Einlassen und eingelassen werden

Liebe Leser,

letztes Jahr um diese Zeit war das erste Seminar für mich in Benediktbeuern. Vor einem Jahr habe ich entschieden ein Jahr was ganz anderes zu machen. Ich habe mich auf völlig neues eingelassen. Eingelassen auf was, das ich überhaupt nicht abschätzen oder mir im vorherein vorstellen konnte. So zu sagen habe ich die Katze im Sack, das Jahr mit all den Problemen und vor allem all den superschönen Momenten, gekauft.

Ich habe mich ganz darauf eingelassen. Zumindest versuche ich das immer. Es gibt hier vieles was nicht einfach ist (Sprache, Heimweh, Armut, Krankheit…), aber heute möchte ich über das „eingelassen werden“ schreiben.

Ich habe mich auf ein Jahr in der Fremde eingelassen und stelle gerade aber immer mehr fest, das ich hier wirklich auch selbst eingelassen werde. Ganz alltäglich mache ich viele Erfahrungen bei Menschen, die mir ihre Haustüre aufmachen und mich zu Wasser oder Palmwein einladen. Ich treffe Leute die sich auf mich einlassen, die so unheimlich freundlich sind und mir Kraft geben, mich unterstützen mir „Ihr Land“ zeigen, die mich eben so annehmen wie ich bin.

Hier in der Elfenbeinküste lerne ich viel dazu: Glücklich sein mit dem was man hat, mit guten Freunden zum Beispiel, und an der Gemeinschaft Energie tanken. Menschen sind hier immer und überall. Man kennt sich, hilft sich und feiertund trauert zusammen. Ich darf hier lernen wie unheimlich gut es tut nicht alleingelassen zu sein. Und die Menschen hier nehmen das auch bei ir in Anspruch. Viele kommen und erzählen mir ihre Geschichte. Ich höre hier viele Private Dinge, die mir in Deutschland niemand erzählen würde.

Und weil ich so eine super Gemeinschaft hier habe erlebe ich wunderschöne Dinge, die so in Deutschland nicht, oder aber ganz anders sind. Tanz zu Afrikanischer Musik, Sonnenaufgang und gemeinsam durch die Stadt laufen, herrliche Annanas und Kokosnüsse essen, Mit Flipflops Profifußball spielen, gemeinsames Gebet, dass so verbindend wirkt, stundenlang Brettspiele spielen und dabei übers Leben quatschen und einfach lustige Witze erzählen. Es macht spaß hier zu sein. Weil das Wetter hier imer gleich ist, macht sich keiner die Mühe darüber zu reden. Hier erzählt man sich wichtige Dinge ;D

Wer sich auf neues einlässt, der wird eingelassen in das Leben Anderer. Und der, der sich den Anderen annimmt, der wird selber angenommen. Welch ein Geschenk!

Auf dem Elefantenrücken. Dem Namesngeber der Stadt: dem Duékoué.

Grüße Martin