In diesem Beitrag möchte ich mich gern allgemein unseren Einsatzbereichen und -orten widmen, die sich hier in Mansa äußerst vielfältig gestalten. Hauptschauplatz stellen dabei die Don Bosco Secondary School und das Oratorium, im englischen „oratory“ genannt, dar. Diese beiden hängen nur wenig zusammen, das heißt, dass die Schulkinder andere sind, als die, die zum Oratorium kommen, was für uns am Anfang einen doppelt schwierigen Einstieg verhieß, da unheimlich viele Namen auf uns einprasselten..aber eins nach dem anderen.

 

Das Oratorium mit Basketballplatz.

Der Hof für die Assembly in der Schule, noch völlig leer.

Don Bosco Secondary School

Diese ist eine weiterführende Schule von der achten bis zur zwölften Klasse, mit ungefähr 600 Schülern, die hier ihr Abitur machen. In Sambia herrscht offiziell bis zur siebten Klasse Schulpflicht und es müssen keine Schulgebühren entrichtet werden, um allen den Zugang zu grundlegender Bildung zu ermöglichen, was natürlich gut gedacht ist, sich hier Theorie und Praxis aber leider nicht vollständig decken, weil nicht alle Kinder eine Schule besuchen. An der Sekundarschule, die unser Arbeitsfeld ist, werden hingegen pro Trimester, denn so ist ein Schuljahr hier aufgeteilt, Gebühren bezahlt. Wir befinden uns gegenwärtig im dritten Trimester, das heißt der Neustart, den wir mit den Schülern Anfang September erlebt haben, war nicht der Start in ein neues Schuljahr, sondern der Startschuss für den letzten Abschnitt des Jahres. Im Dezember werden also die gegenwärtigen Zwölftklässler ihren Abschluss machen. Das erste Mal haben wir die Schule an einem Sonntag, dem Tag nach unserer Ankunft, noch völlig menschenleer besichtigt und dann am Montag die ersten Schüler kennengelernt. Mittlerweile ist es schön auf das Gelände zu kommen und den Großteil mit Namen begrüßen und gedanklich auch in die richtige Klassenstufe einordnen zu können. Jede Stufe teilt sich noch in A und B- Klassen, die Achte sogar in A, B und C. Jede Klasse hat ihren eigenen Raum, in welchem der gesamte Unterricht stattfindet. Es existieren aber zusätzlich noch ein Labor und ein Computerraum, die genutzt werden können. Die Klassen tragen interessanterweise neben dem bezeichnenden Buchstaben einen individuellen Namen, der mit dem Leben Don Boscos in Verbindung steht. Zum Beispiel „Valdocco“, dem Turiner Stadtteil, in welchem er 1846 das erste Oratorium gründete, „Becchi“, seinem Geburtsort oder „January 31st“, Giovanni Boscos Todestag im Jahre 1888. Hier lernen die Schüler unter dem Motto: „Education is a Matter of the Heart!“ von 07:45 Uhr bis 15:30 Uhr. Der Tag beginnt jeden Morgen um 07:15 Uhr mit einer Versammlung auf dem Hof aller Klassen, wobei sich geordnet in Reihen aufgestellt wird. Während dieser beten alle zusammen, es werden organisatorische Ansagen und auch Zurechtweisungen getätigt, die vor allem die äußere Erscheinung der Schüler betreffen, da es eine Norm für Kleidung, also die Schuluniform, die Schuhe und den Haarschnitt gibt. Außerdem findet immer ein sogenannter „Morning Talk“ statt, der meist motivierender Art ist, eine Moral enthält oder die Schüler dazu anspornen soll ehrgeizig und fleißig zu sein, um mit ihren Fähigkeiten eine Bereicherung für die Gesellschaft zu sein und sich bestmöglich einzubringen. Dabei dürfen die Schüler dann meist die Aussagen der Lehrer nach deren „Are we together?“ („Sind wir uns da einig?“) mit einem kräftigen „YES!“ bejahen. Die morgendlichen Ansprachen kommen üblicherweise von Lehrkräften, Father Antonio, Father oder Brother John und manchmal auch von Hannah oder mir. Nach der „Assembly“ gehen alle in ihre Klassen und der Tag beginnt.

Über den Türen lässt sich an Hand eines Schildes der Name der Klasse ausmachen.

Wir sind auch während der Unterrichtszeit immer mal in der Schule zugegen, wenn wir auf Grund von Vorbereitungen mit bestimmten Lehrkräften sprechen möchten und ansonsten regelmäßig in den Pausen, um Zeit mit den Schülern zu verbringen, die sich immer über ein Spiel oder eine Bastelidee freuen. Zurzeit haben wir ein Großprojekt am Laufen, das sich ganz um die (Massen-) Produktion von Armbändern dreht, von Father Antonio bereits mit einem „Fieber“ verglichen, da wir der Gemeinde helfen Geld durch den Verkauf dieser aus Wolle bestehenden Bänder zu sammeln. So teilen wir nun jeden Tag etliche, von uns bereits vorbereitete Pappscheiben mit den eingespannten Fäden an die fleißigen Schüler aus und weben in jeder freien Minute, um bis nächste Woche unserem Ziel, eine Anzahl von 200 Bändern zu erreichen, näher zu kommen…

Wir sind eifrig am Armbänder produzieren.

Clubtime

Ist immer Dienstags nach Schulschluss ab 15:30 Uhr, dann gibt es einen „Girls Guide“, einen Schachclub, ein Angebot, das Naturwissenschaften vertieft und vieles mehr. Wir haben angefangen  uns mit einem „Press Club“ zu treffen, um die schwarzen Bretter, die in der Schule an den Wänden hängen, mit Leben, Geschichten und sonstigen gesammelten Werken zu füllen. Dabei möchten wir die Schüler animieren sich für ihre Klassenkameraden unterhaltsame Inhalte, bestehend aus Witzen, Kurzgeschichten, Collagen oder Zeichnungen auszudenken, aber auch zu informieren, indem Termine festgehalten, Kommentare zu aktuellen Themen geschrieben oder spannende Interviews mit Lehrern und Schülern geführt werden. An den Freitagen ist nach Schulschluss allgemeiner Sportunterricht  und manchmal tagen Versammlungen oder es gibt Vorträge, die von bestimmten Stufen zu besuchen sind.

Das erste gestaltete Noticeboard.

Das Oratorium

Entstand im 19. Jahrhundert aus Don Boscos Jugendwerk und wird heute noch überall auf der Welt durch salesianische Träger praktiziert. Hier findet es täglich von Dienstag bis Samstag ab 14:30 Uhr statt. Es werden vor allem die Kinder aus der Gemeinde und Umgebung begrüßt. Sie kommen zum spielen und beisammen sein. Der Grundgedanke besteht darin, allen die möchten ein Zuhause und die Möglichkeit Teil einer Familie zu sein, anzubieten, wobei sich in dem Zusammensein die Elemente des Spielens, Betens, Lernens und dem Gefühl, an einen Ort „zu gehören“, vereinen sollen. Wir sind jeden Tag dabei und verbringen bis 17:30 Uhr Zeit mit den Kindern, denn dann heißt es „Times Up!“ oder „Inshitayapwa“ auf Bemba und alle versammeln sich zum „Good Night!“, ein Abendgebet, welches zweigeteilt für die älteren und jüngeren stattfindet. Einmal pro Woche gestalten Hannah und ich selbiges jeweils für eine der beiden Gruppen. Meist verknüpfen wir Bibelstellen mit Geschichten oder geben Impulse, die zum Nachdenken anregen, was bei den Jüngeren zusätzlich durch die Sprachbarriere erschwert wird, da die wenigsten wirklich Englisch sprechen und wir somit einen Übersetzer benötigen. Danach begeben sich alle nach Hause, aber natürlich nicht ohne sich ausgiebig noch mindestens dreimal von uns zu verabschieden. Die Kinder, besonders die Kleineren suchen durch Berührungen, wie an die Hand genommen werden oft Nähe und nutzen auch gern mal eine Schulter zum Anlehnen, was teilweise Vertrautheit schafft und Zuneigung spendet, aber andererseits vermutlich leider vom Fehlen dieser Gesten im Übrigen zeugt, die ihnen wohl nicht allzu oft geschenkt werden.

Holy Childhood

Hier sei noch kurz die Holy Childhood erwähnt, ein Treffen von Kindern und Jugendlichen jeden Sonntag, wobei morgens ein Kindergottesdienst stattfindet und sich am Nachmittag des weiteren zur Katechese mit anschließendem Spiel getroffen wird. Hier wird vor allem die Bibel thematisiert, was auch einen erzieherischen Charakter ins Geschehen einfließen lässt, da fast die ganze Zeit über alle still sitzen und zuhören, was definitiv keine Selbstverständlichkeit für aufgeweckte Kinderseelen ist! 😉

Lange Tage, kurze Nächte

Hier beginnen die Tage früh, wenn es noch angenehm kühl ist, denn die Messe, die wir jeden Morgen besuchen beginnt um 06:30 Uhr, wenn Father Antonio dran ist auch mal 06:25 Uhr. Danach geht es direkt zur Assembly in die Schule. Der Abend klingt dann nach Verlassen des Oratoriums mit dem Rosenkranzgebet um 18:30 Uhr aus, gefolgt von einem Stundengebet in der Kapelle. Unsere anschließende Müdigkeit zeigt sich dann meist beim Abendessen an Kleinigkeiten, wenn zum Beispiel eine von uns anfängt unbeabsichtigt, aber dennoch zielgerichtet, kleine Zwiebelstückchen, die natürlich eigentlich für den Salat gedacht waren, durch zu ruckartige Messerbewegungen in den Schuhen der anderen zu platzieren oder man einfach nur mit dem Kopf im Spülbecken schlafen möchte, obwohl der Abwasch wartet.

Ihr seht also, viel los hier und die Ideen und Energien fließen stetig! Jede freie Minute, die wir nicht mit den Kindern und Jugendlichen verbringen, wird mit Nachdenken und Planen gefüllt. Langweile haben wir auf keinen Fall und dass allen die Zeit, die wir hier schon verbracht haben, nämlich ziemlich genau einen Monat, viel länger vorkommt, ist bei so viel Leben auch verständlich! Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht!

Damit ein bis bald aus dem zurzeit ziemlich windigen Mansa!