomáš (ein Slowake) und Jaroslav. Die beiden kennen sich recht gut, da sie bis zum letzten Jahr noch gemeinsam hier bei den Salesianern gelebt haben. Darüber bin ich auch recht froh, da Jaroslav, der schon etwas weiter ist, Tomáš manchmal Dinge erklären kann, die ich selbst nicht gut genug auf Tschechisch oder englisch zu erklären vermag. Manchmal korrigierter mich sogar oder stellt mir Fragen, die sich leider ganz einfach meines Kenntnisbereiches entziehen. Manchmal schäme ich mich sogar ein bisschen dafür und bin mir nicht ganz sicher, ob ich meiner Rolle als Lehrer gerecht werde. Spätestens wenn die Frage „warum ist das so?“ bin ich als deutsch-Laie ein bisschen machtlos. Da merkt man dann eben doch mal wieder, wie wenig man seine eigene Sprache kennt. Nur wenn man sich als Native-Speaker nicht damit beschäftigt, ist eigentlich auch ziemlich klar, dass dabei nicht viel rauskommen kann.

Ich habe einen slowakischen Kollegen im Oratorium, der die deutsche Sprache studiert. Auch wenn er in der Konversation noch einige Fehler und eben auch oft die gleichen Fehler hat, kann man sich mit ihm ganz gut auf Deutsch unterhalten und ich bin mir sicher, dass er mehr über die deutsche Sprache weiß, als ich.

Ich denke Tomáš hat sogar ganz bei null angefangen und ist nach seiner eigenen Aussage nicht gerade ein Sprachtalent. Jaroslav hatte deutsch eben in der Schule. Aber bis zum Anfang meines Kurses galt wohl auch für ihn folgender Satz. Diesen bekommme ich oft von Tschechen oder Slowaken zu hören, wenn sie das erste Mal auf mich treffen und hören, dass ich deutscher bin.

„Hallo, ich bin… aber leider spreche ich kein Deutsch mehr “ oder gerade in der Schule wichtige Floskeln wie „Ich habe meine Hausaufgaben vergessen“ oder „Darf ich bitte auf die Toilette gehen“? Ein weiteres Phänomen, auf das ich auch schon einige Male angesprochen wurde, war das Thema „Rammstein“. Ich persönlich hatte mich nie wirklich mit dieser Band auseinandergesetzt, aber hier scheint sie doch auch ganz schön bekannt zu sein und generell mit Deutschland in Verbindung gebracht zu werden. Dann zitieren sie immer ein Lied („du hast“) und sind dann ganz überrascht darüber, dass ich damit nicht so viel anfangen kann. Vielleicht haben sie aber auch einfach keine Lust zu sprechen oder sie fürchten sich davor, Fehler zu machen. Im Oratorium bekomme ich aber auch immer wieder die klassischen deutschen Wörter zu hören, die man kennen muss. Diese möchte ich aber hier im Weiteren nicht ausführen.

Das geliebte Internet:

Am Anfang wusste ich gar nicht, was ich mit den beiden anfangen soll und stand ein bisschen ratlos da. Dann fandich jedoch im geliebten Internet eine PDF-Datei, mit der man Geflüchteten Menschen die in Deutschland angekommen sind, an die deutsche Sprache heranführt.

Einschätzung:

Manchmal denke ich sogar, dass Jaroslavs Niveau dafür schon zu hoch ist, aber für ihn ist es in Ordnung und er zieht Tomáš immer ein bisschen mit und hilft auch mir dadurch sehr. Für die zweite Gruppe ist sein deutsch allerdings noch nicht gut genug. In diesem PDF wurden die üblich verdächtigen Themen durchgenommen, die überlebenswichtig sind und die auch mir so oder so ähnlich in meinem Sprachkurs begegnet sind. Familie, Zahlen, Preise, Uhrzeit, Tagesablauf, Freizeit. Bei diesen thematischen Sachverhalten ist es noch nicht ganz so schwierig für mich. Aber oft werden diese mit der Grammatik verbunden, und das hat zur Folge, dass ich mich selbst erst einmal mehr darüber informieren muss, damit ich, dass mir selbst neu angeeignete Wissen auch korrekt weitergeben kann.

Was den Fortschritt innerhalb dieser Gruppe angeht, bin ich mir ebenfalls nicht ganz sicher. Denn ich weiß manchmal nicht weiß ob ich da einen sehe. Die andere Frage ist jedoch auch, ob man da einen Fortschritt sehen kann. Man bedenke, dass ich nur ein Laie bin und dass wir uns einmal in der Woche treffen.

Es ist auf jeden Fall sehr wichtig zu wiederholen und zu wiederholen und nochmals zu wiederholen. Dabei fehlt auch mir manchmal die Geduld und denke, dass sich meine Schüler langweilen. Eine richtige Konversation kommt in diesem Kurs jedoch leider noch nicht wirklich zustande. Ich denke und hoffe jedoch, dass es schon besser ist als am Anfang des Kurses. Es kam aber auch bereits schon zu einigen amüsanten Situationen, weil wir drei uns inzwischen auch schon recht gut verstehen.

Warum deutsch lernen?

Da wäre noch die Frage, warum die beiden deutsch lernen wollen. Die Sache ist, dass beide Medizin studieren und sich wahrscheinlich durch die deutsche Sprache Vorteile erhoffen. Wie immer diese auch aussehen, sei es, deutsche Fachbücher zu verstehen oder das Ziel vor Augen zu haben, eines Tages in Deutschland zu arbeiten. Schon zu Beginn des Kurses musste ich Tomáš ein bisschen enttäuschen, als er mich fragte, wie viel Deutsch er denn nach dem Kurs sprechen könnte. Wenn die beiden wirklich weiterhin an der deutschen Sprache interessiert sind, müssen sie sich jedoch denke ich jedenfalls, etwas Professionelles suchen.

Fortgeschrittene:

In der Gruppe der Fortgeschrittenen finden sich Annička, Anna, Marie und Helena zusammen. Marek musste den Kurs leider ungefähr nach einem halben Jahr beenden, da er sehr mit seinem Studium beschäftigt ist und Antonin hatte sich zwar angemeldet, ist dann aber wegen seines Abiturs gar nicht erst angetreten.

In dieser Gruppe ist das Niveau meiner Meinung nach schon sehr hoch und inzwischen bin ich auch relativ zufrieden mit mir selbst. Am Anfang war es aber auch nicht ganz einfach, herauszufinden, wie ich meine Schüler glücklich machen kann. Ich versuchte alles auch in methodischer Hinsicht so abwechslungsreich zu gestalten wie möglich und erinnerte mich zurück an meine Schulzeit und kam dadurch auf Mindmap, Wordle, Texte und weiteres.

Diskussion?

Die Themen über die wir diskutierten waren ebenfalls die üblichen Verdächtigen, nur auf einem höheren Niveau. Dabei ist das Wort diskutieren mit Vorsicht zu betrachten. Denn oftmals entstand leider keine richtige Konversation und ich fragte mich und auch meine Schüler, was ich denn falsch mache, aber nach meinen Schülern war alles immer in bester Ordnung. Ich denke auch sie fürchten sich ein bisschen davor zu sprechen, aber ich denke, wenn man so einen Kurs besucht, sollte man auch kommunizieren wollen. Manchmal kam ich mir etwas komisch vor, als ich merkte, dass ich selbst mehr sprach als meine Schüler.

Ablauf:

Durch meinen Sprachkurs und durch meine Stunden mit Klára, kam ich auf einen Ablauf, mit dem wir uns nun alle sehr gut arrangieren können. Der obligatorische Beginn mit dem klassischen, „was hast du am Wochenende gemacht“ geht nun immer einem Text zu einem aktuellen Thema voraus. Danach müssen meine Schüler nur durch das Hören eines Liedes die Lücken des Liedtextes ausfüllen. Daran haben sie am Meisten Spaß und singen manchmal dann auch ganz motiviert mit. Im Idealfall diskutieren wir danach noch über das im Lied behandelte Thema. Danach spielen wir manchmal noch ein Spiel, wenn die Zeit dafür da ist, und enden dann wieder so wie wir angefangen haben nur eben mit der Aussicht auf das Wochenende.

Fazit:

Was man daraus lernen kann…

Ich habe dadurch jedenfalls gelernt, wie interessant es ist, sich näher mit seiner eigenen Muttersprache auseinanderzusetzen und bin sehr froh über die Einsichten, die mir gekommen sind.

Es hat mir ebenfalls gezeigt, dass ich Spaß daran habe, mein Wissen weiterzugeben und auch in den Themen die ich behandle, meinen Schülern etwas mitzugeben und sie zum Nachdenken anzuregen. Dieser Deutschkurs ist auch so ziemlich das Einzige, das ich tatsächlich ganz alleine auf die Beine stelle und mittlerweile bin ich ganz froh, dass ich mich getraut habe und vor Allem sehen ich auch eine Enwicklung bei mir selbst, die ich durch das Halten dieses Kurses, durchgemacht habe.

Außerdem sehe ich einmal mehr, wie wichtig Kommunikation ist und wie schwer es ist, sich zu überwinden um in einer fremden Sprache zu kommunizieren, was aber manchmal nötig ist.

Geflüchtete Menschen:

Dazu kann ich nun vielleicht auch ein ganz kleines bisschen nachvollziehen, wie sich ein geflüchteter Mensch fühlt. Nämlich wenn dieser frisch in seiner hoffentlich bald neuen Heimat ankommt. Es muss ein schreckliches Gefühl sein, sich so ausgegrenzt zu fühlen. Ohne den Schlüssel zu allem, die Sprache und die Kommunikation. Ich könnte es mir vorstellen, mich in Zukunft für geflüchtete Menschen in meiner Umgebung einzusetzen. Insofern diese besser zur deutschen Sprache finden wollen. Vielleicht könnt ihr liebe Leser, auch einmal schauen, ob es diese Möglichkeit auch in eurer Umgebung gibt.

Generell finde ich es auch sehr interssant wie viele verschiedene Sprachen es auf der Welt gibt und wie diese sich auch zum Teil auch auf engstem Raum voneinander unterscheiden. Ich frage mich dann immer, warum gibt es so viele verschiedene Sprachen? Es könnte doch so leicht sein. Aber dann wäre es gewiss nicht so interessant und spannend und ein großer Teil der Kultur eines Landes oder Volkes würde verloren gehen. Außerdem gäbe es sicher um einiges weniger zu Lachen und es wäre auch irgendwie langweilig, zu kommunizieren.

Trotzdem denke ich, dass es Sinn macht, eine Weltsprache, wie eben Englisch, zu haben. Auch wenn im (mittleren) Osten Europas diese Weltsprache oft noch eher Russisch ist. Vor Allem alte Menschen tun sich schwer damit, weil sie es womöglich nie in der Schule gelernt haben.

Klar ist auch, wenn man eine Sprache nicht verwendet, wird man sie mit der Zeit leider vergessen, so schade das auch sein mag. Einiges werde ich bestimmt behalten aber schon bald wird wohl nicht mehr viel von meinem Tschechisch übrig bleiben, wenn ich es nicht regelmäßig benutze.

Englischcamp:

Um gerade junge Menschen in dieser Hinsicht zu fördern haben die Salesianer vor einigen Jahren ein Sommercamp auf die Beine gestellt, das der Jugend sozusagen spielend beibringen soll, wie wichtig Englisch ist und ihnen dadurch hilft sich eine Woche intensiv mit der Sprache auseinanderzusetzen aber nicht etwa durch Unterricht sondern einfach dadurch, dass so viel Englisch gesprochen wird, wie nur eben möglich. Dieses Camp findet im Sommer statt und ich werde als internationaler Betreuer im Team mithelfen. Auch davon werde ich euch ganz bestimmt berichten.

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Aprops berichten…

Ich hatte im Mai Urlaub und habe meinen Don-Bosco-Volunteer-Kollegen Denis in Moldawien besucht und er hat darüber einen Blogeintrag geschrieben, den auch ihr gerne lesen könnt.

Hier kommt der Link.

https://blogs.donboscovolunteers.de/denisinmoldawien/2018/05/24/transnistrien-abtruennige-region-moldawiens/

Zudem weise ich aber auch noch einmal ganz herzlich auf alle anderen Blogs meiner Kollegen hin. Sie alle haben interessantes zu berichten und es wäre schön, wenn dann auch die ein oder andere Spende auf den Konten meiner Kollegen landen würde!:)

Zum Thema Sprache noch ein Hinweis in eigener Sache, der Blog „“Meine Tschchisch-Kenntnisse“, handelt von meinen Erkenntnissen und Erlebnissen, die ich in der tschechischen mache.

Hier kommt der Link.

https://blogs.donboscovolunteers.de/tobiniess/meine-tschechisch-kenntnisse/

Vielen Dank dafür, dass du meine Seite besucht hast und bis bald,

liebe Grüße,

TOBI