Hristos a înviat!

 

Wir hatten bereits vor einer Woche in unserer Kapelle die Osternacht zelebriert, mit Osterfeuer und der Taufe zweier junger Christinnen. Gestern feierte der mehrheitliche Rest Moldawiens die Auferstehung Jesus Christus. Über 90 Prozent der Moldawier gehören der orthodoxen Kirche an, deren Kalender gegenüber dem unsrigen zurückverschoben ist. Für unsere Jungs, die ausschließlich orthodox sind, organisierten die Erzieherinnen den Besuch der orthodoxen Osternacht. Aus meiner Sicht ist das ein tolles Engagement und ich rechne es auch den Salesianern hoch an, dass sie die Jungs ihre eigene Traditionen und Glaubensriten leben lassen. Und auch ich durfte in dieser heiligen Nacht des Wachens dabei sein. Und es war schon ziemlich anders, irgendwie älter und lebendiger.

Aber der Reihe nach: Um 11 Uhr in der Nacht machten wir uns gemeinsam mit einem der Salesianer und zwei Erzieherinnen auf den Weg zur Kirche. Die orthodoxen Kirchen unterscheiden sich in zwei großen Punkten von den Protestantischen und Katholischen. Zum einen gibt es keine Bankreihen, zum Zweiten nimmt in der Ostkirche die Ikonenverehrung einen wichtigen Stellenwert ein. Alle Wände sind mit buntbemalten oder goldumrahmten Ikonen geschmückt, vor denen Gläubige ihre Opferkerzen anzünden können. Und Drittens herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Die Türen waren den ganzen Gottesdienst über geöffnet, immer wieder gingen Leute nach Hause oder kamen dazu.

An der Kirche angekommen, schlossen wir uns dem Strom der Betenden an. Jeder bekam eine Kerze und durfte sie vor einer der Ikonen in die Opfertische stecken und ein persönliches Gebet sprechen. Anschließend warteten wir gemeinsam auf die Ankunft des Priesters. Von der Empore aus sang eine Gruppe von Männern Gott zum Lob, wobei sie das Kirchenschiff allein mit der Kraft ihrer Stimme füllten ohne auf Mikrofon und Instrumente zurückgreifen zu müssen.

Punkt 12 wurde das elektrische Licht in der Kirche gelöscht, allein die vielen Kerzen erhellten noch das Innere. Die Glocken wurden geläutet und die Priester traten mit der heiligen Flamme Jerusalems ein. Dieses Feuer, aus Jerusalems kommend, wurde (wie bei uns das Osterfeuer) an die Gläubigen weitergegeben. Die Priester zogen zur Kirche heraus, ihnen folgen Männer aus der Gemeinde welche die Fahnen tragen und hinter ihnen der Rest der Gemeinde mit den entzündeten Kerzen. Dreimal wird die Kirche singend umrundet, wozu die Glocken dauergeläutet werden, ehe der Priester vor dem Eingang der Kirche das Osterevangelium verliest. Anschließend zieht man wieder ins Innere. Es folgen Psalmen und Gesänge, sowie Geschichten von der Auferstehung Jesu. Der harte Kern wird noch bis in die Morgenstunden bleiben, während wir um ein Uhr wieder den Heimweg antreten. Nach zwei Stunden Schlaf machte ich mich um 4 Uhr Morgens mit einigen unserer Jungs, die Lust hatten, nochmal auf dem Weg zur Kirche, wo die Osterspeisen gesegnet wurden. Dafür haben wir am Vortag Eier bemalt und Osterkuchen gekauft. Andere kamen mit hausgemachtem Wein, Wurst oder Gemüse aus dem Garten. Alle aber brachten den typischen Osterkuchen aus luftigem Hefeteig, mit Rosinen oder kandierten Früchten gefüllt, nackt oder mit Zuckerglasur mit. In einer Reihe zogen die Gläubigen am Altar vorbei, wo der Priester die Speisen und Menschen mit Weihwasser besprengte und das goldene Kreuz geküsst wurde. Von den gesegneten Gaben gibt man einen kleinen Teil an die Kirche ab.

Fleißig beim Eierbemalen

Wie auch bei uns grüßt man sich mit dem Gruß „Hristos a înviat!“ (Christus ist auferstanden), worauf man antwortet: „Adevărat a înviat!“ (Er ist wirklich auferstanden).

Für uns gab es nochmal eine kleine Runde Schlaf, ehe wir um 12 ein kleines Osterfestessen mit den beiden anwesenden Salesianern veranstalten. Natürlich mit Eiern, Osterkuchen und Schokohasen.

Osteressen in Casa Familei

 

PS: Unter der Rubrik „Reise, Reise „möchte ich nach und nach Reiseziele und Hinweise für einen Urlaub in Moldawien veröffentlichen