Liebe Leserinnen und Leser!

Das diesjährige Osterfest durfte ich in der Familie feiern, bei der ich bereits an Weihnachten eingeladen gewesen war.

Ich hatte mich natürlich sehr über die erneute Einladung gefreut, da es mir dort an Weihnachten schon sehr gut gefallen hatte. Außerdem hatte ich die Famile inzwischen schon ein bisschen ins Herz geschlossen, obwohl ich erst einmal bei ihnen gewesen war.

Ich erlebte dort die gesamte Liturgie der Karwoche und des Osterfestes (ausgenommen des Ostermontags, dazu später mehr), worauf ich jetzt nicht allzu sehr eingehen will. Es war jedoch, genau wie an Weihanchten, wieder sehr schön.

Gründonnerstag:

Am Gründonnerstag war um 18:00 Uhr die Andacht zum letzten Abendmahl. Danach vertrieben wir uns die Zeit mit einem „Game Of Thrones“-Spiel.

Karfreitag:

Denn in der Nacht des Freitags um 01:00 Uhr ging ich dann auch noch mit der Mutter und der jüngsten Tochter der Familie zur Anbetung. Diese begang ich persönlich ganz unter folgendem Gedanken:

(Gesang aus Taizé)

„Bleibet hier und wachet mit mir.
Wachet und betet, wachet und betet.“

(Zůstaňte a bděte se mnou, bděte a proste, bděte a proste.)

Am Karfreitag selbst, „bastelte“ ich dann mit der Hilfe meines Mitbewohners aus Kobylisy ein für den Ostermontag für Herren in Tschechien unersätzliches Utensil. Aber noch einmal, dazu später mehr.

Das Mittagessen am Karfreitag war dem Tag angemessen, und zwar Dill mit Kartoffeln und Ei.

Um 18:00 Uhr war dann die Karfreitagsprozession mit Kreuzverehrung, bei der die Passion gesungen wurde.

Abends schauten wir dann noch gemeinsam den Film „Jesus Christ Superstar“ an. Diesen Film hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch nicht gesehen, oder ich konnte mich zumindest nicht mehr daran erinnern. Für mich war er recht interessant.

Karsamstag:

Am Karsamstag verbrachte ich die Zeit damit, zu lesen und damit, der Familie ein bisschen bei der Gartenarbeit zu helfen. Auch das machte sehr viel Spaß, da es mit den Mitgliedern dieser Familie nie langweilig wird.

Außerdem spielte ich wieder mit der jüngsten Tochter ein tschechisches Kartenspiel. Es heißt „Prší“, zu deutsch „es regnet“, welches sie mir bereits bei meinem ersten Besuch beigebracht hatte. Mit ihr machte ich auch gemeinsam meine Hausaufgaben, die ich über Ostern mitbekommen hatte. Sie war mir dabei eine große Hilfe. Im Gegenzug dafür, brachte ich ihr ein Paar Basics der deutschen Sprache sowie  das „Vater Unser“ bei.  Aus irgend einem Grund war sie sehr interessiert an der deutschen Sprache.

Am Abend um 18:00 Uhr war dann Auferstehungsfeier in einem nahegelegenen Dorf, bei der ein Salesianer aus Kobylisy (der rappende Salesianer), praktizierte, da er in der Nähe bei seiner Familie zu Besuch war. Ich fuht dort gemeinsam mit meinem Mitbewohner hin. Dieses Wiedersehen freute mich sehr und es zeigte mir einmal mehr, dass die Salesianer immer und überall unterwegs sind.

Die Messe an sich dauerte länger als zwei Stunden, da in Tschechien, sehr traditionell, immer noch sieben Lesungen gelesen werden. Zwischen den Lesungen wurden immer Psalmen gesungen. So endete dieser Tag auch für mich etwas früher, denn am nächsten Morgen musste ich schon sehr früh aufstehen, um rechtzeitig zur morgentlichen Auferstehungsfeier mit Osterfeuer zu gelangen, da diese in einem etwas weiter entfernten Dorf stattfand. Ich ging ebenfalls zu dieser Auferstehungsfeier, da ich diese bis jetzt noch nie am frühen Morgen erlebt hatte.

Ostersonntag:

Diese fand dann am Sonntagmorgen um 05:00 Uhr statt. Sie war dem Ablauf der Messe des Samstagabend sehr ähnlich, aber in dieser ganz besonderen morgentlichen Stimmung hatte sie etwas ganz besonderes, wofür es sich allemal gelohnt hatte. Schon allein die Fahrt mit dem Auto dorthin war magisch, da wir das einzige Auto weit und breit waren. In dieser Messe wurde eine junge Frau getauft. Danach gab es einen tollen, feierlichen Brunch, bei dem alles geboten war, was man sich wünschte.

Das Mittagessen bei der Familie konnte sich ebenfalls sehen lassen, es gab Schnitzel mit Kartoffelsalat, wie für mich gemacht. Am Nachmittag besuchten wir dann alle noch eine Oma („Babi“) der Kinder.

Am Abend telefonierte ich dann noch fast mit meiner gesamten Familie und ging dann wieder relativ zeitig ins Bett, da ich am nächsten Morgen wieder früh aufstehen musste, um rechtzeitig für einen ganz besonderen Brauch an Ostern auf der Matte zu stehen, zu dem ich jetzt endlich kommen kann, um ihn ein bisschen ausführlicher zu erklären.

Ostermontag:

Zu dem Utensil:

Ich bastelte eine „Waffe“ aus Weidenruten, mit der am Ostermontag in Tschechien den Mädchen auf den Hintern geschlagen wird, um diese mit dem Saft der jungen Zweige ihre Lebenskraft zu übertragen, das ganze gilt also ganz offiziell zur Verjüngung. Wie man sich allerdings als Mädchen dabei fühlt, und wie das in Tschechien mit der Emanzipation der Frau gesehen wird, weiß ich nicht, jedoch hatte ich das Gefühl, dass alle Frauen damit im reinen waren und auch nicht den Eindruck, dass sich irgendeine von ihnen gekränkt fühlte, vorausgesetzt man schlug nicht all zu stark zu. Die „Pomlázka“ besteht aus vier bis acht Weidenruten und ist recht einfach zu basteln, wenn man den Anfang einmal geschafft hat, bei dem mir mein Mitbewohner half.

Mein Mitbewohner (Jaroslav) und ich verschliefen jedoch promt und waren deshalb „erst“ um 08:00 Uhr startbereit für unsere Tour, nachdem wir unser „Team“ zusammengestellt hatten. Jaroslav fuhr, und außerdem war das Auto noch mit vier weiteren jungen Männern plus mir bestückt.  Mein Mitbewohner spielte Geige, es gab einen Gitarrist und zwei der Jungs spielten Ziehharmonika. Ich versuchte mich an einem Stab, mit dem man im Takt zu der Musik, die von den Jungs gespielt wurde, auf den Boden klopft. Bei den Liedern selbst, die die Jungs zum Besten gaben, versuchte ich so gut wie möglich mitzusingen oder mitzusummen.

Wir sangen und spielten hauptsächlich Lieder der tschechischen Gruppe „Čechomor“. In der Kleinstadt kannte jeder der fünf Jungs sehr viele verschiedene Menschen, weshalb wir am Ende mit dem Auto in etwa an 20 verschiedenen Stationen gehalten hatten. An jeder Station gab es eine kleine Erfrischung in Form eines kleinen Getränks und einer kleinen Wegzährung. Aber das Wichtigste war natürlich das, wozu die „Waffe“ zum Einsatz kam:

Zu der Überschrift:

Man sagte im Takt zu den Schlägen auf das Gesäß der Frauen folgenden Spruch auf, um dadurch darum zu bitten, Eier zu bekommen.

„Hody, hody, doprovody, (ohne wirklichen Sinn)
dejte vejce malovaný,
nedáte-li malovaný,
dejte aspoň bílý,
však vám slepička snese jiný.

(…, gebt uns bemalte Eier,
wenn ihr keine bemalten gebt,
dann doch wenigsten weisse,
denn das Huhn bringt euch neue.)“

In sich ganz logisch und schlüssig zu verstehen oder?

Und am Ende haben ja beide Geschlechter etwas davon.

Unsere Tour endete damit, dass am Ende gegen 18:00 Uhr einige Mitglieder unserer Gruppe in einem kleinen Becken noch ein kleines Bad nahmen.

Danach waren wir alle recht erschöpft und dann ging es für mich aber auch schon relativ zügig zurück nach Prag.

Für mich war es ingesamt wieder sehr schön dieses christliche Hochfest ungefiltert, mit all seinen Traditionen in dieser tollen Familie in der tschechischen Republik zu verbringen, worüber ich sehr froh war. Dabei berührte mich einmal mehr die Offenheit aller, auf die ich traf, als würde ich dazu gehören, obwohl wir uns eigentlich noch nicht besonders gut kannten.

Ich kann eigentlich sagen, dass die meisten Tschechen, die ich bis jetzt getroffen habe, relativ offen und freundlich zu mir waren, auch wenn ich sie noch nicht besonders gut  kennengelernt hatte.

Das soll es auch schon von meinem kleinen Bericht zu Ostern in Tschechien gewesen sein.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen auch noch ganz offiziell gesegnete und frohe Ostern oder auch „Veselé Velikonoce“!

Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!

Amen, Halleluja, Amen!

Vielen Dank dafür, dass du meine Seite besucht hast und bis bald,

liebe Grüße,

TOBI