Erst einmal Danke, für die vielen Kommentare unter meinem letzten Artikel. Es war schon auch von euch zu lesen. Manchmal kann es aber ein paar Tage dauern bis Kommentare öffentlich sind, da ich sie alle per Email erst lesen und dann bestätigen muss.

Am Montag Abend habe ich einen Anruf bekommen. Father Leo:” Morgen 6 Uhr gehts los. Pack ein was du für 2Tage brauchst” (Er sprach natürlich in Englisch).

Am Dienstag ging es dann in einem Auto voller Jungs, zwei Fathers und uns deutschen Volos 3h Richtung Puducherry/ Pondicherry. Wo liegt das? Klick hier

Den kleinen Ausflug hatte er uns schon angekündigt, ihn am Montag jedoch spontan verschoben, damit  wir alle an einer Trauerfeier in der Holy Spirit Church in Puducherry teilnehmen können. Danach ging es für die Jungen zurück nach Chennai  und für Matthias und mich in ein Auto mit zwei weiteren Fathers.

Father Antony und Father Matthew bilden zusammen mit unserem Direktor Father Leo eine lange Freundesgruppe. Seit der Schule, 23 Jahre her, sind die drei verbunden und haben gemeinsam die Ausbildung zu Salesianern Don Boscos durchlaufen. Father Leo und Father Antony sind Direktoren in Chennai und Father Matthew in Puducherry.

Ihr müsst euch meine Situation so vorstellen:

Wenn ein Father und besonders Father Direktor im Projekt zum Mädchenhaus kommt, versammeln sich alle im Gruppenraum in geraden Reihen. Die Sisters gehen still in die Küche und sorgen für besonderes Essen. Wenn eine von uns mit einem Father spricht, so wurde mir klar gemacht, müssen wir respektvoll ein Tuch über den gesamten Oberkörper und die Oberarme legen.

In Puducherry saßen Matthias und ich dann mit Father Direktor Leo und seinen Schulfreunden in einem Eiscafé und es wurde über Bier und Tanzduelle diskutiert (Das Tanzduell sollte mit einem Krug Wasser auf dem Kopf geführt werden. Da Father Leo eine Halbglatze hat wurde viel darüber gewitzelt, er hätte zum Schummeln einmal Kleber eingesetzt und seine Haare verloren.). Ich wusste schon, dass Father Leo mehr Humor besitzt als ihm viele im Don Bosco Anbu Illam Projekt zutrauen, aber so viel Spaß und Gelassenheit hatte ich nicht erwartet.

links: Father Leo
mitte: Father Antony
rechts: Father Matthew
(2 haben Haare, zwei haben einen Bart, 2 eine Brille – und zusammen haben sie gerade die Morgenmesse gehalten)

 

 

Den Abend verbrachten wir dann in Haus (genannt “Königreich”) Fathers Matthews. Es ist ein riesiges Gelände außerhalb der Stadt. 2004 war dieses Gebiet vom Tsunami stark verwüstet und so wurde dieses Projekt zur Unterstützung gegründet. Jetzt ist es eine Schule bis zur 8. Stufe, eine riesige Sport- und Spielfläche, Gemüsebeete und zwei Wohnhäuser für Fathers und die 15 Jungs. Die Jungs haben keinen Schulabschluss, können im Projekt aber trotzdem eine Ausbildung zum Mechaniker oder Techniker machen.

Dieses Bild ist auf dem Dach der Schule aufgenommen. Dieser See ist gar keiner. Es ist die Überschwemmung der Regenzeit. Wenn es keine Menschen gefährdet, dann ist das Wasser richtig romantisch.

 

Am Dienstag Abend, den 7. November 2017, habe ich mein erstes indisches Bier getrunken. Es war einfach großartig. Kurz danach bin ich unendlich müde ins Bett gefallen.

Mittwoch 6:20 Uhr ging es mit einer Messe weiter.  Von den vielen Messen hier in Indien, war diese bisher  die schönste.

Nach dem Frühstück fuhren wir dann weitere 3h weiter Richtung Süden zur Lady Vellanganni (Lady of good health). An diesem Ort in Tamil Nadu soll Maria einem verzweifelten Milchjungen erschienen sein. Heute umfasst der Ort 3 Kirchen und ist einer der wichtigsten Wallfahrtsorte für indische Katholiken. Zur Karte gehts hier.

Die Morning Star Church hat Platz für 1500 Menschen. Alle Kirchen Rund um Vellanganni sind weiß und blau.

Sehr beeindruckt hat mich das Museum. Es bestand aus ganz ganz vielen Schaukästen bis oben voll mit Briefen. Es waren Briefe mit Bitten, Danksagungen, Fotos und Geschenken.

Von Vellanganni kann man in wenigen Minuten zum Strand laufen. Hier wütete 2004 der Tsunami am stäksten. Es starben 400 Menschen alleine am Strand und vor der ersten Kirche. Nur die Leute, die rechtzeitig in der Kirche waren, überlebten.

 

Ich möchte nochmal auf das Reisegrüppchen der Fathers zurückkommen.

Es ist bei Don Bosco so geregelt, dass . Fathers 6 Jahre in einem Projekt arbeiten und dann umsortiert wird. In Don Bosco Anbu Illam gab es den kompletten Fahters und Direktoren Wechsel 2016. Dieses System lässt die Projekte nicht veralten und eingefahren werden, gleichzeitig lernen die Fathers viele verschiedene Projekte und Menschen kennen. Father Antony aus Chennai hat vorher einmal in Punecherry gearbeitet, Father Matthew war vor 2016 Administrator in Don Bosco Anbu Illam Chennai  und Father Leo wird “der internationale King” genannt, weil er immer die großen Städte und Projekte abbekommt.

Zusammen können die Fathers viele alte Geschichten ausgetauscht und da Father Matthew unser Projekt ziemlich genau kennt, hatte er viele Fragen.

Er fragte auch wie es speziel einem Jungen geht. Paya. Ich wusste sofort wen er meint. Paya war mein erster gelernter Name im Jungenprojekt.

Uns wurde erzählt, dass Paya mit 4 Jahren in das Projekt kam und er stark gestottert hat. Man konnte nichts gesagtes verstehen. Wahrscheinlich ein Grund für seine Aufnahme. Aufjedenfall hat Paya damals ein Jahr lang jeden Tag in Father Matthew Büro auf dem Tisch gesessen und ihm erzählen und nachsprechen sollen. Auch heute merkt man noch, dass Paya Schwierigkeiten bei manchen Wörtern hat, einen sehr niedrigen IQ hat und trotz seiner 1cm dicken Brille schlecht sieht. Er hat es nicht leicht, ist aber trotzdem sehr fleißig und herzlich. Das was er in Englisch sagen kann, setzt er für Matthias und mich so oft wie möglich ein.

(Paya ist nicht der richtige Name, wir sollen nicht, und ich möchte auch nicht, die Geschichten der Kinder mit vollständigen Namen und allen Details im Internet veröffentlichen.)

 

In das Projekt in Punecherry, in dem wir übernachteten, werden keine europäischen Volontäre mehr geschickt. Es ist zu abgelegen und wimmelt Abend von Insekten. Father Matthew meinte, er fand es anfangs auch eklig aber man gewöhnt sich dran. Hier habe ich wieder gemerkt, wie gelassen ich schon geworden bin. Es schwammen zwar alle paar Minuten kleine Fliegen oder Ameisen im Essen und Bier oder Kakerlaken mussten vom Tisch gewischt werden, doch das Essen war super lecker. Leider konnten wir tagsüber keinen der wilden Pfauen sehen, dafür aber große Libellenschwärme. Auf dem Rückweg, nicht weit entfernt, habe ich auch noch aus dem Autofenster eine bestimmt 3m lange schwarze Schlange in einem Baum erspäht. Schon krass die Tiere aus unseren Zoos hier live zu sehen (in Chennais Zoo sind die 5 Rehe dagegen eine Attraktion). 

 

Donnerstag Morgen kam ich dann unglaublich müde im Saranalayam an. Alle freuten sich, dass ich wieder da war. Ich mich auch. Ich hänge schon sehr an meiner Mädchengruppe und hab sie schon halb vermisst. (Wie soll ich hier nur in 9 Monaten wieder abreisen?)

 

Seit Dienstag sind hier besondere Feierlichkeiten zu Ehren Marias und der bald beginnenden Weihnachtszeit. Jeden Abend um 7:30 bereiten die Kinder in Gruppen und eine Sister Gebete und Andachten vor. Das ist super schön mit anzusehen. Es werden viele Kerzen, Palmenblätter, eine echte Taube und keine Schauspielszenen eingesetzt. Auch werden immer wieder Zettel verteilt um seine Gedanken festzuhalten. 

Die Lichterandacht am Donnerstag mit zwei Kleinen als große Schauspieler.

 

 

Der Regen hat jetzt nachgelassen, doch das Wasser fließt noch immer nicht ab. Dieses Foto ist nur 5Minuten neben meinem Zuhause gemacht.

Heute hatte Sister Anitas Schwester 25. Hochzeitstag. Sie kam mit ihrer Familie und gesponsertem Essen für das Projekt. Zum Fest aßen wir von Palmenblättern. Die kleinen Mädchen haben die ganze Zeit gelacht, weil ich mich immer so komisch nach vorne beugen musste um nicht zu kleckern.

Ganz schön lang geworden der Artikel. In meinem nächsten Artikel geht es dann endlich mal um die Klischeethemen Kleidung und Verkehr.