Und Los!

Dieser Satz ist vielleicht ein passender Einstieg in meinen Freiwilligendienst, denn genau so fühlte es sich am Donnerstag, den 06.09.2018 auf dem Flughafen in Frankfurt am Main irgendwie an. Alle Sachen waren gepackt, die meisten Abschiede gemeistert und ich von „Zuhause“ bereits hunderte Kilometer entfernt. Um 22:30 Uhr startete dann unser Flieger, ein wirklich riesiger Airbus A380-800 nach Dubai.

Hannah und ich vor unserem Abflug in Frankfurt.

Unsere Zwischenlandung dort verlief leider etwas aufregender als geplant, da meine Mitvolontärin Hannah glatt ihr Handy eher unfreiwillig in Händen von Emirates ließ.. Obwohl direkt in Dubai registriert, nämlich nur schätzungsweise zehn Minuten nach Verlassen der Maschine, konnten wir vor Ort nicht allzu viel ausrichten und mussten ohne das vergessene Telefon die Weiterreise nach Lusaka, Sambias Hauptstadt antreten. Glücklicherweise sollte sie es aber in einigen Tagen wieder in Empfang nehmen dürfen. Kurz nach 15 Uhr setzte unser Flugzeug dann mit minimaler Verspätung in Lusaka auf, wo uns warme 34°C entgegen schlugen. Vor der Einreise ins Land kauften wir am Flughafen noch unser Business-Visum, das uns vorerst einen Aufenthalt von 30 Tagen ermöglicht, bis die endgültige Aufenthaltserlaubnis beantragt ist. In Empfang genommen wurden wir von Father Jerome, einem der Salesianer aus der Kommunität, die in Lusaka ansässig ist und in der wir auch die erste Nacht schliefen.

Lusaka-Airport

Einer geht noch..

Die Sache mit dem Schlafen gestaltete sich allerdings leider nicht sonderlich lang, da wir am nächsten Morgen um 04:30 Uhr den Bus nach Mansa, unseren Einsatzort nehmen sollten, der mit Passagieren und Gepäck quasi überladen dann doch erst eine gute Stunde nach geplanter Zeit vom Busplatz abfuhr. Aus diesem Grund haben wir auch auf Rat der Salesianer noch unser Gepäck aufgeteilt, um nur die Sachen, die wir für die ersten Tage wirklich benötigten auf die Reise nach Mansa mitzunehmen. Dieser Tipp war im nachhinein betrachtet ziemlich wertvoll, da wir unsere Rucksäcke teilweise stundenlang auf dem Schoß halten mussten, um frei nach dem Motto „Einer geht noch..“ Platz für weitere Mitreisende zu schaffen, die sich eher an der Decke hangelnd zu ihren Sitzen bewegten, als zu laufen, da im Gang bereits alles vollgestellt mit Tüten, Taschen und Eimern war. Deswegen war es ganz praktisch nicht unter 40kg begraben zu sein, da sich sonst wohl einfach irgendwann meine Beine von mir verabschiedet hätten..

Trotz der beachtlichen Geschwindigkeit, mit der besagter Bus unterwegs war, brauchten wir geschlagene 11 Stunden für ca. 760km und waren mehr als gerädert, als wir zum ersten Mal einen Fuß in Mansa auf den Boden setzten konnten. Hier machten wir die Bekanntschaft von Father John, der uns netterweise von der Haltestelle abholte und mit uns zum Don Bosco Campus und zum Compound der Salesianer fuhr. Dabei erfuhren wir, dass zur Kommunität, abgesehen von unserem Direktor Father Antonio und noch einem weiteren Salesianerpater, den wir leider noch nicht kennenlernen konnten, er selbst und ein weiterer Brother, der ebenfalls John heißt erst seit kurzem zugehörig sind und somit also genauso neu wie wir.

Nur schlafen…

..das war zumindest einer der vorrangig herrschenden Gedanken in meinem Kopf, als wir dann unsere Zimmer beziehen durften. Dazu ist aber auch zu sagen, dass ich wohl überdurchschnittlich gern schlafe und deshalb auch einmal vor ein paar Jahren während einer ziemlich interaktiven Predigt in Wechselburg  auf die Frage, was den Begriff „Zuhause“ für mich ausmache, nicht etwa „Menschen, die ich liebe und die mir Geborgenheit vermitteln“ oder solch eine wirklich weitergedachte Antwort, die wohl erwartet wurde, von mir gab, sondern nur „also auf jeden Fall da, wo (m)ein Bett steht“..manchmal muss man eben Prioritäten setzten.

Hannah und ich haben sogar jede unser eigenes Zimmer, welche nach der Ankunft unseres Restgepäcks aus Lusaka mittlerweile auch mit allerlei Fotos und herumfliegenden Zetteln gefüllt sind. Den Preis für die genialste Moskitonetz-Konstruktion würde ich aber ohne Umschweife mir zuschreiben, da selbiges, übrigens einstündiges Projekt mit beinahe überquellendem Erfindertum daherkommt. Brother John hat, als ihm der Anblick zu Teil wurde zwar nur lachend beigetragen er habe hier noch keinen einzigen Moskito gesehen, er war aber meiner Meinung nach dennoch und vielleicht etwas unfreiwillig beeindruckt, behaupte ich zumindest jetzt mal einfach so.. Anschließend wurden natürlich direkt Wetten abgeschlossen, ob meine Erfindung wohl die Nacht überdauern würde und wie wahrscheinlich es wohl wäre, dass ein mitternächtlicher Schreckenschrei aus meinem Zimmer den halben Flur aufweckt. Absoluter Unfug! Das Ganze wird hervorragend halten und mir in der Regenzeit noch gute Dienste leisten! 😉

Hier versinkt mein Zimmer noch im Chaos..

Das fertige Meisterwerk.

Nun aber erstmal zurück zum Beginn unserer Zeit in Mansa..verzeiht meine Gedankensprünge, aber all das neu erlebte in verständliche Worte zu fassen, ist wirklich eine Herausforderung, da man gar nicht weiß, wo man beginnen soll, aber bekanntlich ja am Anfang..

Alles ziemlich neu

Vom Tagesablauf, über das Klima bis hin zum Essen, gefolgt von der Sprache, den Menschen, der Umgebung und einfach der Gesamtsituation war alles genauso neu wie schön! All diesen potenziell überfordernden Aspekten zum Trotz habe ich mich in der Kommunität direkt wohl gefühlt, die neben den zurzeit anwesenden bereits erwähnten Salesianern auch noch aus fünf Hunden, einer Katze und zwei Kätzchen besteht. Lustigerweise lautet der Name der Katzendame „Walter“, da wohl die Haustiere üblicherweise nach Mitgliedern der Kommunität benannt werden, die ja im Normalfall alle männlich sind, außer natürlich wenn Bonn Volontärinnen nach Mansa entsendet..;)

Durch den Namen allerdings noch nicht Kuriosum genug, nimmt Walter ab und zu nicht ganz freiwillig Flugstunden in Deckenventilator-Höhe, nämlich immer dann, wenn sie, unbelehrbarer Weise Father Antonio wiederholt beim Abendessen nervend, versucht etwas vom Tisch zu ergattern. Dann lernen in Mansa selbst Katzen fliegen. Groß zu stören scheint es Walter allerdings nicht, ganz der eingefleischte Überlebenskünstler, landet sie immer auf vier Pfoten.

Walter und ihre Kätzchen.

Neu vernetzt

..waren wir dann nach erstem Besuch in Mansa-Stadt auch, da wir nun Dank eines äußerst geduldigen Mitarbeiters („…und dann drücken Sie einfach hier…“) des hiesigen Mobilfunkanbieters Zamtel, stolze Besitzerinnen lokaler SIM-Karten sind. Das hat zwar auf Grund unseres anfänglich ziemlich großen Unverständnisses für das eigentlich einfach, wie geniale Prinzip der Vernetzung im Land etwas gedauert, dann konnte ich aber doch mit einer abschließenden Demonstration zeigen, dass die mühevollen Erklärungen nicht umsonst waren und wir das System verstanden hatten. So durften wir mit den nunmehr aktivierten Neuerungen von dannen ziehen. Danach hatten wir sogar, als wir endlich den Weg dahin gefunden/erfragt hatten, noch die Ehre Mansas Bischof Patrick Chisanga kennenzulernen, dessen Büro direkt neben Father Antonios liegt. Abschließend ging es dann auf der Ladefläche des Pickups wieder zurück, wobei die Aussicht besser nicht hätte sein können, nur die Stoßdämpfer des Wagens haben sicherlich schon bessere Zeiten erlebt. Alles in allem also im wahrsten Sinne des Wortes ein bewegter Tag!

Über meinen Tagesablauf könnt ihr bald in einem separaten Artikel lesen, da ich mich mit der Länge dieses Beitrags  bei den eher lesefaulen wohl nicht gerade beliebt mache, aber es freut mich, wenn ihr es bis hierher geschafft habt. 😉

Sonnige Güße aus Mansa und bis bald!

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  1. Christopher

    Sehr schön geschrieben. Liebe Grüße aus der Heimat

  2. Ben Patzina

    Lesefaul bin ich aber bei diesem Text kommen sogar lesfaule auf ihre Kosten (Frau Günther wäre stolz auf dich, wir sind es schon) 🙂

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