„Leise rieselt der Schnee…“. Jaja, so sang man am vergangenen Wochenende zu Hause, im kalten Deutschland. Wohingegen ich, wie der Titel meines heutigen Blogs vielleicht schon verrät, drei Tage verbracht habe, die den Gedanken an Winter gänzlich verblassen ließen.

Aber ich beginne von vorne. Das letzte Wochenende war ein langes, da wir, dank eines hohen muslimischen Feiertags, am Freitag frei hatten. Und weil wir seit inzwischen drei Monaten hier sind und Cotonou noch fast nie verlassen haben, haben wir beschlossen diese drei Tage zu nutzen, um mal ein bisschen raus zu kommen. Dazu konnten wir dann gleich unsere Kontakte nutzen, die wir am Tag der deutschen Einheit mit den anderen Volontären geschlossen hatten und die uns vier freie und kostenlose Betten in Grand Popo verschafft haben. Ja, ihr habt richtig gelesen, das Ziel unserer Reise heißt wirklich Grand Popo. Dabei handelt es sich um ein Fischerdorf an der Grenze zu Togo, das DER Ort für ein langes Wochenende ist. Bei uns würde man sagen ein Badeort, wo die reichen Städter für ein paar Tage hinfahren. Übrigens noch zu dem, zugegebenermaßen, ungewöhnlichen Namen: „Popo“ kommt von dem portugiesischen Wort für „Fischer“ und hat absolut nichts mit den ausladenen Hinterteil vieler Afrikanerinnen zu tun, wie wir anfangs vermutet haben.

Die Anreise allein war schon super. Die öffentlichen Transportmittel in Benin bestehen, jedenfalls wenn man längere Strecken zurücklegen will, aus Sammeltaxis. Das heißt an großen Plätzen findet man grundsätzlich sehr bunte und sehr, sehr klapprige Autos aus denen laut „Porto Novo“, „Lomé“, oder eben „Grand Popo“ geschrien wird. Dann heißt es sich einen Platz zu sichern und bloß keinen Zeitdruck zu haben. Denn das Taxi fährt erst, wenn es voll besetzt ist. Allerdings hat „voll besetzt“ hier eine etwas andere Bedeutung, als bei uns. Offiziell hat bei uns ein normales Auto neben dem Fahrer noch vier frei Plätze. Anders in Benin. Hier finden in einem Taxi locker sechs Leute Platz, den Fahrer nicht mitgerechnet. Das heißt zwei Leute auf dem Beifahrersitz, und vier auf der Rückbank. Und das bei Temperaturen um die 35 Grad und ohne Klimaanlage. Lauschig! Allerdings haben wir vier auf der Hinfahrt beschlossen uns ein bisschen Komfort zu gönnen und ein Taxi nur für uns vier zu mieten. Das war dann zwar für jeden um 1000 Francs teurer, aber wir konnten wenigstens atmen! Apropos Kosten: normalerweise kosten die knapp 90 km von Cotonou nach Grand Popo 1500 Francs, umgerechnet ungefähr 2,40 Euro pro Person. Vielleicht sollte ich das mal der deustchen Bahn als Vergleichspreis schicken…

Gruppentaxi auf der Rückfahrt

Nun, wenn man die Großstadt Cotonou hinter sich lässt, wird einem erst einmal die Urbanisierung  deutlichst vor Augen geführt. Denn es ist gar nicht so einfach, die Stadt hinter sich zu lassen. Über eine Stunde lang fährt man eigentlich nur durch die Vorstädte von Cotonou , die nahtlos ineineander übergehen. Danach allerdings haben wir zum ersten Mal wirklich gesehen, wie dieses Land aussieht. Sehr grün, mit vielen Palmen, Seen und hohem Gras. Eigentlich traumhaft schön. Und endgültig in Grand Popo angekommen, da ist mir bewusst geworden, was wir bisher verpasst haben. Ich habe euch ja schon von meiner Begeisterung erzählt, als ich in Ouidah zum erstem Mal das Meer gesehen habe. Aber Grand Popo war einfach…der Wahnsinn! Anders lässt es sich nicht ausdrücken! Im Grunde genommen ist es wie in einem Traumreisekatalog. Ein kilometerlanger Sandstrand, an den der Atlantik brandet. Kokospalmen, die den Strand säumen. Am Strand sind nur sehr wenige Menschen. Hübsch bemalte Häuser und die hölzernen Fischerboote und das alles bei strahlendem Sonnenschein. Gut, auf den zweiten Blick ist es natürlich nicht ganz das Paradies. Der Strand ist, gelinde gesagt, nicht besonders sauber und natürlich sind auch hier die Leute arm. Aber irgendwie hat man den Eindruck, dass sie es gelassener nehmen als in Cotonou und ich habe eigntlich niemanden getroffen, der nicht wenigstens einen einigermaßen zufriedenen Eindruck gemacht hat. Gewohnt haben wir an diesem Wochenende bei Adrian, einem Volontär aus Berlin, der ein Jahr in Grand Popo in einem Umweltprojekt arbeitet. Er und seine Mitvolontärin haben ein eigenes Haus, praktisch direkt am Meer mit Palmen im Garten. Ein weiterer Vorteil war natürlich, dass wir mit Adrian einen ortskundigen Führer hatten und am Sonntag auch gleich bei einem seiner Freunde zum Krabbenessen eingeladen waren. Das war durchaus eine Herausforderung, denn erstens gehört es zum guten Ton zur Begrüßung gleich mal ein Glas Palmenschnaps zu trinken, auch wenn es erst zwölf Uhr mittags ist. Wenn man dann seinen Magen mit einem guten Mittagessen ein bisschen beruhigen möchte, muss man erst einmal zu besagtem Essen vordringen, denn eine Krabbe hat, wie mir in diesem Moment klar wurde, einen sehr, sehr harten Panzer. Aber auch das ließ sich mit Einsatz der Zähne gut lösen. Insgesamt ist mir die Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Afrikaner in den drei Tagen in Grand Popo deutlicher geworden, als in  den drei Monaten Cotonou davor, was aber vermutlich an der typischen Anonymität der Großstadt liegt. Was wir außer Krabbenessen und Schnaps trinken noch gemacht haben? Ersteinmal lang geschlafen! Das erste mal seit wir hier sind länger als neun Uhr. Dann an den Strand und ins Meer. Das ist hier übrigens gar nicht so einfach, weil der Alantik ist eben ein Ozean und kein Gartenteich und der Wellengang ist durchaus beeindruckend. Das ist vielleicht der Grund warum wir mustterseelenallein am Strand waren. Danach im Schatten der Palmen Kokosnüsse schlürfen und Ananas essen, ein bisschen lesen, ein bisschen durch das Dorf schlendern und abends dann Lagerfeuer am Strand mit Trommeln und Gesang. Und natürlich nicht zu vergessen, den romantischsten Sonnenuntergang, den ich je gesehen habe. Also wenn das nicht traumhaft ist, weiß ich ja auch nicht!

Aber alles hat seinen Preis, in meinem Fall ein Sonnenbrand, wie ich ihn noch nie in meinem Leben hatte (trotz 50 plus Sonnencreme!) und ganze 52 Moskitostiche- an einem Bein! Aber diesen Preis habe ich gerne bezahlt und wir kommen garantiert wieder!