Puri, Nudeln, Idli, Idiyappam (von oben links im Uhrzeigersinn)

Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht gefragt werde, ob ich bereits gegessen habe. Meist bin ich dann genau auf dem Weg, eben jenes zu tun. Und laufe ich dann dieser Person, nachdem ich gegessen habe, wieder über den Weg, dann kommt zu sehr hoher Wahrscheinlichkeit, erneut die Frage, ob man denn jetzt gegessen hat. Oder sind wir zur Mittagszeit in der Grundschule oder auf dem Weg von ihr nach Hause und kommen an einer Gruppe vorbei, die draußen etwas essen, dann werden wir immer gefragt, ob wir nicht mit ihnen etwas wollen. Und als wir in unserer Anfangszeit mit dem Direktor sprachen meinte der, wir sollen uns regelmäßig wiegen und solange unser Gewicht gleich bleibt, am besten aber zunimmt, ist alles gut, und sollten wir mal zu einer Mahlzeit nichts essen oder nur wenig, werden wir gleich gefragt, ob es los sei und das wir etwas essen sollen. Am Tisch direkt, werden wir dann eigentlich immer mit „Take, Take“, oder „Take some more“ dazu aufgefordert, mehr zu essen oder neues auszuprobieren.

Essen hat in Indien einen besonderen Standpunkt. Und das zu Recht, denn ohne Essen würden wir keine neue Energie aufnehmen und bald zu nichts mehr in der Lage sein. Und im Grunde ist es auch eine Statusanzeige, je variabler, je besser schmeckend, je besser und es ist etwas, auf das alle recht einfachen Zugriff drauf haben, um etwas draus zu machen.

Essen – eine besondere Erfahrung

Ein bei uns im Projekt typisches Mittagessen. Reis mit Sambar und ein paar angebratenen Karotten, bzw in diesem Fall noch mit etwas, was nach irgendwie fritierten Blumenkohl schmeckt.

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass dem Akt des Essens eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Während unseres Urlaubs über Silvester verbrachten wir zwei Nächte in einem kleinen Rainforest Retreat. Dort erzählte eine der Mitarbeiterinnen, dass es darum geht, dass Essen nicht nur zu schmecken, sondern mit allen Sinnen zu erfahren, quasi das Essen zu ersinnen.

Das ist auch der Grund, warum mit den Händen gegessen wird, denn neben dem offensichtlichen, dem Schmecken und Riechen des Essens, soll das Essen auch erfühlt werden und das geht eben nur mit den Händen. Da die linke Hand als unrein gilt, wird hier aber hauptsächlich die rechte benutzt.

Dosai mit Kokosnuss-Chutney

Neben dem fühlen kommt dann auch noch das hören dazu. Es soll gehört werden, wie das Brot gebrochen wird, wie es sich in der Soße vollsaugt und im Mund zermalmt wird, was aber kein Grund ist, mit offenem Mund zu essen.

Als letzter Sinn sollen dann auch noch die Augen angesprochen werden. Daher wird oft auf großen Platten oder Bananenblättern gegessen und viele verschiedenfarbige Soßen oder angebratenes Gemüse oder andere Speisen, auf einer großes Fläche, aufgetischt.

Chapati mit Sambar

Um nun auch wirklich mit allen Sinnen das Essen zu genießen, sollte man auch nicht durch andere Dinge, wie ein Handy, einen laufenden Fernseher oder andere Arbeit, vom Essen abgelenkt werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt beim Essen ist, warum in Indien eigentlich im Schneidersitz sitzend auf dem Boden gegessen. Das soll dafür sorgen, dass das Blut nicht in die Beine rauscht, sondern gezielt auf Höhe des Magen bleibt, um möglichst viel aus der Nahrung zu machen.

Auch sie sagte dann nochmal, dass das Essen eine gemeinschaftliche Angelegenheit ist. Man isst und kocht eigentlich nicht nur für sich allein, sondern teilt das Essen mit anderen.

Das indische Essen

Naan und Paratha mit Paneer butter masala

Einer der Hauptbestandteile des Essens ist Reis. Mittags gibt es eigentlich immer nur Reis, zumindest bei uns. In verschiedensten Arten wird er zubereitet und erweitert. Am Abend und am morgen gibt es zwar auch immer in einem der Töpfe Reis, aber auch meistens Fladen (zumindest bezeichne ich sie als solche) oder andere köstlichkeiten. Aber vieles, was vielleicht auch nicht direkt nach Reis aussieht, besteht aus Reismehl. Vor allem bei den Fladen gibt es einige, die aber auch aus anderen Dingen, wie Weizenmehl bestehen. Dazu gibt es dann verschiedene Soßen, die eigentlich immer mit verschiedenem grünen, Gemüse und Gewürzblättern, bestückt und teilweise auch mit Fisch oder Fleisch ergänzt sind. Oft gibt es dann auch noch direkt, angebratenes Gemüse, Fisch und Fleisch auf dem Tisch.

Biryani

Geht man durch die Straßen, so sieht man überall kleine Kiosks, die verschiedenes Frittiertes anbieten. Teilweise sind es eher Herzhafte Kringel oder Kugel, manchmal sind es aber auch süße Stückchen. Vor diesen Läden stehen oft größere Menschenansammlungen und trinken Tee.

Dabei handelt es sich meist um einen sehr leckeren Milchtee, den sogenannten „ChaiTea“. Das ist Schwarztee, mit einem Schuss Milch und ein paar anderen Gewürzen wie Kardamom, Ingwer, Fenchel oder Anis.

Hier im Projekt bekommen wir neben dem „ChaiTea“, der auch das Nationalgetränk Indiens ist, andere Teearten, wie LemonTea oder IngwerTee, die von unserer Köchin Amma in einem Sieb immer direkt zusammen gemischt werden.

Parotta

Neben Amma, die das Essen für die Community kocht, ist unser zweiter Essensspezialist Father Monsingh, der neben dem, das einfach alles gesund ist und wir daher alles essen sollten, immer wieder kleine Dinge am Esstisch zusammenbastelt. So kann ich jedem nur empfehlen, die richtige Menge Salz in ein Glas SevenUp zu kippen, um einen „total different taste“ zu erleben und ein brühendheißes, frisch gebratenes Spiegelei mit ganz viel Pfeffer ist gut gegen Halsschmerzen.


Ein kleines Essens 1×1

Naan
Einer der angesprochenen Fladen, gibt es in der Variante mit Butter oben drauf und Käse überbacken. Nicht unbedingt direkt typisch für die Gegen hier und gibt es daher eigentlich nur in Hotels

Paratha
Eine andere Art von Fladen aus Weizenmehl

Braunes Dosai mit Kokosnusflocken

Paneer
Ein indischer Frischkäse

Masala
Überbegriff für Gewürzmischungen

Panner butter masala
Eine Soße, bzw. ein Dipp für die Fladen.

Sambar
Die vielleicht häufigste Soße Indiens. Wird sowohl zu Reis als auch zu Fladen serviert.

Dosai
Ein Fladen aus Reis. Gibt es auch in Versionen mit Füllung.

Chutney
Eine Cremig-Flüssige Soße, die in verschiedenen Formen vorkommt. Die häufigste Form ist Kokosnuss-Chutney, das zu eigentlich allem mit serviert werden kann. Dann gibt es auch noch beispielsweise TomatenChutney, grünes Chutney aus beispielsweise Minzblättern oder braunes Chutney.

Chapati
Ein Fladen aus (traditionell zumindest) vollkorn Weizenmehl.

Biryani
Ein herzhaftes Reisgericht. Der Reis wird vor dem Garen angebraten. Das besondere an gutem Biryani ist, dass ein genauer Garpunkt von verschiedenen Zutaten erreicht werden muss, damit alles perfekt miteinander harmoniert.

Puri
Ein in siedenem Öl gebackenes Fladenbrot.

Idli
Kleine Küchlein aus Uhrbohnen und Reis, in Dampf gegarte Küchlein, ein typisches südindisches Gericht.

Idiyappam
Ein ebenfalls in Dampf gegarter Teig, bestehend aus Reismehl, der zuvor in Nudelform gepresst wurde.

Parotta
Ein Fladenbrot aus Südindien, dass mit Paratha aus Nordindien gleichheiten hat. Der Teig aus Weizenmehl und Öl wird durch gekontest durch die Luft schleudern extrem dünn, dann zusammengelgt und aufgerollt und zuletzt in Öl gebacken.

Wenn es die nächste Zeit andere Speisen zu essen gibt, werde ich diesen Beitrag mit weiteren Bildern versorgen und die Liste ergänzen.


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