Segel drehen - Neuanfang

Martin in der Elfenbeinküste

noch 100 Tage, oder was jetzt schon bleibt

Noch klar habe ich vor Augen, wie ich mit ziemlich Bauchweh in Böbingen in den Zug gestiegen bin, um meine Heimat ein Jahr lang hinter mir zu lassen. Manchmal kommt es mir gar vor, wie wenn das erst Gestern gewesen wäre. Die Zeit vergeht, wenn man beschäftigt ist und gute Freunde hat, wie im Flug.

Und trotzdem ist es kaum zu glauben, was in diesem Jahr schon alles passiert ist. Vielleicht lässt auch gerade die Fülle und der Overload an Informationen, Eindrücken und Erlebnissen alles so kurz erscheinen. Solangsam fällt mir auf: Diese Zeit wird in absehbarer Zeit schon zu Ende gehen. Bin ich jetzt erst so richtig angekommen, muss ich ganz langsam aber sicher schon an den Abschied denken. Das Schuljahr neigt sich dem Ende und deshalb werden in nur zwei Wochen auch schon die ersten meiner Jungs gehen. Vielleicht, oder sogar sehr wahrscheinlich, werde ich vielen davon wortwörtlich „Adieu“ (– man sieht sich bei Gott) sagen müssen. Und das macht mir mein Herz schwer.

Mit einigen Jungs hier habe ich alles, ja man könnte und darf sagen: mein Leben geteilt. Manche sind mir gar zu Brüdern geworden. (Das ist trotz des Hautfarbunterschiedes tatsächlich möglich. 😀 ) Ich hoffe sehr dass die deutsche Weisheit: „Man sieht sich immer zweimal!“, hier wirklich zutrifft. Ich kann es mir nicht vorstellen plötzlich wieder ohne Christ, Claver, Simon und Raphael zu leben. Ohne sie wären die letzten neun Monate unerträglich gewesen. (Danke Jungs <3 )

Ich weiß aber auch: „Egal was kommt, es wird gut sowieso – und immer geht ne neue Tür auf irgendwo“ (Mark Forster). Deshalb freue ich mich auch schon auf alle, die mich in Deutschland erwarten und die neuen Aufgaben, die kommen. Und auch auf jede minute „Afrika“, die ich hier moch auskosten darf.

Was von mir bleibt? Ich hoffe so manches. Dieses Schuljahr stand immer unter dem Motto „Einfach da sein, damit das Leben junger Menschen gelingt.“ Das habe ich versucht und bin sicher manchmal gescheitert, aber die Jungs mögen mich und deshalb denke ich, ich hatte Erfolg. So manche Erinnerung und manches Wort von mir, wird sicher in den Köpfen „meiner“ Jungs bleiben.

Was bei mir bleibt? Noch wesentlich mehr. Vor diesem Jahr wollten wir über den Tellerrand hinausschauen, und das haben wir auch gemacht. Afrika ist nicht mehr nur irgendwo da unten und die Afrikaner sehen auch nicht mehr alle gleich aus. Ich habe viel für mich gelernt aber auch viel Wunderbares erfahren. wichtige Begriffe sind für mich „Tranquille“ „Yako“ und „Courage“ geworden. Auf Deutsch drücken diese drei Wörter gleich einen ganzen Berg an Wörtern aus: Liebe, Geduld, Ruhe, Gelassenheit, Nur Mut, Liebe, Selbstbewusstsein, Freundschaft und Gott vertrauen. Ich habe mich hier entwickeln könne und viel gelernt. Und wusstet Ihr zum Beispiel, dass hier in Westafrika zu einem kirchengemeindefest wirklich 1000 Menschen anrücken? Und das trotz der Armut einfach alles geteilt wird? Ich bin sicher: Gott ist da, mitten unter uns!

Jetzt möchte ich hier aber noch keine Aufbruchsstimmung verbreiten. Es kommt noch viel und darauf freue ich mich schon sehr. Bald kommt uns der Bischof besuchen, dann werden wir noch ein paar Ausflüge unternehmen und feiern und dann kommt noch das Ferienprogramm. Das alles kann nochmal großartig werden. Ich bin gespannt was noch so alles kommt. Heute zum Beispiel haben wir das Fest des Heiligen Domenico Savio gefeiert. Super fest, große Gaude, viel Gemeinschaft und Spaß. Trotz Stromausfall hat die Kirche gebebt und niemand ließ sich durch den Regen die Stimmung verderben.

Es ist superschön, dass ich, wenn das foyer in die großen Ferien geht, nochmal Neuanfangen darf, hier in der Elfenbeinküste. Ich darf nochmal neue Aktionen starten und komm hoffentlich auch nochmal viel zu Ruhe und zeit für mich. danke für eure Unterstützung und Euer an mich denken.

Viele grüße also an Alle, genießt den Frühling und die Zeit.

Bis wir uns wiedersehen, halte er euch fest in seiner Hand.

In Liebe,

Euer Petit-Blanc-Mart!eng-Midi-Soir-Achso-Coolotto-LC

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2 Kommentare

  1. Anedddeeeeee! wie ich euch einfach vermisse! Viele Grüße zurück nach SüdIndien, einen schönen Domenico Savio Tag und viel spaß. Man sieht sich

  2. Annette

    Hey Martin/Master der Robben-Klänge!
    nicht nur dieser, sondern auch deine anderen Blogeinträge sind echt mega gut geschrieben!
    Macht immer Spaß, was Neues von dir zu lesen und Input zu bekommen 😉
    Ahoi, ich wünsch dir für die kommenden 100 Tage nur das Beste und auf geht’s in den Endspurt! 🙂
    Liebe Grüße aus Süd Indien,
    Annette

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