Theaterbesuch mit kleinem Blick auf die moldawiesche Kultur 

Die ersten Grüße im neuen Jahr aus dem nicht wirklich winterlichen Chişinau,

 

nachdem ich gestern im Theater war, kam mir danach schnell die Idee, zur Abwechslung mal etwas über die moldawische Kultur zu berichten. Zumal mir anfangs ja doch einige gesagt haben, „A, die da unten sind ein anderer Schlag, die sind nicht zivilisiert, da gibt es keine Kultur.“

Ja man kann zu dem Schluss kommen, wenn man sich die Leute und deren Verhalten auf den ersten
Blick anschaut. Zum Beispiel…

  • Wird der Müll einfach auf die Straße geworfen, worauf ich vor allem bei unseren Kids sehr empfindlich darauf reagiere (vielleicht lernen sie es ja noch), es gibt auch vergleichsweise wenig Mülleimer
  • Werden Taschentücher von den wenigsten benutzt und es gibt sie auch nur in den größeren Supermärkten, man rotzt einfach auf die Straße (man spart sich immerhin das Geld und den Abfall)
  • Spucken die Leute sehr gerne auf den Boden, und das nicht nur im Freien (unsere Jungs machen das auch manchmal, danach gibt’s aber ein Donnerwetter)
  • Ist die Sprache öfters sehr ruppig und direkt, auch bei Erwachsenen

Soviel zu den größten Erfahrungen in Punkto Kulturabwesenheit. Jetzt aber zu meinem Theaterbesuch von „Chiriţa în Provincie“, im  Nationaltheater Eugene Ionesco. Theater gibt es in Chişinau wirklich viele, darunter auch eine Oper, Philharmonie und ein Theater eigens für Ballettaufführungen. Chiriţa în Provincie ist eine Komödie, in der es (soweit ich alles richtig verstanden habe), um Chiriţa geht, die ihren Sohn mit ihrer Nichte verheiraten möchte, um an deren Erbe zu gelangen. Leider hat sich ihre Nichte bereits in einen anderen Mann verliebt, der sich unter Verkleidungen ins Haus stiehlt und Chiriţa dadurch am Ende überlistet. Auch wenn ich nicht immer alle Witze verstanden habe, war es sehr lustig und oft hat allein die Mimik der Darsteller gereicht um einfach nur zu lachen. Im Anschluss gab es Wein und Placinte (DIE zwei charakteristischen Nahrungsmittel Moldawiens, wie bei uns Bier und Bratwurst), sowie die Möglichkeit mit den Darstellern Fotos zu machen. Eine bessere Kombination kann es in meinen Augen nicht geben, Theater und anschließend Essen und Trinken (und wer Wein trinkt kann ja fast nicht unkultiviert sein). Allerdings wissen die Moldawier nicht das Leben zu genießen und Besucher und Akteure verließen das Theater ziemlich schnell. Auch das Essen ist bei uns immer sehr schnell, genau wie die Sprache. Moldawien bietet neben Theater und sehr gutem Wein, aber noch mehr Kulturpunkte

  • Im Allgemeinen sehr viele kulturelle Veranstaltungen: Bälle, klassische Konzerte, Opern, Ballett,… und viele kostenlose Konzerte, Schauspiele, Spielprogramme für Kinder,…
  • Die eigene Kultur wird gern und oft zum Ausdruck gebracht, insbesondere durch Tanz und Musik
  • Vor allem auf dem Land sieht man noch viel vom traditionellen Gesicht Moldawiens, die typischen Häuser, Trachten und Töpferwaren (was aber mehr der Armut, als dem Wille der Kulturbewahrung geschuldet ist)
  • Eine Vielzahl alter Klöster und Kirchen die Zeugnis von Geschichte und Kultur geben

 

So, damit seid ihr im nächsten Gespräch über Moldawien bestens aufgeklärt. Bei uns gibt es heute Abend wiedermal einen Geburtstag zu feiern und damit auch Kuchen zu essen. Alles Gute euch, Gesundheit im neuen Jahr und den Antrieb eure (vielleicht gefassten) Vorsätze umzusetzen.

La revedere, euer

 

Denis

 

Mit Chiriţa und Co. nach der Theateraufführung