Liebe Leserinnen und Leser!

Heute gibt es einmal einen etwas anderen Blogeintrag von mir, und zwar ist dieser „thematisch“ anders.

Ein großer Anteil meiner Arbeit läuft nämlich tatsächlich auch im Büro ab.

Deshalb trifft diese Beschreibung unserer Blogs auf mich nicht ganz zu:

Freiwillige berichten

Sie arbeiten mit Straßenkindern, Kindern und Jugendlichen aus ärmsten Verhältnissen, Kinderarbeitern und ehemaligen Kindersoldaten. Sie schenken ihnen von ihrer Zeit und sind ein Jahr lang ganz für sie da.

Unsere Website finden Sie unter www.donboscovolunteers.de.

Aber ich arbeite im Büro indirekt für diese Kinder und Jugendlichen.

Denn dort sorge ich dafür, dass die von unserer Fundraiserin (Klára) geschriebenen Briefe in die Umschläge und zur Post gelangen. Manchmal gibt auch ein Paar kleine Geschenke als Dank dazu.

So eintönig diese Arbeit auch klingen mag (und das ist und war sie vielleicht, vor Allem am Anfang, weil ich nicht wirklich nachvollziehen konnte warum ich das hier mache), gibt es auch einige Lichtblicke während der Ausführung dieses Jobs. Man muss sich einfach mit jedem Brief sagen, dass das was man hier tut, wichtig ist. Und dass es eine Ehre ist, diese Arbeit ausführen zu können (so komisch das auch klingen mag). Man kann sich an der Vielfalt der tschechischen Namen erfreuen. Außerdem sieht man, wenn man sich nach einiger Zeit ein gewisses System angeeignet hat, dass einem jeder Arbeitsschritt von Mal zu Mal immer schneller von der Hand geht.

Rückfälle:

Manchmal habe aber auch ich Rückfälle bei denen ich mir denke: „Warum denn ich? Aber dann muss ich mir immer wieder sagen: „Weil gerade du damit Klára, die immer sehr viel Arbeit hat, entlasten kannst.“ Sie kann sich dann um andere Dinge kümmern, wie zum Beispiel den Pool unserer Spender erweitern.

Post ist wichtig:

Durch die Post wird nämlich gewährleistet, dass der Kontakt zu den Spendern bestehen bleibt. Diese schicken uns Geld für die tschechischen Freiwilligen in der ganzen Welt. Vor allem bei alten Menschen ist das besonders wichtig. Manche können den technologischen Fortschritt, der ja sowohl Fluch als auch Segen sein kann, nicht mehr mitgehen.

Und dabei ist es ganz wichtig, dass das Briefe sind, Post ist, persönlich ist, etwas zum Anfassen eben! Man nimmt den Brief in die Hand, öffnet ihn, liest ihn, hängt ihn sich irgendwo hin…

Gerade heute:

Gerade in der heutigen Zeit hat das einen sehr großen Wert und ist irgendwie fast schon irgendwie etwas ganz besonderes. Aber dadurch merkt man doch immernoch wie wichtig der Postweg doch manchmal ist.

Bei offiziellen Dokumenten zum Beispiel, aber eben auch im persönlichen Kontakt. Ich meine, wenn man sich mal fragt, wann man den letzten Brief oder die letzte Postkarte geschrieben hat, dann muss man vielleicht zweimal nachdenken. Ich habe dies zum Beispiel an Weihnachten getan, als ich meine erste ganz persönliche Weihnachtspost geschrieben habe.

Es ist einfach etwas anderes als eine Email, was ja auch schon fast antik ist oder eine Nachricht auf irgendeinem Messenger. Ich freue mich jedenfalls immer riesig darüber, wenn ich Post bekomme und freue mich, wenn ich anderen mit meiner Post eine Freude machen kann.

Ich denke, ich bin nicht nach Prag gekommen, um Briefe zu verschicken. Nun probiere ich das Beste in meiner Arbeit im Büro zu sucghen. Ich vertraue darauf, dass jemand hier einen Plan für mich hat und mir auf meinem Weg ein Paar unerwartete Herausforderungen stellen will, die sicher ihren Sinn haben.

Gott, lass meine Gedanken sich sammeln zu dir.
Bei dir ist das Licht, du vergisst mich nicht.
Bei dir ist die Hilfe, bei dir ist die Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht,
aber du weißt den Weg für mich…

-Gesang aus Taizé, nach Dietrich Bonhoeffer-

Wie hat Klára es doch einmal so schön gesagt, als ich mal wieder einen meiner Rückfälle hatte: „Die Arbeit im Büro ist von Menschen, mit Menschen und für Menschen“. Außerdem meinte sie, ich solle doch bei jedem Brief an die Menschen denken, an die die Briefe gehen und an die Menschen, bei denen das Geld, das ja doch dann (leider) so wichtig ist, ankommt. Vielleicht konnte ich auch deshalb das Ave Maria recht schnell auf tschechisch auswendig.

Don Bosco als Verwalter:

Ein weiterer Gedanke: Auch Don Bosco selbst hatte immer viel zu verwalten, zu planen und zu überlgen, um zu gewährleisten, dass auch alle seiner Ideen gut und zuverlässig umgesetzt werden. Mit diesem Gedanken tröste ich mich dann auch manchmal. Und heute wird auch in jeder Salesianischen Provinz viel gute Arbeit im Büro erledigt, die aber so wichtig dafür ist, dass dieser Orden weiterhin bestehen kann.

Es kommt aber auch darauf an, wer diese Arbeit tut und wie und warum er sie tut. Einmal wöchentlich gibt es zum Beispiel eine Besprechung im Büro, die jedes Mal mit einem Gebet eröffnet wird (sowie übrigens auch jede längere Fahrt mit dem Auto).

Auch im sozialen Sektor wird man wohl immer wieder auf Arbeit im Büro treffen, was mir erst jetzt so richtig bewusst wird. Wir hatten jetzt nämlich schon zwei zwestündige Sitzungen für eine Skifreizeit, die wir im Februar mit einigen Kindern des Oratoriums erleben werden dürfen. Und ich denke die richtigen Mitarbeiter des Oratoriums sind noch viel mehr im Büro als ich mir vorstellen kann.

Der richtige Kontakt mit den jungen Menschen ist dadurch oft gar nicht so sehr ausgeprägt, was ich mir auch manchmal bei einigen Salesianern denke, die entweder kaum mehr Kontakt zu jungen Menschen haben oder ich diesen nur nicht sehe. Aber ich bin mir sicher, dass sie alle für das Wohl von jungen Menschen arbeiten. Das ist eine vielleicht etwas traurige Realität aber dennoch sehr wichtig, und auch wichtig für mich zu erfahren. Jetzt bin ich schon einmal darauf vorbereitet.

Franz von Sales:

Um noch einmal auf das Thema „Brief“ zurückzukommen: auch für den Heiligen Franz von Sales, (seinen Namen wählte Don Bosco für seine „Salesianer“) dessen Gedenktag heute ist, waren Briefe sehr wichtig: Über 2000 seiner Briefe sind veröffentlicht worden und er pflegte damals per Flugblatt, Predigten zu verbreiten. Außerdem ist er der Patron der Schriftsteller, der Journalisten und der katholischen Presse. All diese haben ja auch in gewisser Weise etwas mit (öffentlichen) Briefen zu tun, zudem sind auch viele Lesungen vor dem Evangelium, wenn auch sehr alte „Briefe“.

In diesem Sinne, lassen wir uns die Kraft der Briefe einmal wieder wirklich bewusst werden.

Vielen Dank dafür, dass du meine Seite besucht hast und bis bald,

liebe Grüße,

TOBI