Anfang Mai war es leer im Projekt. Indien war mitten in den Sommerferien. Auch die Abendzentren kamen nach einigen Tagen voller Spiele und einer Abschlussfeier zu einem Ende.
Leer war es im Projekt.
Doch die Stille sollte schöner Weise nicht lange wären. Gar nicht lange. Denn Anfang Mai stand bereits das Englischcamp an.
Englisch für Fortgeschrittene
Über die Sommermonate lebten und halfen zwei Brothers im Projekt. Sie waren auch hauptsächlich für die Organisation und die Durchführung des Camps zuständig. Aber auch wir waren in der Durchführung involviert.
Um halb zehn ging es für die elf Schülerinnen und Schüler los. Es wurde gebetet und Texte vorgelesen. Einer von uns hielt einen kurzen Goodmorningtalk. Dann begann die erste Stunde. Grammatik. Es folgte eine Vokabeleinheit und wieder eine Stunde Grammatik. Über die Pause mussten die Schüler dann Sätze mit vorgegebenen Worten bilden. Nach der Pause ging es dann mit der ConversationClass weiter.
Wir übernahmen dabei die Vokabeleinheit und die ConversationClass. Meistens verbanden wir die Themen. So führten wir beispielsweise morgens Vokabeln zu Städten und Wegfindung ein und nachmittags ging es darum, Wege zu beschreiben. Nach etwa einer Woche kamen unsere Fathers auf die Idee, dass es ja viel Sinnvoller ist, wenn die Schüler mithilfe abgespielter Konversationen, die sie nach reden sollen, lernen und so hatten wir nur noch Vormittags zu unterrichten.
In der Überschrift steht, „Englisch für Fortgeschrittene“ und genau das war es. Viele sprachen bereits sehr gut Englisch. Einige waren sogar bereits in vorhergehenden Jahren hier gewesen. So war es eine ganz andere Erfahrung, als beispielsweise in den Grundschulen. Wir konnten viel besser mit den Mädchen und Jungs reden und Dinge erklären. Vor allem war es so aber auch einfacher, komplexere Spiele zu erklären, mit denen wir den Unterricht weiter auflockerten.
Mit Spielen wurde auch die letzte Stunde, nachmittags nach der „ConversationClass“, des Tages gefüllt. Die Jugendlichen waren während des Camps in zwei Teams eingeteilt. Durch die Spiele konnten sie am Ende des Tages nochmal ordentlich Punkte sammeln. Auch diese Zeit für Spiele übernahmen wir ab und an.
Einmal organisierten wir eine große Rally durch Vilathikulam. Es galt nach Umschlägen zu suchen, in denen ein Bild war, auf dem der nächste Ort war, bei dem gesucht werden musste. Am Schluss galt es dann noch den großen Schatz zu finden.
Ein anderes Mal versteckten wir den im ganzen Haus Karten mit einer Nummer und einer Aufgabe drauf. Jedes Team suchte nun nach einer Nummer und wenn sie die Aufgabe richtig lösten, gab es Punkte und sie durften wieder würfeln, um die neue Nummer zu bestimmen.
In der dritten Woche bereiteten wir ein großes Quizz vor. Es galt Worte zu bilden, Geräusche zu erkennen oder eine Reihenfolge an Bilder sich zu merken.
So verging jeder Tag und immer gab es etwas Neues zu erleben. Vor allem war es auch sehr interessant zu sehen, wie die Dynamik innerhalb der Gruppe sich stetig veränderte. Denn am Anfang waren noch alle sehr schüchtern. Alle saßen sehr für sich da und es war sehr schwer, sie für ein Spiel zu begeistern. Doch schnell änderte sich dies und bald war viel Bewegung und Begeisterung in der Gruppe.
Für uns war diese Zeit nochmal etwas ganz anderes und besonderes, denn auch wenn wir „nur“ unterrichteten, war es ein kompletter Gegensatz zu den Grundschulen.
Ein großes Jubiläum
Neben dem Englischcamp, das ja für sich schon etwas sehr großes war, war im Mai nicht viel los. Für uns zumindest. Die Salesianer waren beispielsweise im Mai auf der Hochzeit des Bruders unseres Direktors, wir blieben aber im Projekt, zusammen mit einem der Brother, damit er sich nicht alleine um das Camp kümmern musste.
Ein weiteres großes Ereignis gab es aber doch, vom dem ich berichten möchte.
Wir haben hier ab und an Besuch von einem Priester (kein Salesianer) der jetzt im nördlicheren Indien lebt, aber von hier kommt und hier auch zum Priester geweiht wurde.
Dieser hatte im Mai sein silbernes Priesterjubiläum und das bedeutete, eine große Feier stand an.
Die Feierlichkeiten fanden auf dem nahen Gelände der Schwester des St. Charles Convents statt.
Zunächst gab es einem großen Gottesdienst im Freien. Priester von überall her nahmen daran teil. Auch ein befreundeter Bischof war zu Gast. Nach dem all die Priester auf die Bühne gezogen waren, folgte ein Gottesdienst, der in keiner Weise zu lang, sondern sehr angemessen war. Und da der Priester des tamilischen nicht mächtig war, zu vielen Teilen auch auf Englisch. Zusätzlich bildete einer unserer Brother und einer der Brother, die über den Sommer bei uns lebten, ein wunderschönes Gesangsduo und ergänzten den Gottesdienst mit wunderbarer Musik.
Auf Gottesdienst, einigen Dankesworten und Tänzen folgte dann das große Essen, das leider damit endete, dass der ganze Platz voller Pappteller, Becher und Essensreste war. Als es dann wieder leer war, halfen wir mit, alles einzusammeln und in die breitstehenden Mülltonnen zu schaffen. Nur damit diese dann in den nächst besten Graben außerhalb der Anlage gestoßen wurde. Immer wenn wir am Convent vorbeifahren, sehen wir all die Pappteller und vor allem die Plastikstücke, die immer weiter ausgebreitet, die Natur schmücken.
Aber abgesehen davon und all dem Essen, dass übrig blieb und zu großen Teilen weggeschüttet wurde, war es ein wunderschönes Fest und ein würdiges Jubiläum.
Ende Mai, als das Camp vorüber war und alle ihre Abschlusstests bestanden hatten, ging es für uns auf unsere zweite große Reise. Doch Mai ist Mai und Urlaub ist Urlaub.
Auf bald,
Lukas
Alle Monate auf einen Blick
Die Monatsübersicht
Schreibe einen Kommentar