Benin Begegnen

BUNTerwegs im Westen Afrikas

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Mit dem Strand vor dem Eingangstor – Wo ich bin

Afrika. An was denkst du da? Gib’s zu. Auch in deinen Gedanken erscheinen zuerst einmal ein Elefant, eine Giraffe, leuchtende Wüstensonne und vielleicht dunkelhäutige Frauen in bunten Stoffen, die Gefäße auf ihren Köpfen balancieren.

Ja, es gibt sie. An jeder Ecke.

Doch diese „Land“ Afrika ist noch viiiiel mehr. Ich habe die Ehre einen winzigen Teil dieses riesigen Kontinentes in den kommenden Monaten ein wenig besser kennen lernen zu dürfen.

Auch euch möchte ich so gut es geht etwas vom Zauber Afrikas, Benins, Cotonous erfahren lassen.

Afrika. Benin. Cotonou. – Annika lernt das ABC

Ja. Hier bin ich nun also.  Auf einem Kontinent, den viele Deutsche nur aus Wüstenreportagen und der Tagesschau kennen. In einem Land, von dem die meisten Deutschen noch nie etwas gehört haben. In einer Stadt ohne Straßennamen, ohne Straßenbahnnetz und ohne U-Bahn. Ich wohne hier in einem Viertel am Stadtrand, von meiner Eingangstür aus kann man den nördlich an Cotonou grenzenden See sehen.

Von unserer Haustüre aus kann man den See sehen…

Und dennoch wohne ich keines Falls in einer ruhigen Vorortgegend, sondern mitten im Leben.

Unsere Umgebung

Mit dem Bett auf dem Schulhof

Am vergangenen Montag hat in Cotonou offiziell wieder die Schule begonnen. Wie man unter Projekte lesen kann, befindet sich auf dem Gelände der Schwestern auch eine Schule mit bis zu 1000 Schülern und Schülerinnen. Als ich das gehört habe wusste ich aber noch nicht, was das in der Realität bedeuten würde: Es ist Montagmorgen, unser Wecker klingelt. Wie gewohnt will ich mich noch einmal im Bett umdrehen und einige Minuten dösen. Lautes Kindergeschrei und Schulhofgeräusche dringen an mein Ohr. Ich setze mich auf und taste verschlafen nach meiner Brille. Plötzlich geht ganz in der Nähe auf dem Schulhof  eine Sirene los. Ich schrecke hoch und schaue aus dem Fenster. Mikrofonknacken. Vor meinen brillenlosen Augen erstreckt sich eine blaue Fläche. Schuluniformen.  Alles voller Schuluniformen. Aufgestellt in geraden Reihen lauschen sie der Morgenansprache. Fragen in meinem Kopf: Was? Wie kann das funktionieren? So eine Disziplin in deutschen Schulen einfordern? Vergiss es! Die ersten wären schon auf dem Boden eingeschlafen, hätten sich geprügelt oder wären einfach gegangen. Ich muss grinsen.

Andere Seite – andere Begegnungen

… aber auch die Polizeischule beobachten (links im Bild). Woher all die Motorräder stammen, haben wir noch nicht herausbekommen

Abendliches Grölen und morgendliche Hupkonzerte. Was kann das nur sein? Natürlich! Die Polizeischule direkt gegenüber unserer Wohnungstüre.  Scheinbar 24 Stunden am Tag anwesend, im Einsatz haben wir sie allerdings noch nie gesehen. Naja, immerhin haben sie Panzerfahrzeuge, wie man sie von der deutschen Bundeswehr kennt,  schon mal auf ihrem Hof stehen.

Der Strand vor dem Eingangstor

… ist, wenn man es genau nimmt, eine Straße. Am Eingang des Geländes befindet sich wie an allen Eingängen größerer Geschäfte oder Institutionen ein Eingangstor mit Pförtner bzw. Sicherheitsmann. Nach einem „Bon Journée“ zu jenem tritt man hinaus auf die sandige Straße, welche durch die Reifen der Motorradtaxis – genannt „Zem“- zu einem Sandstrand aufgewühlt ist. Sitzt man selbst auf einer Zem beim überqueren dieser Straße, so beschert einem der Sand nicht selten die ein oder andere Schrecksekunde.  Die Hauptstraße des Viertels bietet wenige Meter weiter den Komfort einer Pflasterung und eines Bürgersteiges.  In die Nähe des Hafens und damit auf geteerte,  wirklich volle Straßen habe ich es in drei Wochen inzwischen auch einmal geschafft.

Tretet ein!

Um diesen Punkt abgehakt zu haben möchte ich euch kurz unsere Wohnung und Wohnsituation vorstellen. Hier eine kleine Rundtour:

  1. Unsere Wohnungstür erreicht man über eine steinerne Wendeltreppe
  2. Einen großen Teil unserer Zeit verbringen wir im folgenden Flur, welcher uns als Wohnzimmer dient. Ein runder Tisch mit drei Stühlen, ein Bastelregal sowie Ausläufer des Bastelregals in Form von Material, welches bisher nicht rein passt, Motorradhelme, ein kleines Bücherregal sowie Deko, Listen und ein Stadtplan an der Wand, füllen diesen. 
  3. Zur Linken befinden sich drei Türen hinter denen sich eine „Küche“, eine „Waschküche“ und ein abgeschlossener Raum befinden.
  4. Vor einem befindet sich am Ende des Flures ein Durchgang zu den Zimmern der Schwestern, der allerdings nur von jenen geöffnet werden kann.
  5. Zur Rechten nun eine Türe zu unserem weiteren Wohnraum: ein kleiner Flur mit drei weiteren Türen zu zwei Schlafzimmern und einem Bad. Johanna wohnt im Einzelzimmer und Ich teile mir mit Hanna das Doppelzimmer. Durch die dünnen Wände kann man sich aber problemlos unterhalten.

So viel zur formalen Übersicht. Klingt recht normal alles. Es gibt aber Unterschiede zu deutschen Wohnungen, die einem deutlich auffallen, wenn man mehr Zeit hier verbringt.

  • Fenster: Alle Fenster haben hier integrierte Moskitonetze – auch diejenigen, welche sich innerhalb der Wohnung befinden. Dafür keine Scheiben, sondern lediglich klappbare Milchglasplatten.

    Ich und die kalte Dusche, nachdem ich sie irgendwie fast kaputt gemacht habe

  • Bad: Die Dusche ist kalt! Nur kalt! Das ist wohl eins der Dinge, an die ich mich nie gewöhnen werde. Außerdem muss man bei der Klospülung circa 7 Minuten berechnen, bis sie erneut nutzbar ist.
  • Wäsche: Gewaschen wird von Hand. Mehrfach die Woche, da man durch die Hitze einen enormen Wäscheverbrauch hat. Heißes Wasser, wenn nötig, aus dem Wassserkocher.
  • Trinkwasser: Nicht aus dem Hahn, sondern aus einem extra Hahn mit Wasserfilter in der Küche der Schwestern.

    Mein Schlafplatz mit Schulhofblick

  • Fußboden: Kein Parkett, Linoleum oder sonstiges, sondern angenehm kühler Beton.
  • Betten: Natürlich alle mit Moskitonetzen ausgestattet
  • Es gibt bestimmt noch mehr, dass mir schon jetzt nicht mehr bewusst auffällt.

Der Himmel weint – die Volos lachen

Einen letzten Punkt, den ich euch gerne noch erzählen möchte, ist das aktuelle Wetter. Es ist kleine Regenzeit. Das bedeutet in einer Stadt wenige Breitengrade nördlich des Äquators, dass es (fast) jeden Tag regnet.  Meist kommt es schnell, bleibt es kurz und geht es schnell. Meist ist somit nur der Motorradverkehr von den starken Schauern betroffen. Dass es jedoch auch anders geht, durften wir in unseren ersten Tagen hier schon hautnah erleben. Morgens aufgewacht, lief der Regen draußen in Wasserfällen vom Dach. Für uns kein Grund drinnen zu bleiben – im Gegenteil. Regenponchos an, Flipflops an und rein in das Vergnügen. Über die erste mehrere Zentimeter tiefe Pfütze gefreut, das Eingangstor erreicht und mit offenem Mund stehen geblieben. Die Sandpiste hatte sich zum Fluss verwandelt. Doch was kann schon drei 18jährige Jugendliche in Flipflops aufhalten, die mit der Freude fünfjähriger Geburtstagskinder durch den Regen tanzen? Jedenfalls kein knietiefer Fluss aus Schlamm, Müll und wohl allen erdenklichen Bakterien. Darauf aufpassend, bloß keinen Schuh zu verlieren, wateten wir zur Hauptstraße und bestaunten den Anblick, welchen wir dem nicht existenten Abwassersystem des Viertels zu verdanken hatten. Der Verkehr war keinesfalls zum Erliegen gekommen. Aber man verstand den Sinn der SUV’s, über deren Masse wir uns anfangs noch gewundert hatten. Ein Bus war bis über die Räder im Wasser stehend mitten auf der Kreuzung stecken geblieben. Doch fröhlich bahnten sich einige furchtlose Motorräder ihren Weg durch das Wasser. Was auch immer wohl passiert, wenn eines dieser Zweiräder umkippt. Bei den zuvor nassen Füßen würde es wohl nicht bleiben.

Nachdem wir von unserem Überschwemmungsausflug zurückgekehrt sind. Auch die Dichte unserer Haustüre lässt wie man sieht zu wünschen übrig.

Ich hoffe, ihr konntet euch mit Hilfe dieses Eintrages ein verschwommenes Bild meines Lebensraumes bilden. Wenn nicht, auch nicht weiter schlimm. Nachfragen oder Vorbeikommen können helfen.

Ansonsten wünsche ich euch für die nächsten Woche eine geringere Luftfeuchtigkeit, als sie hier herrscht. Selbst beim nächtlichen Blog verfassen schwitzt man als würde man gerade nicht eine Tastatur, sondern einen Boxsack malträtieren. Schaut an den  Nachthimmel und denkt dran, dass ich gerade den selben Mond betrachte. Nur verschwitzt.

Eure Annika

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