Hallo zusammen, ein kleiner Blick auf die Bedeutung von Facebook in Osteuropa, öffentliche Veranstaltungen und das Neuste vom Neusten:

Bis zu diesem Jahr habe ich kein Facebook benutzt und ganz ehrlich, auch nie gebraucht. Hier in Moldawien (bzw. in allen osteuropäischen Ländern) ist Facebook die Hauptkommunikationsplattform. Whattsapp benutzt man eher selten (meine Kollegin aus Albanien meinte auch, das benutzt man erst wenn man in einer Beziehung ist). Also hab ich mich auf Wunsch meiner Jungs schließlich auch auf Facebook angemeldet, damit wir auch nach dem Jahr noch in Kontakt bleiben können, wie sie meinten. Tatsächlich muss ich sagen ist die Sache gar nicht so schlecht. Neben diversen Gruppen, die statt über Whattsapp hier eben über Facebook laufen, hat es mir daran insbesondere die Verantstaltungsrubrik angetan. Darüber habe ich auch von „Oraşe pentru Oamenii“ (zu Deutsch: Städte für die Menschen) gehört, eine öffentliche Vorlesung in der Fakultät für Architektur und Urbanisierung, gehalten von dem weltbekannten, kopenhagener Architekten Jan Gehl, der unter anderem auch schon von Moskau und New York engagiert wurde. Er und sein Architekturbüro haben es sich zur Aufgabe gemacht, Städte für Menschen zu kreieren. Auf Englisch und in sehr humorvoller Weise erzählte der doch schon etwas ältere Herr, von den Planungsprinzipien des 20. Jahrhunderts die er selbst einst in der Uni gelernt hatte: Modernismus (isolierte, große Gebäude umgeben von weiten Grasplätzen) und der Autoinvasion (d.h. die Organisation von Verkehr und Parkplätzen als wichtigstes Kriterium zur Städteplanung), worunter die Lebensqualität und der Blick für die Menschen vollkommen vergessen wurde. Er zeigte auf, wie die Menschen die Städte tatsächlich nutzen und wie heute unter den Aspekten von Schutz, Komfort und Genuss eine lebendig-lebenswerte, nachhaltige und gesunde Stadt entsteht. Diese zeichnen sich unter anderem durch den Rückgang des Autoverkehrs und die Belebung von Plätzen und Straßen aus.

„Planning is important but the key to succes lies in carefully designing the city at eye level“

(Planung ist wichtig, aber der Schlüssel zum Erfolg liegt darin die Städte auf Augenhöhe mit ihren Bewohnern zu entwerfen)

Zum einen war der Vortrag an sich eine spannende Sache, zum Zweiten begeistert mich der Umstand, dass jeder einfach kommen und zuhören konnte. Ohne zu bezahlen und ohne Student der Hochschule zu sein. Und das ist kein Einzelfall, auf Facebook finden sich ganz vieler solcher öffentlicher Veranstaltungen (letzte Woche war auch ein internationales Judoseminar, das ich leider verpasst habe). Ich möchte nicht mit absoluter Bestimmtheit was über die Angebote in Deutschland sagen, kann mich aber nicht daran erinnern jemals etwas von einem (kosten)freien Vortrag gehört zu haben. Dabei ist Wissen ein so wichtiges Gut und es ist eine großartige Sache dieses frei mit anderen zu teilen!

Vorlesungssaal in der Fakultät für Architektur und Urbanisierung – wer mich kennt und ein gutes Auge hat, kann mich in dem Menschenhaufen sogar entdecken 😉

Was gibt es sonst noch Neues?

Ich habe zusätzlich zum Judotraining einen neuen Kurs gestartet, über den ich mir während unseres Zwischenseminars reichlich Gedanken gemacht habe: Eine offene Kunstwerkstadt/Atelier. Momentan besteht diese „nur“ aus Holzbearbeitung (unsere Jungs haben die letzten Wochen an Zauberstäben und Bumerang gearbeitet) und Pyrographie, was mein ehemaliger Mitvolontär schonmal mit den Jungs gestartet hatte. Mein Wunsch wäre, das Ganze auch noch um eine Zeichen- und Malschule zu erweitern, bzw. im Frühjahr was Bildhauerisches anzubieten (ich dachte da an Ton oder Holz). Aber das braucht erstens mehr Platz und dann auch noch die nötigen Materialien (was wiederum mit Geld verbunden ist).

Zweitens ist noch mal der Winter zurückgekehrt, und das bedeutet morgendliches Schneeschippen, Schneeballschlachten und abendliche Teerunden.

Allerbeste Grüße, ich wünsche euch bereits jetzt schonmal ein frohes Osterfest (und bin gespannt was zuhause wieder auf die Beine gestellt wird ;). Bis dann, euer

Denis