hu’ding’n ding’n ding’n ; hu‘ ding’n ding’n ding ( im Hintergrunde „indische-„/ Schlangentanzmusik- So geht das doch den ganzen Tag!

Doch stimmt das?

Was höre ich hier eigentlich für Musik? Ist es wirklich wie in einem Bollywood Film? Immer die Hände aneinander in Kurven tanzen? Nein, ist es nicht.

Ich höre natürlich über mein Handy ganz normal meine Lieblingsmusik aus Europa oder Amerika. Meine Mädchen hier aber nicht-“ deine Musik ist so langweilig und langsam“

Lust auf ein bisschen Musik aus Tamil Nadu? Klicke hier  oder hier !

Und, kann man dazu abgehen? Also ich  find die Musik ziehmlich cool und könnte in einem Club (für alle Älteren, das sind unsere Discos) super tanzen.

Doch in Chennai gibt es kaum Clubs. Und wenn, dann nur über Hotels betrieben. Wenn ich in einem war, werde ich es berichten.

Doch zum Abgehen brauche ich auch garkeinen Club. Ich tanze fast täglich mit meinen Mädchen wild durchs Haus und besonders mit meiner Freundin V. hab ich dabei viel zu lachen.

 

Wer mich kennt weiß, dass ich für alle albernen Tänze und Posen bereit bin.

 

Warum ich keinen Sari anhabe?

Habe ich so gut wie nie.  Ich trage so genannte Chudis oder auch Chulida.

Das ist hier die übliche Kleidung für junge Mädchen. Ein Chulida besteht aus einer Hose, einem Oberteil und einem Tuch. Die Hose kann locker oder eng wie eine Leggings sein, das Oberteil muss in meinem Alter mindestens T-Shirt-Ärmel besitzen und geht meistens bis kurz über den Knieen. Trägt man eine enge Hose, sollte es nicht über den Knieen enden. Das besondere an den Oberteilen ist der Schnitt, auf Höhe des Hüpftknochens geht es in zwei Teile auseinander. Das ist für die Beinfreiheit im Sitzen ziehmlich bequem.

Wann ist ein Chulida hübsch? Vorurteil: “ Wenn er möglichst bunt und musterlastig ist. Am besten alles durcheinander.“ Tja, wieder nicht ganz richtig.

Bei einem Chulida sollte das Tuch zur Hose oder zum Oberteil passen. Farblich aber auch mit Muster.

„Der perfekte Chulida“ (für Leser mit Kreativität):

Die Hose sollte farbig mit einem dezenten Muster haben. Das Oberteil eine andere Farbe aber mit gleichem oder ähnlichem Muster hat. Das Muster in groesser oder in einem anderen Farbenspiel. Das perfekt passende Tuch,  sollte jetzt aussehen wie die Hose, aber an den Enden in den Farben des Oberteils.

Ganz schön schwierig. Und gut, dass man nicht jeden Tag perfekt gekleidet sein muss. Zuhause darf man auch mal bunt mixen oder kurze T-shirts Tragen.

Damit ihr es euch nicht nur vorstellen müsst, gibts natürlich auch ein Foto:

Eine Gruppe in Chulidas.

Wie soll man den Kleidung so passend zueinander einkaufen? Am besten im Set.  Zu Anfang habe ich Sets bestehend aus Tuch und Hose gekauft und dann kombiniert, jetzt kaufe Stoffsets. Diese sind fertig zusammen gestell und werden dann bei einer Schneiderin für mich zu einem kompletten Chulida genäht.

Diese beiden sind sehr geschmackvoll gekleidet

Für besondere Anlässe, wie der Messe am Sonntag morgen oder Feiertage,  trage ich dann immer mein Festkleid (jep, das da oben in pink). Hier tragen fast alle Mädchen Kleider oder besondere Chulidas mit goldenen Knöpfen oder Rändern.

Hier haben wir Feströcke, einen Sari und Festkleider an Diwali

 

Doch die Mädchen fangen schon an zu meckern, dass ich immer nur dieses eine Kleid anhabe. Ich habe aber nur dieses. Festkleider treffen noch nicht so ganz meinen Modegeschmack- vielleicht bin ich zu dick oder das Kleid zu auftragend, aber ich sehe immer aus wie eine riesige pinke Tonne.

Vor ein paar Tagen habe ich das geändert. Ich hatte einen Temin bei meiner Schneiderin für einen einfachen Sari.

Jetzt komme ich also zum Thema Sari.

Ich habe für den Geburtstag unseres Direktors einen festlichen Sari gekauft (Ein Foto gabs schon im Beitrag „Tanzen, Fangen, Schminken und Feiern I“). Er ist festlich, weil er ein goldenes Muster und einen grossen Goldrand hat. Auch ist der Stoff sehr schwer und teuer gewesen. Dieser Sari war für den Geburtstag angemessen und wird es noch für Weihnachten und meinen eigenen Geburtstag sein. Bei anderen Gelegenheiten ist er zu festlich.

Jetzt habe ich mir einen Sari gekauft, aus leichtem Polyester und in dezent hellem lila. Einen solchen Sari tragen Frauen, welche verheiratet oder Personen in Respektpositionen (z.B Lehrer) sind, alltäglich. Da ich keines von beiden bin, sollte ich den Sari auch nur zu besonderen Anlässen oder zum Ausgehen anziehen, also in die Sonntagsmesse oder für meinen deutschen Besucher Lukas.

Dieser Sari war ein Geschenk von unserer Köchin. Sie mag die Farbe an mir und hat sich gewünscht, dass ich ihn trage. Das Foto ist von letzem Sonntag.

Es gibt noch viele andere Möglichkeiten sich hier  in Tamil Nadu zu kleiden. Doch man sollte es vernünftig machen. Tamilen nehmen viel wert auf gepflegte und ordentliche Kleidung.

Hier einmal die Schuluniformen. Auch alles sauber, ordentlich und angemessen. Verschiedene Uniformen für verschiedene Schulen und Alter.

 

Und abschließend zur Kleidung: Schmuck, gemachte Haare und am besten noch Blumen sollten nie  fehlen. Ende mit der Kleidung.

 

Weiter gehts mit………. (Trommelwirbel)

Dem Verkehr.

(für alle die mich nicht persönlich kennen, links und rechts und Führerschein ist nicht so meine Welt.)

1.  In Indien herrscht Linksverkehr. Mir ist das zuerst nichtmal aufgefallen, ich hab mich einfach den Richtungen angepasst.

2. Es gibt unglaublich viele Motorräder und Rikschas.

3. Es ist unglaublich laut. Also alles ist unglaublich laut.  Die Motoren, die Rufe und besonders die Hupen. Je größer ein Fahrzeug, desto lauter die Hupe und je individuell der Hup-Sound, desto besser.  Wirklich,manche Hupen spielen halbe Lieder.

4. Hier gehört die Straße allen, nicht nur den Autos.

Deutsches Vorurteil: „Die kennen doch alle keine Regeln. So ein Chaos ist grauenvoll. Da fährt man einfach draus los, wahrscheinlich noch ohne irgendwelche Fahrschulung.“

Nur weil bei uns niemand aus den geraden weißen Straßenreihen tanzt, ist nicht alles andere regellos.

Man braucht sehr wohl einen Führerschein. An jeder Ecke stehen Polizeikontrollen und wenn dich da eine erwischt, wirds teuerer als die Führerscheinprüfung.

Die Straßen Chennais sind unglaublich voll, alle haben es eilig und jedes Fahrzeug transportieren größere oder kleinere Lasten, dafür wäre der deutsche Verkehr  garnicht ausgelegt. Doch wichtig ist, es nehmen alle Rücksicht. Es ist ein kleines bisschen wie Tetris puzzeln in jede Lücke schiebt sich ein Rikscha oder Motorrad um einem anderen Platz zumachen.

 

Die Sache mit dem Hupen ist einfach zuverstehen, hier wird die Hupe genutzt um auf sich aufmerksam zumachen. Somit bei jedem Spurwechsel, jedem Überholmanöver, bei jeder unübersichtlichen Kurve aber natürlich  auch wenn einem jemand an der Ampel zu langsam reagiert (Kennt man irgendwo her). 

Durch eine Verkehrsschulung im Projekt eines Mitvolontärs weiß ich, dass Regel zum Bems-und Reaktionsweg, 2-Sekunden Regel, Helmpflicht und Alkohlverbot auch hier gelten. Es ist nicht regellos. 

Das ist sehr ruhiger Verkehr. Hauptstraßen sind lückenlos voll.

Natürlich gibt es hier im Verkehr auch viele Probleme, das will ich garnicht schön reden. Tamil Nadu, der Staat in dem Chennai liegt, ist auf Platz 2 der Weltrangliste mit den meisten Verkehrsunfällen. Für Indien sind es die Meisten.  Viele Leute improvisiert beim Transport und vergessen oder übersehen ihre eigene oder anderer Leute Sicherheit. Auf der Autobahn hat letztes das Motorrad neben uns 6lebende Ziegen transportiert. So etwas geht hier. Wenn die Straßen voll oder schlecht geteert sind können auch kleiner Missgeschicke, Reaktionen von Fahrern oder einfach Pech zu Unfällen führen.

 

Natürlich gibt es noch viele weitere Klischees und Vorurteile, die Deutsche über Indien und Inder über Deutschland haben. Ich hoffe aus den Klischeeberichten kann eine ganze Reihe werden.

Abschließend zu diesem Artikel habe ich noch ein Siegerfoto meiner Mädchen. Sie haben am Sonntag den 1. Platz auf einem Tanzwettbewerb zum Thema Umweltschutz gewonnen.

Die stolzen Mädchen. Meine Familie hier.

 

Und weil Tanzen sooooo cooool ist, habe ich letzten Samstag auch einen Tanz mit meinen Kleinen aufgeführt. Das Fliegerlied. Der erste deutsche Tanzauftritt in diesem Projekt.

Ich und meine Kleinen ganz groß und stolz. Eine Woche hartes Üben hat sich gelohnt.

 

 

Morgen ist schon der erste Dezember. Kaum zu glauben wie schnell die Zeit vergeht. Deshalb gibts schon in wenigen Tagen den nächsten Artikel.

Natürlich feiern wir Weihnachten. Es ist ein christliches Fest.Hier leben auch viele Christen und mein Projekt ist katholisch.

Doch kommen bei 30° C schon Weihnachtsgefühle auf? Was schenke ich hier zu Weihnachten? Hören wir Weihnachtsmusik auf Tamil? 

 

Und mal etwas ganz anderes.

Ich brauche eure Hilfe. Es soll um mein erstes Spendenprojekt, euer gespendetes oder noch kommendes Geld und ganz ganz viele kleine Krabbeltierchen.  Das Projekt ist schon am laufen und jetzt möchte ich euch berichten.

 

 

 

Noch ein letztes für alle die Nachrichten mitbekommen. Ja, in Chennai ist vor ein paar Tagen ein Tsunami angekommen und es soll morgen wohl noch etwas kommen.

Mein Projekt ist weit von der Küste entfernt und ganz weit außerhalb der Überschwemmung. Auch war der Tsunami nicht „so“ groß, also keine stadtweite Katastrophe. Doch den Strand und die Fischer trifft es trotzdem immer als Erste. Also auch darüber schreibe ich beim nächsten mal ein bisschen.

Sich Sorgen um mich zu machen ist aber unberechtig. Mir geht es klasse und ich denke man kann lesen wie glücklich ich bin.

 

So und jetzt ist wirklich Schluss, ich gehe zum Abendessen. Es gibt guten Brijani von einem Sponsor.