GoodMorning Talk vom 19.März 2019
Bibelstelle
1 Korinther 12
GoodMorning Talk
Good morning,
Ich möchte heute mit einer Geschichte beginnen.
Es war einst ein Mensch, ein Händler, der verdiente sehr gut. Mehr als einfach nur gut. Er hatte ein riesiges Haus, viele Angestellte, feierte andauernd Feste und hatte trotzdem noch Geld im Überfluss.
Doch er vergaß, warum er dieses Geld besaß. Er dachte, es sei ganz allein sein Geschick und sein Können. Und so eingenommen von sich selbst, von seinem Können und seinem Reichtum. Er vernachlässigte so immer mehr seinen Gott seiner Religion. Er kam den Traditionen und Ritualen nicht mehr nach, er dankte nicht mehr. Er ging sogar soweit, dass er den heiligen Tag seiner Religion missachtete, der Tag, der ganz Gott geweiht war. Als seine Dienerschaft das sah, da floh sie und er war bald ganz allein in seinem Haus. Da legte er sich schlafen, doch erwachte bald schon wieder.
Er fand sich aber nicht mehr in seinem Haus wieder, sondern stand in einem riesigen runden Raum, mit unzähligen Türen und alles sah gleich aus.
Da sprach auf einmal eine Stimme zu ihm. Sie rief, >der Ort an dem du dich befindest, ist vollkommen frei vom Willen und Tun deines Gottes. Hierher reicht sein ewiger Arm nicht, denn so will er es. Es liegt allein an dir und alles in deiner Hand.<
Der Fakt, dass es mehr als eine Tür gab, verunsicherte ihn. Hätte es nur eine gegeben, so wär er sofort hindurch gegangen, doch so zögerte er. Da ertönte die Stimme erneut. >Es ist gut, dass du zögerst, denn es kann gut sein, dass sich hinter einer der Türen eine bösartige Kreatur aus den Schatten lauert, nur darauf aus, deinen Kopf zu verspeisen. Hinter einer anderen ist vielleicht unendlicher Reichtum, hinter einer dritten eine Krankheit, die die ganz Welt zugrunde führen wird. Und hinter einer dritten ist vielleicht unsterbliche und erfüllte Liebe. Es kann so sein, ich sage aber nicht, dass es so ist. Doch alles hier, alles was sein kann, liegt in deiner Hand, daher wähle weise.<
Er irrte eine Zeitlang durch den Raum, doch war zu unsicher eine Tür zu öffnen, eine Entscheidung zu fällen.
Er erschrack, als die Stimme nach langer Zeit wieder durch seinen Kopf hallte. >Der einzige Weg zu erfahren, was dich hinter einer Tür erwartet, ist sie zu öffnen und zu durchschreiten. Doch gleichzeitig sind alle Türen, alle anderen Möglichkeiten auf ewig verschlossen und du wirst nie wissen, was hinter diesen ist. Es ist daher eigentlich ganz egal, welchen Weg du nimmst.<
Er verzweifelte und schrie, >Aber wie soll ich denn eine Entscheidung treffen, ohne zu wissen, wohin sie mich führt?<
>Hast du das denn je gewusst? Du denkst, du hast Gründe, du denkst, du weißt, wohin dich ein Weg führt, du denkst zu wissen, welche Entscheidung die Klügste ist. Doch hast du das wirklich?<
Es war mittlerweise sehr spät und so legte er sich schlafen. Als er wieder erwachte, waren es einige Türen weniger. Immer wieder erwachte er und immer weniger wurden es. Bis nur zwei Möglichkeiten blieben. Die letzte Tür zu durchstreifen oder zu bleiben. Da erkannte er, dass es gleich ist, ob es zwei Möglichkeiten gibt oder ganz viele. Selbst bei nur einer Tür gab es immer noch zwei Möglichkeiten, mit Folgen, die er nicht wissen konnte. Erst als keine Tür mehr blieb, fühlte er sich geborgen, denn erst jetzt, war es nicht mehr an ihm, sich für einen Weg zu entscheiden. Nun, war er ganz in Gottes macht. Erst als er keinen Weg mehr hatte, fühlte er sich wieder richtig frei. Er dankte seinem Gott, dass er ihm gezeigt hat, wer für seinen Wohlstand eigentlich zuständig ist.
(Frei erzählt nach der Kurzgeschichte “Im Gefängnis der Freiheit” von Michael Ende)
Freiheit, was bedeutet das genau?
Die Geschichte sagt, Menschen denken oft, sie sind frei, sie sind es ganz, die sich für oder gegen etwas entscheiden, sie selbt sind zuständig für Entscheidungen, die zu Erfolg oder Misserfolg führen. Doch würde der Mensch dann wirklich einmal die komplette Freiheit haben, würde er sich gar nicht mehr entscheiden können, er würde verzweifeln, er könnte aus lauter Angst keine Entscheidung treffen, da er nicht erkennt, wohin der Weg ihn führt und der Mensch mag keinen Zufall.
Doch genau dieses Wissen – scheinbar zu wissen, wohin uns ein Weg führen wird – nimmt uns die Freiheit. Wir können gar nicht wissen, wohin uns ein Weg führt, es ist unmöglich genau vorauszusehen, was geschehen wird. Wir können nur vermuten, aus Erfahrungen sehen, wohin uns ein Weg führen könnte und genau diese Erfahrungen, dieses Wissen nimmt uns die Freiheit, denn unterbewusst schätzen wir so ab, Entscheiden wir uns dadurch.
Jedes noch so kleine Wissen über etwas, sei es auch nur über die Existenz von etwas, malt ein kleines Bild auf die Tür, worduch sie sich von anderen unterscheiden lässt, und nimmt uns dadurch die absolute Freiheit. Es sind also nicht wir, die sich für etwas Entscheiden, sondern unsere Vergangenheit.
Daher sagen viele Wissenschaftler, dass der Mensch nicht frei ist, sondern gesteurt wird, durch Gene, Veranlagungen und Prägungen.
Am Ende der Geschichte sieht der Mensch schließlich ein, dass nicht er es ist, der für seinen Wohlstand verantwortlich ist, sondern vielleicht durch Erfahrungen zu bestimmten Handlungen geprägt wird, am Ende aber alles in Gottes Hand liegt, wohin der Weg ihn führt, ob er wirklich den Erfolg hat, den er sich ausgemalt hat und es ist Gott, der ihm Erfahrungen gibt, die ihn lenken.
Aber was genau sagt eigentlich die Bibel zum Thema der Freiheit.
Die erste Möglichkeit sich zu entscheiden, die der Mensch hatte, war vom Baum der Erkenntnis zu essen, oder auch nicht. Durch die Schlange getrieben entschied sich der Mensch dafür und so bildet er sich heute eine Meinung zu Gutem und Bösem, und so kann er heute an Gott glauben oder nicht. Aus Religiöser sicht ist dies genau der Punkt, wo wir uns ganz frei entscheiden können, aber sobald wir irgendetwas über die Religion wissen, ist somit die Freiheit eigentlich schon wieder ein Stückweit verloren, denn die Tür ist nicht mehr unbeschrieben.
Doch wirklich wissen, ob wir nun in irgendetwas frei sind oder nicht, werden wir nie. Wir werden es nie Wissen können. Doch lebt man eh nur nach dem Gedanken, ich bin ja eh nicht frei, dann nimmt einem genau dieser Gedanke die Freiheit. Daher ist es vielleicht nicht schlecht – für das eigene Selbstbewusstsein und auch für andere – sich selbst zu sagen, ich bin frei und für diese Entscheidung wirklich ganz selbst zuständig.
Good morning.
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