Meine Zeit in Indien

Freiwilligendienst im Care Home Nilavaarapatti, Tamil Nadu

Die Anfänge

Wir sind jetzt gut drei Wochen hier, die Zeit verging wie im Flug und doch kommt es mir schon ewig her vor, als ich mich von meiner Familie verabschiedete und das Abenteuer Indien begann.

Doch was habe ich eigentlich die letzte Zeit so erlebt ?
Die Anfänge waren um ehrlich zu sein nicht ganz einfach. Vor ca zwei Wochen ging hier im Projekt eine Fieberwelle um und ein Junge nach dem anderen landete im Krankenzimmer. Die Anzahl der Kanken stieg rapide und es lagen jeden Tag neue Gesichter auf der Krankenstation und das gesamte Projekt hustete. Die Father hatten uns gewarnt und erzählt, die Jungs seien die etwas kälteren (immernoch warmen) Abende nicht gewohnt und sobald einer Krank sei, verbreiteten sich Krankheiten hier wie im Lauffeuer.
So dauerte es nicht lange, dass es auch mich erwischte und ich geschlagene drei Tage mit Fieber im Bett verbrachte. Die Father waren sehr besorgt, wollten ständig dass ich ins Hospital fahre und meinten nur „take rest , take rest!“. Genau das tat ich auch und kam zum Glück auch ohne Hospital Aufenthalt wieder einigermaßen schnell auf die Beine.

Letzte Woche Dienstag war es dann soweit und einige Jungs berichteten uns ganz aufgeregt, dass Ferien seien und sie für eine Woche nach Hause zu Familie oder Verwandten gehen würden. So war es dann auch und über zwei Tage verteilt strudelten jeden Tag neue Familien ein, schauten sich das Projekt an und holten die Jungs, einen nach dem anderen ab, bis nur noch wir, die College Boys und ein paar wenige der Kleineren übrig geblieben waren. Allgemein gibt es hier im Care Home sehr viel Besuch und beinahe jeden Tag kommen neue Leute um sich das Projekt näher anzuschauen und manchmal bleiben sie auch zum Abendessen.
So kam es vor Kurzem vor, dass ein Mädcheninternat aus Salem einen Ausflug ins Care Home unternahm und einen Nachmittag lang die Einrichtung besuchte. Das wollten auch Emely und ich uns nicht entgehen lassen und so zog es uns aus unseren Zimmern ins Projekt. Als die Mädchen uns, in ihren Uniformen und langen geflochtenen Zöpfen erblickten, winkten sie uns aufgeregt zu, tuschelten miteinander und zeigten mit den Fingern auf uns, als wären wir die größte Attraktion. Wir kamen nicht weit, da hatte sich auch schon eine Menschenmenge an Mädels um uns herum gebildet und wir waren im wahrsten Sinne des Wortes umringt. Alle plapperten wild auf uns ein, sodass wir nicht wussten, wem wir uns als erstes zuwenden sollten und einige der Mädchen versuchten sogar uns zwanghaft zu berühren. Das alles war uns fast ein bisschen zu viel, sodass wir erleichtert aufschauten, als Max der Hund im Projekt gemächlich auf uns zutrottete und die Mädchen erschrocken und ängstlich zur Seite sprangen und uns den Weg freimachten. Wir gingen zum Eingang um uns ein bisschen freie Luft zu verschaffen, doch kamen nicht weit da nahmen uns auch schon die Lehrerinnen des Mädcheninternats unter ihre Fittiche und wir mussten ein Selfie nach dem anderen schießen.
Alles in allem war es ein sehr witziger, wenn auch etwas anstrengender Vormittag und eines ist sicher: Als weißes Mädchen in Tamil Nadu bist du auf jeden Fall eine Attraktion.

Dies bestätigte sich auch eine Woche später, als Emely und ich endlich das erste Mal alleine das Projekt verließen um ein wenig mit Ayamita, unserer neuen Freudin, shoppen zu gehen.
Um ca elf Uhr vormittags holte uns Lingam unser Fahrer in seiner Rikscha ab und es ging auf in die Stadt. Die Fahrt war sehr amüsant und wir dachten bei jeder zweiten Kurve aus der Rikscha zu fallen. Es machte einen heiden Spaß so am Verkehr teilzunehmen und den Fahtwind bei der Hitze zu spüren war angenehm. In Salem angekommen lud Lingam uns erstmal auf einen guten (enorm süßen!!!) indischen Kaffee ein und kaufte Emely und mir zwei in Fett rausgebackene Gemüsetaschen. Das Streetfood hier ist noch schärfer als das Essen im Projekt, aber es schmeckte trotzdem köstlich! Danach trafen wir Ayamita an der Bushaltestelle und verabredeten uns mit Lingam auf vier. Zusammen mit Ayamita machten wir uns zu Fuß auf den Weg zu unserem ersten Geschäft. Der Fußmarsch war anstrengender als erwartet, da die pralle Sonne auf uns schien, uns überall Leute anstarrten und der Verkehr so kaotisch war, dass Ayamita uns mehrmals an die Hand nahm und über die Straße zog. Endlich im Laden angekommen waren wir froh über die Klimaanlage, mussten jedoch bevor wir das Geschäft betreten durften, erst durch eine Sicherheitskontrolle, was hier in Indien normal zu sein scheint. Endlich im inneren des Supermarktes kam es uns vor wie im Paradies. Schokolade über Schokolade und neben Snickers uns Nutella wanderten auch Butter und Käse in unsere Einkaufstüten. Alles wie wir feststellten schon mehr oder weniger lang abgelaufen, doch konnten wir der Versuchung trotzdem nicht widerstehen und bisher gehts uns auch noch gut:D…
Neben Lebensmitteln kauften Emely und ich uns auch noch Chuddies, indische Gewänder die Frauen hier tragen und die am Rang einen Schlitz haben. Darunter trägt man dann Pumphosen oder wie wir einfach Leggins. Pro Chuddie zahlten wir gerade einmal 290 Rupies was umgerechnet um die 4 Euro entspricht und damit wirklich billig ist. Allgemein ist hier in Indien alles ziemlich billig wie wir feststellten. Anschließend ging es für uns dann mit dem Bus zurück zum Treffpunkt wo wir uns mit unserem Fahrer verabredet hatten. Da die Busse hier immer nur wenige Sekunden halten muss man beinahe springen um ein- und aussteigen zu können.
Im Projekt angekommen fielen wir beide dann beinahe Tod in unsere Betten und waren nach all dem Trubel nicht unfroh ein Projekt ein bisschen außerhalb der Stadt erwischt zu haben…

Die letzten Tage haben wir an sich Vormittags eher weniger zu tun gehabt, da die hier gebliebenen Jungs vormittags im College sind und wir damit fast alleine im Projekt. Deswegen besuchen wir oftmals die Farm oder chillen ein bisschen auf der Veranda und machen Yoga. Auf der Farm leben momentan zwei Schweine (Piggeldi und Frederick) sowie einige Kühe, drei (mega süße) Kälbchen und einige Ziegen, unter anderem auch das kleine Baby Jack und der kleine aber alt aussehende Benjamin Button. Neben den Hoftieren leben hier auch eine Menge Hasen und Wellensittiche. Alles in allem fühlen wir uns hier im Projekt also sehr wohl und freuen uns schon riesig wenn morgen die ersten Jungs aus den Ferien zurückkommen und wieder ein bisschen mehr Action ins Projekt kommt.

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My Daily Life

  1. josef

    Laura! You are there finally! I’m so slow. I just called Suzi and she told me you’ve gone almost a month now. I have a lot to catch up. Now I’m reading your first 3 weeks blog and I must say, you are a professional writer/storyteller/blogger! I translate to English and it sounds perfect! Wow Laura!
    I’m glad you survived the flue! You are being brave to let your body overcome the sickness by resting. I know people over there pressure you to seek hospital but that’s not the best way always.
    It is funny how you describe getting the main attraction together with your friend as white girls. Then the dog came and girls runaway 🙂
    and also it was funny to read about your richshaw ride because I felt the same last time on the mountains! I was afraid that we gonna flip on every turn.
    Keep the good work and the blog and the photos and I promise from now and on to read on time 🙂
    Thank you for doing it. It’s so much fun to read and to know your perspective.

    • Laura Gnann

      Aww Josef its so nice to hear sth from you ! Thank you for your kind words, it realy made me very happy to read them ☺️. I will keep blogging and showing you pictures from here. I realy Love India, the Food, the Culture and especially the boys ! Feel so glad to be here altough it is sometimes kind of hard. How are you? Would Love to see you soon 🤗

  2. Alex Gnann

    Liebe Laura, das hört sich Alles sehr spannend an… bitte halte uns weiterhin auf dem Laufenden… einerseits weil wir wissen wollen wie es Dir geht…. und andererseits aus wirklichem Interesse über so ein Projekt… ich finde dass Du das super machst und auch wirklich gut klingst😊. Einen dicken Drücker von uns 3!!!! 😘

    • Laura Gnann

      Liebe Alex ,
      Das freut mich wirklich sehr zu hören! Danke für euer Interesse ☺️ Das ist echt süß und motiviert mich weiterhin Blog zu schreiben ! Ich hoffe euch gehts allen gut 🤗
      Liebe Grüße an Emma und Anton ❣️

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