Benin Begegnen

BUNTerwegs im Westen Afrikas

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Die Afrikanische Ananas in der Regenzeit

Kann man Bälle mit Enterhaken aus Brunnen fischen?
Funktionieren Schlafmasken als Atemschutz?
Haben Beniner Haare auf den Armen?
Kann man das Badnerlied und die Schwabenhymne gleichzeitig und trotzdem harmonisch vertonen?
Wie viele Flugzeugkissen kann man als 5-köpfige Reisegruppe noch in seinem bereits vollen Handgepäck verstauen?

10 Tage Afrika und nicht nur diesen Fragen ist unsere „Cotonou-Crew“ bereits auf den Grund gegangen. Aber um euch nicht direkt ins kalte, afrikanische Überschwemmungswasser zu werfen, will ich mit meinem ersten Bericht in Deutschland beginnen:

Es war einmal eine kleine Stegnerin, die sich in die große Welt wagte. Abflug der ersten Delegation aus Benediktbeueren, am 2. September in Frankfurt um 10 Uhr.  Davor das letzte Mal für lange Zeit einen deutschen Fenstergriff bedienen, einen Zebrastreifen benutzen, Wasser aus der Leitung trinken, eine Milchflasche öffnen und eine Rechts-Vor-Links-Regel beachten.

Das obligatorische Flugzeugfoto bei Sonnenuntergang darf natürlich nicht fehlen

Nach einem leicht gestressten Umstieg in Brüssel (mehr dazu könnt ihr hier im Eintrag meiner Mitreisenden lesen) wurden die kommenden verspäteten 7 Flugstunden mit aufeinander Schlafen, Filme schauen, Essen und zu dritt ans Fenster quetschen überbrückt.

Das also ist Afrika

Wir landen. Ich versuche mal wieder quer über drei Sitzreihen einen Blick aus dem Fenster zu erhaschen und plötzlich erscheinen die schwachen Lichter einiger Hütten und der Landebahn. Dunkle Umrisse unbekannter Bäume und im Hintergrund erscheint der Atlantik als schwarze, weite Fläche.  Es war dieser Moment, als ich wieder ein wenig mehr registriert habe, was ich gerade tue, wo ich bin und was auf mich wartet. Wir schnappen unser Handgepäck und steigen als eine der letzten Gruppen ein wenig verloren aus dem Flugzeug aus. Wir stoßen gegen eine Wand aus warmer, feuchter Luft. Da das Flughafenpersonal hier scheinbar das Resultat der modernen Gepäckaufgabeautomaten Frankfurts noch nie gesehen hat, erleben wir hier unsere erste Konfrontation mit dem Französisch Benins.

Draußen trennt sich unsere Fünfköpfige Reisegruppe dann früher als erwartet. Nachdem der weibliche Teil sein Gepäck zum Parkplatz und mit vereinten Kräften in die Ladeklappe eines SUV’s  gestemmt hat, begleitet uns die für uns verantwortliche Schwester mit einigen Erklärungen bei unseren ersten Eindrücken im nächtlichen Cotonou.  Bereits hier darf ich mit meiner Rolle für die ersten Wochen Bekanntschaft machen:  Dollmetscher, wenn die Kommunikation zwischen Mitvolontären und Afrika klemmt.

Die letzten Tage

Nach der Ankunft auf dem Gelände der Don Bosco Schwestern, hatten wir eine fünftägige Orientierungsphase. Ankommen in unserer WG, bei den Schwestern, in der Stadt. (Man beachte, dass ich bewusst das Wort „einleben“ vermeide; das habe ich mich nämlich auch jetzt noch nicht.) Das erste mal Geld wechseln, eine SIM-Karte kaufen (die auch 10 tage später noch nicht geht), und Teile unserer zukünftigen Arbeitsplätze sehen. Außerdem haben wir viel Zeit im Mädchenheim Laura Vicuna direkt neben unserem Wohngebäude verbracht, die Mädchen ein wenig kennengelernt und dutzende Male versucht das afrikanische Französisch vor der fünften Wiederholung zu verstehen. Nach einem freien Samstag, den wir mit Akklimatisierung und dem Bestaunen des Hauptstraßenverkehrs verbracht haben, wurde es am Montag ernst.

Da ich mich  noch nicht mit genügend Kenntnis ausgestattet fühle, von meinem Arbeitsplatz nach der ersten Woche viel zu berichten, möchte ich euch kurz von meinem Weg  zum Arbeitsplatz erzählen:

Man schnappe sich einen Helm, gute Ohren, Wachheit am Morgen und ein paar Münzen beninischer Währung und schon hat man prinzipiell alle nötigen Zutaten für das erfolgreiche Ankommen beisammen.  Schon wenige Meter nach eiligem Verlassen des Eingangtores kommt uns ein Motorrad entgegen. Wir brauchen drei. Also ignorieren wir erst einmal den bremsenden Fahrer und eilen zur Hauptstraße. Der Verkehr braust über die Pflastersteine an uns vorbei. Doch man hebe nur eine Hand über den Kopf und kurz darauf hält neben uns erneut ein Motorrad.

Ein Verkehrsschnappschuss der gepflasterten Hauptstraße – Überqueren oft kaum möglich

Der Fahrer trägt über seiner Kleidung ein gelbes Trikot. Auch zwei weitere, gelb gekleidete Zweiradfahrer lassen nicht lange auf sich warten. Der erste hat unterdessen seine Schlafmaske vom Mund gezogen und schaut uns fragend an. „Hindé, Maison de l’Esperance“ versuche ich ihm über die Geräusche des Lärms hinweg klar zu machen. Nach kurzem Zögern nickt er und gibt mir zu verstehen, dass ich aufsteigen soll. Man vergesse jedoch nicht die Preisklärung vor einer jeden Fahrt. Nach kurzer Diskussion einigen wir uns auf einen immer noch zu hohen Preis (meist circa 65 ct und damit noch über 15 ct zu viel). Die tatsächliche Ortskenntnis des Fahrers variiert von Tag zu Tag und so kenne ich inzwischen verschiedene zielführende und plötzlich endende Wege in Richtung meines Zieles.

Wie ihr auf unter Projekte nachlesen könnt, arbeite ich bis Januar hauptsächlich in einem Ausbildungszentrum für Jugendliche von 14 bis 22 Jahren. Die Entscheidung, mich als erstes in dieses durchaus kommunikationsgebundene Projekt zu schicken  beruht auf der Tatsache, dass ich durch mein Französischabitur  im Gegensatz zu Hanna und Johanna zumindest theoretisch in der Lage sein sollte Konversationen auf französisch führen zu können. Im Gespräch mit europäischen Schwestern vor Ort mag da ja auch durchaus etwas dran sein. Wie aber bereits erwähnt sprechen Einheimische kein deutsches Schulfranzösisch! Nur der Geduld der Jugendlichen sei Dank, dass ich tatsächlich in der ersten Woche schon einige Konversationen in meinem Projekt geführt habe.

Auch wenn ich jetzt noch nicht alle meiner Eingangsfragen thematisiert habe, ist das nun schon wieder fast alles, was dieser Eintrag beinhaltet. Ich hoffe, schon bald  Zeit für einen weiteren Eintrag zu Wetter, unserer Umgebung und Wohnsituation zu finden, da ich euch noch viel zu erzählen habe.

Ein letztes Thema noch

Diejenigen von euch, die mich näher kennen, wissen vielleicht, dass ich im Laufe der letzten Woche nicht nur meine ersten Arbeitstage hatte, sondern auch Geburtstag gefeiert habe. So muss nun auch der Titel dieses Blogs kurz thematisiert werden. Geweckt mit einem Ständchen meiner beiden WG-Mitbewohnerinnen, bin ich in den Arbeitstag gestartet. Eigentlich ist mir erst am Abend, nachdem ich auf mein Handy geschaut, habe wieder eingefallen, dass ich  Geburtstag habe. Vielen dank euch allen für die Glückwünsche. Viel mehr hat mich aber eigentlich gefreut, dass ich von euch gehört habe, wies euch so geht und was ihr so treibt. Also meldet euch auch gerne anlasslos bei mir. Der Abend hatte dann auf jeden Fall auch noch eine Überraschung für mich parat. Während ich, laut Disney-Lieder mitsingend, den Abwasch in unserer WG-Küche übernommen habe, haben Hanna und Johanna ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk für mich vorbereitet. Es nennt sich „Afrikanische Ananas in der Regenzeit“:

Die Regenzeit kommt zwar in ihrer gewollten Stofflichkeit noch nicht wirklich mit der afrikanischen Raumtemperatur klar, aber sie hat mitsamt Ananas dennoch einen Platz an unserer Wand erhalten.

Ich wünsche euch  allen noch weiterhin einen schönen Start in den Schul- und Arbeitsalltag. Genießt die letzten Sommersonnenstrahlen! Und wenn’s euch zu kalt wird, dann denkt an mich, die hier schon im Winter schwitzt. Und wenn ihr im Lotto gewinnt, das Erbe der reichen Tante erhaltet, eine Bank ausraubt oder auch einfach etwas für den guten Zweck spenden wollt, dann denkt an mich. Hier gibt es mehr Infos.

Liebe, verschwitzte Grüße

Eure Annika

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