Lena in Benin

Ein weiterer strassenkinder.de Blog

Frohe Weihnachten!

Jetzt ist es also so weit: Weihnachten in Benin, fern der Heimat und der Familie steht vor der Tür. Ein wirklich komisches Gefühl, besonders, weil la Fete hier nicht wirklich groß gefeiert wird. Obwohl, das stimmt eigentlich gar nicht; es ist nur so, dass hier um Weihnachten nicht so ein Hype gemacht wird, wie bei uns, wo die Schokoladennikoläuse schon im September im Supermarkt stehen und man ab dem 20. November kein Radio mehr hören kann, ohne ausschließlich mit „Last Christmas“ beschallt zu werden. So schlecht finde ich das dann gar nicht. Im Grunde genommen gibt in Benin nur recht wenige Hinweise auf das kommende Fest. So glitzern zum Beispiel seit etwa drei Wochen am Straßenrand viele Stände mit schrecklich kitschiger Weihnachtsdekoration (Plastikgirlanden, Plastikchristbäume, Geschenkpapier etc.), viele Marktfrauen tragen Weihnachtsmannmützen und an jeder Ampel, an der man mit dem Zem wartet, wollen einem Händler chinesisches Plasikspielzeug „pour les enfants“ andrehen. Das wirkt in der Hitze und Umgebung Afrikas doch etwas fehl am Platz.  Auch in den Familien wird es nicht groß gefeiert, nur die Kinder gehen am 24. mit Masken von Haus zu Haus und sammeln Süßigkeiten und ein bisschen Geld. Das erinnert zwar eher an Haloween, aber das hat hier eher was mit den traditionellen Bräuchen zu tun. Ich dachte ja, dass wenigstens in der Communauté der Schwestern Weihnachten als großes Fest gefeiert wird. Aber auch hier geht man es eher geruhsam an. Morgen Abend gibt es ein gemeinsames Essen und eine Messe um 22.00 Uhr. Wir haben uns dann noch für ein bisschen Zusammensitzen und Lieder Singen eingesetzt, also wird es hoffentlich ein gemütlich, besinnliches Abend. Den werden wir aber auch brauchen, denn der Vormittag wird heftig: Weihnachtsfeier für das Maison de l’Espérance und alle Espace éveils, das heißt alleine 200 Kinder zwischen 3 und 5 Jahren, die zwei Stunden beschäftigt werden wollen. Aber die Kinder freuen sich sicher und für uns ist es ja der letzte Arbeitstag vor den Weihnachtsferien. Und die werden Valerie, Adeline und ich in Ghana verbringen, worauf ich mich schon unglaublich freue! Das heißt aber auch für euch, dass ich mich erst wieder in der ersten Januarwoche melden werde, dann aber natürlich mit Fotos und Geschichten von meiner Reise!

Wovon ich euch aber vorher noch unbedingt erzählen möchte, ist unser Hühnerprojekt. Ja, ich gebe zu, das klingt merkwürdig, ist aber an sich eine tolle Sache. Zur Erklärung: Meine Familie und eine befreundete Familie hatten sich überlegt, dieses Jahr zu Weihnachten eine Patenschaft für ein Mädchen aus dem Foyer, hier in Cotonou, zu übernehmen. Ich fand und finde das eine tolle Sache und habe mich gleich darum gekümmert. Dann gab es alerdings einen dringenden Fall, bei dem ene Patenschaft erwünscht war. Dabei handelt es sich um eine Familie mit vier Kindern, der finantziell das Wasser wirklich bis zum Hals stand. Der Vater hatte schon seit Jahren keine Arbeit mehr gefunden und konnte deshalb seit Monaten die Miete für das winzige Zimmer, in dem sie zu sechst gehaust haben, nicht mehr bezahlen; vom Schulgeld für die Kinder ganz zu schweigen. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und verschwand, ohne ein Wort. Aus Verzweiflung wandte sich die Mutter an die Schwestern, die ihr Hilfe versprachen. Plötzlich tauchte dann der Vater wieder auf. Angeblich hatte er nur außerhalb von Cotonou Arbeit gesucht. Seine Frau fragte dann auch nicht lange, Hauptsache er war wieder da! Aber durch die Patenschaften, die wir jetzt für die Familie übernommen haben, konnte auch schon viel für sie getan werden. So gehen die drei älteren Kinder zur Schule, die Familie hat ein größeres Zimmer und es ist eine Hühnerzucht geplant, um sie in Zukunft finanziell selbstständig zu machen. Deshalb vorhin der Hinweis auf unser Hühnerprojekt. Gestern hatte ich dann die Möglichkeit, die Familie einmal zu besuchen und mir selbst ein Bild von den Veränderungen zu machen. Es war ein toller Besuch, bei dem man gemerkt hat, wie viel glücklicher alle jetzt sind und wie dankbar und eifrig dabei das Geld auch sinnvoll zu verwenden. Ich habe mich dabei natürlich gleich in das vier monate alte Baby Loth verliebt, der dann auch die ganze Zeit, die ich da war, nicht von meinem Arm wollte. Aber auch die anderen drei Kinder sind sehr süß und de flüchtige Vater machte einen besseren Eindruck, als ich dachte. Ich glaube es tut ihm wirklich Leid, dass er einfach so Hals über Kopf das Weite gesucht hatte…das möchte ich dann aber auch hoffen!

Meine Patenfamilie

Nun, jetzt kennt ihr meine Patenfamilie, die Weihnachtsbräuche in Benin und mir bleibt nichts, als euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest zu wünschen. Feiert schön und genießt die Zeit mit eurer Familie! Denn erst, wenn man die einmal nicht um sich hat, merkt man, wie wichtig sie doch ist. Ach ja, und einen guten Rutsch ins neue Jahr natürlich, in dem wir uns ja dann hoffentlich wieder sehen 🙂

Vorheriger Beitrag

Nächster Beitrag

Ghana

  1. christel höhn

    liebe lena,
    immer wieder spannend und anregend Deine berichte zu lesen.
    auf diesem wege – Dir einen guten start ins jahr 2013 –
    alle geduld, die Du brauchst fürs weiterarbeiten
    gute gesundheit
    ein ereignisreiches, frohes und glückliches neues jahr.
    herzlichst
    christel

Schreibe einen Kommentar

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Läuft mit WordPress & Theme erstellt von Anders Norén