Meine Zeit in Indien

Freiwilligendienst im Care Home Nilavaarapatti, Tamil Nadu

English Class

English Games Class auf dem Sportplatz

Wie der ein oder andere vielleicht weiß, gehört das Unterrichten von Englisch zu einer der Aufgaben, die Emely und ich hier im Care Home übernehmen. Die Jungs die von uns unterrichtet werden, sind mitunter die Jüngsten hier im Projekt und beschränken sich momentan auf gerademal vier, da sich einer von ihnen den Arm gebrochen hat. Vier Jungs klingt vielleicht sehr wenig aber wie wir schon nach unserer ersten Englischstunde feststellten, hatten wir auch mit den wenigen Jungs mehr als genug zu tun und es fällt uns immer wieder schwer die kleinen Racker in Schach zu halten.
Anders als in Deutschland haben die Kinder hier keine Eltern, die sich nach der Schule mit ihren Kindern zu den Hausaufgaben setzen oder mit ihnen Lernen. Zudem sind die Jungs noch zu klein, um selbstständig die Motivation aufzubringen zu lernen oder während des Unterrichts konzentriert aufzupassen. Das Resultat des Ganzen waren am Anfang Chaos, Motivationslosigkeit und ein heilloses Durcheinander. Mittlerweile wissen wir ganz gut, wie wir mit den Jungs umgehen müssen um sie im Schach zu halten und welche Tricks es gibt um sie zu motivieren.

Zum einen haben Emely und ich angefangen eine Sternchenliste zu führen. Jedesmal wenn ein Junge besonders gute Leistung erbringt, sich gut konzentriert oder bei einem Spiel gewinnt bekommt er einen Stern. Andersherum können Jungs die den Unterricht enorm stören oder sich nicht beteiligen wollen auch Sterne verlieren oder ein Minus bekommen. Haben die Jungs fünf Sterne gesammelt so bekommen sie etwas Süßes, meistens Gummibärchen. Die Jungs hier fahren total auf Süßigkeiten ab, was bedeutet dass die Sternliste eine ziemlich wirksame Motivation darstellt, vor allem weil die Jungs gegenseitig immer konkurrieren und mehr Sterne haben wollen, als der jeweils andere.

In unserer zweiten Stunde haben wir einem der Jungs mal einen Stern mehr gegeben, weil er besonders gut mitgemacht hat, woraufhin wir die komplette Stunde ignoriert wurden und uns einer sogar mit dem Mäppchen abgeworfen hat. Als sie aber gemerkt haben, dass wir uns von ihnen nicht einschüchtern lassen und unser System trotzdem durchziehen, haben sie sich alle ziemlich schnell wieder gefangen und arbeiten seither ganz gern mit dem Sternsystem. Hier ein kleiner Tipp am Rande: Die Jungs können ziemlich schnell beleidigt sein. Davon darf man sich vor allem am Anfang nicht einschüchtern lassen und sollte versuchen seinen Regeln und Systemen so treu wie möglich zu bleiben. Merken die Jungs, dass sie einen durch beleidigt sein und dumm tun nicht weich bekommen, beruhigen sie sich in der Regel ziemlich schnell wieder und akzeptieren dann das System. So waren zumindest Emelys und meine Erfahrungen.

Ein weiterer Motivationsboomer bei schlechter Konzentration sind Spiele. Die Jungs spielen um ihr leben gern und vor allem bei Konkurrenzspielen geben sie alles um zu gewinnen. Somit sind Spiele die perfekte Möglichkeit um gelernten Stoff wie Vokabeln nochmal zu wiederholen. Dabei achten Emely und ich immer darauf, dass die Teams möglichst fair sind, da wir zwei relativ starke und zwei etwas schwächere Schüler haben.

Morgens haben wir immer zwei Unterrichtsstunden im Klassenzimmer. Hier machen wir meistens Theorie und bringen den Jungs beispielsweise neue Wortfelder bei. Das klappt am besten mit Bildern, da den Jungs lesen noch ziemlich schwer fällt. Wenn Bilder nicht klappen, versuchen wir die Wörter auf Tamil zu übersetzen oder sie so gut wie möglich zu umschreiben.
Außerdem wiederholen wir morgens auch oftmals noch alte Vokabeln vom Vortag. Das machen wir meistens spielerisch mit Vokabelfußball, Galgenmännchen oder Bingo.
Nachmittags haben wir dann nochmal eine Doppelstunde English Class. Hier gehen wir immer auf den Sportplatz und versuchen den Jungs spielerisch English beizubringen oder den Stoff vom Morgen nochmal zu wiederholen. Das kappt meistens ganz gut, weil die Jungs auf dem Sportplatz oft viel motivierter sind als im Klassenzimmer und sich die Unterrichtseinheiten besser merken können, wenn sie sich dabei bewegen. Außerdem gilt auch am Nachmittag weiterhin das Sternsystem, weswegen die Jungs stets bemüht sind besser zu sein als der jeweils andere. Zum wiederholen der Vokabeln spielen wir oft Spiele wie Pantomime, Memorie oder irgendwelche Klatsch- , Hüpf- und Rennspiele.
Außerdem sind die Jungs alle ganz begeistert von Bilderbüchern, den sogenannten „Story Books“. Deswegen Blättern wir auch manchmal mit ihnen Bücher durch und fragen dann wie die Gegenstände auf den Bildern heißen. Zudem lassen wir sie ab und an Situationen wie einen Geburtstag, Weihnachten oder einen Tag im Zoo zeichnen, und anschließend die Bilder beschriften.

Alles in allem kann man sagen, dass der Unterricht hier um einiges actionreicher abläuft als in Deutschland und Kreativität gefragt ist. Alles was mit Bildern, Sport oder Spiel zu tun hat kommt bei den Kleinen immer gut an und ist für sie leichter zu lernen.

Bilder malen und beschriften

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  1. Susanne Gnann

    Wow
    Dinge die so leicht aussehen können so schwer sein wenn man nicht mit vollem Herzen und Freude dabei ist aber du bist es das spüre ich aus jedem Wort……
    Ich bin so froh zu sehen wie glücklich du bist und wie sehr du die Kinder schon in dein Herz geschlossen hast .
    Dein Lachen und deine warme intelligente Art Menschen anzunehmen und Ihnen Wissen Mit so viel Spaß beizubringen ist einfach so schön………..
    Ja das vermiss ich am meisten dein ansteckendes Lachen und gleichzeitig dein aufgewecktes Interesse Menschen zu faszinieren und zu motivieren …….
    Und dich in den Arm zu nehmen
    Also von mir bekommt ihr beide einen wunderschönen Glitzer Stern auf das ihr noch viel Spaß an den Kleinen habt
    💫🌟hab dich soooooo lieb fette Umarmung und so schön dich glücklich zu sehen
    Deine Mama

    • Laura Gnann

      Danke Mama ☺️💓 du bist echt zu süß! Vermiss dich auch 😚 hab dich lieb

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