Meine lieben Leser, hier melde ich mich wieder, eure ständige Berichterstatterin aus Cotonou. Was istr so passiert in den letzten zwei Wochen, in denen ihr in Sachen „Na-wie-geht-es-der-Lena-so“ auf dem Trockenen saßt. Also…wir haben noch zwei neue Mädchen im Maison du Soleil bekommen, aber keine neuen Kinder. Wie das, fragt ihr euch? Nun ja, die Babys lassen noch ein paar Monate auf sich warten, weshalb ich jetzt zusätzlich zu meinen Kleinen drei Große mit dickem Bauch bei mir habe. Obwohl groß eine ziemliche Übertreibung ist, denn die jüngste unter ihnen ist gerade mal vierzehn. Dabei musste ich mit Schrecken feststellen, dass sie dabei nur zwei Monate älter ist als meine kleine Schwester- also noch sehr klein! Außerdem beginnt gerade die große Regenzeit, was heißt, dass fast alle Kinder erkältet sind. Dazu kommt noch eine zielich ansteckende Augenentzündng und einmal fievre typhoide. Aber seit wir eine eigene Krankenschwester für das Maison du Soleil haben, ist das alles in guten Händen. Eine gute Neuigkeit ist, dass der kleine Ismael (ihr erinnert euch: das zu früh geborene Baby) fleißg wächst und gedeiht. Er ist zwar immer noch winzig, aber nähert sich wenigstens einer Größe, die man als „sehr klein“ bezeichnen könnte.

Zum Thema Regenzeit lässt sich sagen, dass ich endlich wieder schlafen kann! Die Nächte sind nicht mehr so heiß und teilweise habe ich in der letzen Woche morgens auf dem Zem sogar eine Strickjacke gebraucht…vermutlich hatte es eiszeitähnliche Temperaturen unterhalb der 30° Marke!

So…das lässt sich über die allgemeine Lage sagen. Ach, ich habe noch vergessen, dass ich sehr glücklich bin! Ich habe nämlich eine Gruppe Deutscher gefunden, die genauso gerne „Tatort“ sehen, wie ich. Deshalb ist der Sonntagabend jetzt fast wieder wie zu Hause. Nur die Bügelwäsche fehlt, die mich sonst immer durch den Tatort begleitet hat, aber die fehlt auch nicht wirklich.

Besondere Ereignisse gab es eigentlich nur zwei. Zum einen habe ich am vergangenen Dienstag einige meiner Spendengelder verpulvert. Allerdings zu einem, meiner Meinung nach, wirklich guten Zweck. Über den assistant social des Maison du Soleil, habe ich von einer Familie erfahren, die in großen finanzielle Problemen steckt. Die Situation ist folgende: Ursprünglich kommt die Familie aus Parakou, im Norden Benins. Der Vater arbeitete dort mit Schneidern zusammen und macht Stickereien auf Hemden, Tuniken etc. Allerdings war dieses Geschäft irgendwann dort nicht mehr lohnenswert, weshalb er beschloss mit seiner schwangeren Frau und seinen drei Kindern nach Cotonou zu gehen. Bis seine Maschinen aus Parakou eintreffen sollten, arbeitete er als Angesteller für einen anderen Sticker. Der allerdings ließ ihn drei Monate für ihn arbeiten und bezahlte ihm eifach keinen Franc. Das kommt hier leider häufiger vor. Am Ende kündigte der Vater, hat aber bis heute von seinem Lohn nichts gesehen. Das bei der Polizei zu melden lohnt sich nicht wirklich, denn die Kosten die dann für Anwälte etc. entstehe, wären größer als die geschuldete Summe. Dazu kommt, dass die Mutter der Familie vor eineinhalb Wochen Zwillinge zur Welt gebracht hat. Spätestens als ich letzteres gehört hatte, war für mich klar, dass ich in diesem Fall gerne helfen würde. Als kurzum rauf aufs Motorad und hingedüst. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und durfte abwechselnd alle fünf Kinder auf dem Schoß haben. Für die Hilfe waren sie alle unglaublich dankbar, der Vater hatte sogar Tränen in den Augen. Ihr seht also, eure Spenden kommen an! Und die Dankbarkeit gilt natürlich besonders euch, den Spendern!

Ich habe allerdings nicht nur gegeben, sondern auch bekomen. Vorgestern nämlich habe ich meinen Geburtstag gefeiert und dabei den ganzen Tag alle Menschen in meinem Umkreis mit dem Hinweis, auf mein geradezu biblisches Alter (19) genervt. Obwohl meine Familie nur am Telefon da war, habe ich einen tollen Tag gehabt. Die Schwestern und meine lieben Mitvolontärinnen haben beim Mitagessen die obligatorische Geburtstags-polonäse getanzt und mir dabei ein Geschenk überreicht, mit dem ich jetzt meine Handtaschensammlung aufmotzen kann. Abends dann noch zusammen sitzen mit all meinen Freunden in Cotonou, in einer super coolen Bar, in der ich mich fast wie in Grand Popo gefühlt habe. Auch der Himmel war mir gnädig und hat mich vor einem, in letzter Zeit sehr häufigen, Platzregen verschont. Nachdem das Internet heute wieder geht, habe ich dann auch noch all die lieben Geburtstagsgrüße lesen könne, die ich aus der ganzen Welt bekomen habe. Vielen Dank dafür.

Ein glückliches GeburtstagskindUnd schöne Geschenke!

So, das war es für dieses Mal. Nächste Woche haben wir vor nach Porto-Novo zu fahren, ein Bericht folgt natürlich.