Einst gab es ein Land, welches geprägt war von Bergen, hügeligen Landschaften und einer Natur, welche man heutzutage nur selten zu Gesicht bekommt. Die Gebirge waren reich bestückt mit saftigen Wiesen, grünen Teeplantagen und zwischendrin kleinen Bergdörfern, deren Bewohner in Frieden und Ruhe ihrer Arbeit nachgingen und die Stille und friedliche Atmosphäre ihrer Heimat genossen. Fremde nannten dieses Stück Erde „Das Land über den Wolken“, das ebenso mystisch, wie geheimnisvoll und wunderbar war. Wolkenfetzen hingen in den Bergen, welche über Tags von der strahlenden Sonne aufgelöst wurden und den Einwohnern ein Lachen ins Gesicht zauberte. Besucher waren rar, doch von Zeit zu Zeit fuhr eine alte Dampflok über kleine Holzbrücken durch die Täler des Landes, deren Passagiere von den auf den Plantagen arbeitenden Frauen begrüßt wurden. Alle Besucher waren stets fasziniert von den bunten Gewändern inmitten des saftigen Grüns und genossen den Einblick in diese kleine, besondere Welt, die sich ihnen darbot…

Nun mag sich der ein oder andere Leser wohl fragen, was die Einleitung eines Märchens wohl mit meinem Blog und vor allem mit meinem Freiwilligendienst zu tun hat. Aber dafür erstmal alles auf Anfang: Der 23. September war für unsere Jungs ein ganz besonderer Tag. Die Prüfungen, das stundenlange Pauken der letzten Wochen und der ganze Schulstress war endlich geschafft und die lang ersehnten Ferien konnten endlich beginnen! Zur Feier des Tages wurde abends eine Show geplant, für die einige Programmpunkte vorbereitet wurden. Von Gesang, über Tanz bis hin zu Pantomime war alles dabei und auch Anna und ich hatten etwas Kleines vorbereitet. Der Abend war ein voller Erfolg und ein super Start in den wohl verdienten Urlaub. Am nächsten Morgen startete ein Großteil der Jungs und machte sich auf den Weg zu ihren Familien, um dort einige Tage zu verbringen. Die Übrigen durften sich auf viele Filme, Spiele und Freizeitaktivitäten freuen. Natürlich war es trotzdem hart, mit anzusehen, dass manche Jungs, abgesehen vom Care Home, kein Zuhause, keine Familie und ganz allgemein, keinen Ort haben, an dem sie angenommen, geliebt und versorgt werden…

Da im Projekt also nicht viel zu tun war, beschlossen wir, unseren Father zu begleiten, der in den Nilgiri-Hills, genauer in Kotagiri nahe Ooty, ein Meeting hatte und uns wärmstens ans Herz legte, diesen besonderen Ort zu besuchen.

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Tempel in Coimbatore

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Ein kleiner Markt mitten in Coimbatore mit Gemüse, Obst und Fisch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem wir zwei Tage bei unseren Mitvolontären und Freunden Jonathan und Fabian in Coimbatore verbracht hatten, ging es also auch für uns los in ein neues Abenteuer, welches schon mit der Anreise begann…und schon sind wir mitten in dem oben beschriebenen Märchen, welches uns für einige Tage in eine andere Welt mitnahm. Doch nicht nur landschaftlich unterschied sich dieses Stück Indien vom Rest, den wir bisher erleben durften, sondern auch das Klima ist ein komplett anderes. Während wir in unserem Projekt meist schweißtreibende 36°C zu verzeichnen haben, herrschte dort eine Durchschnittstemperatur von 14°C, was, in Anbetracht der Tatsache, dass das Nilgiri Gebirge, nach dem Himalaya, das zweithöchste Gebirge Indiens ist, keine große Überraschung darstellt. Auch in Bezug auf die Tierwelt hat diese Gegend einiges zu bieten…schon auf unserer Anfahrt mit der über 100 Jahre alten Dampflok, die sich 5 Stunden lang den Berg hochschlängelt und ein Überbleibsel der britischen Besetzer ist, durften wir viele Affen bestaunen; in Ooty selbst sahen wir Bisons, Wildschweine und noch mehr Affen! Erzählungen zufolge gibt es dort jedoch auch Tiger, Bären und Leoparden, die wir aber (Gott sei Dank?) nicht zu sehen bekamen.  

 

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In unserer Zeit im Mount Don Bosco (das Projekt, in welchem wir untergebracht waren, ist eine Art Jugendherberge für Seminare oder Jugendgruppen) genossen wir die Ruhe und Friedsamkeit und begleiteten eine Pfadfindergruppe, die zu dieser Zeit gerade dort untergebracht war. Mittwoch stand ein Ausflug auf dem Programm, welcher einige Punkte bereithalten sollte! Der erste Stopp stellte sich als Aussichtspunkt heraus, welcher gleichzeitig der höchste Punkt der Nilgiri-Hills ist und daher Anlaufpunkt für viele, viele Besucher ist. Nicht nur einmal wurden Anna und ich um ein Foto gebeten und ich muss gestehen, dass wir uns irgendwann nicht mehr wohl in unserer Haut fühlten. Für viele hier ist ein Foto mit einer hellhäutigen Person scheinbar Statussymbol, etwas besonders Aufregendes oder Erstrebenswertes und noch dazu sind Europäer seltene Gäste…das war für uns ein ziemlich komisches Gefühl, schließlich haben wir nichts geleistet, weswegen wir eine derartige Aufmerksamkeit auf uns ziehen könnten.

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Weiter ging es zu einer der zahlreichen Tea-Factories, welche dort, aufgrund der zahlreichen Tee Plantagen, im Überfluss zu finden sind. Begeistert von den ganzen Eindrücken und vor allem Gerüchen, kauften wir uns einen kleinen Vorrat an gutem indischen Tee und tranken eine Tasse „Chia“, wie es auf Tamil genannt wird. Natürlich mit viiiel Milch und noch viiiel mehr Zucker (wenn die Inder von etwas nicht genug bekommen können, dann ist es Zucker!!;))

Anschließend fuhren wir weiter in einen botanischen Garten, der überraschender Weise fast dieselben Blumen beherbergte, wie unsere heimischen Gärten. In Anbetracht des Klimas jedoch gar nicht mehr so überraschend;) Dort spielten wir dann mit den Pfadfinder-Jungs einige Spiele und durften bei mehreren Runden Staffellauf endlich mal wieder unsere Sportlichkeit unter Beweis stellen;D

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Nach einer kurzen Mittagsrast mit Chicken Bryani (das Lieblingsessen vieler Inder) ging es weiter zu einem „Fine Forest“, wie uns der Scout Master erklärte – dieser stellte sich schnell als Pine Forest heraus und führte uns einen kleinen Berg hinunter zu einem See. Das Panorama war wirklich sehr schön und doch fällt einem hier in Indien, egal an welchem Ort, so schön er sein mag, eine Sache immer ins Auge: Müll. Es ist ein Problem, welches sowohl die Stadt, als auch die Dörfer, die Straßen, wie die Natur betrifft. Wie wir es bis jetzt erlebt haben, machen sich hier bis jetzt nur wenige Menschen Gedanken über mögliche Konsequenzen in der Zukunft und so dient die Straße und der Wegrand, der Fluss und der See oft als Abfalleimer. Mal eben eine Plastikflasche, ein Taschentuch oder die leere Chipstüte aus dem offenen Busfenster zu schmeißen, das ist hier für viele ganz normaler Alltag. Es wird wohl Generationen überdauern, bis dieses Problem in den Griff bekommen wird, welches jedoch auch mit hohen Kosten verbunden ist. Ich denke, viele Menschen hier haben meist ganz andere Probleme, als sich um die Entsorgung von Müll zu kümmern, geschweige denn um Müll Trennung, fachgerechte Entsorgung usw…

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Wieder zurück im Bus ging es weiter an den Ooty-See, auf dem wir eine kleine Bootstour machten und anschließend durch eine Einkaufsstraße Ootys schlendern durften.
Allgemein war der Tag wirklich schön und wir haben uns unglaublich gefreut, die Pfadfinder begleiten zu dürfen. Letztendlich merkte man jedoch sehr deutlich, dass die Jungs dort aus einem gänzlich anderen Umfeld und Background kommen, als unsere Jungs im Projekt. Die Einstellung zu Geld, die Themen, über die geredet wurde, der Bildungsstand, die Kleidung – das alles stach schnell ins Auge, gab uns jedoch die Möglichkeit, andere Kinder und Jugendliche aus anderen Verhältnissen kennenzulernen.

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Die restlichen Tage in Kotagiri verbrachten wir mit langen Spaziergängen, Kaffee trinken und Besinnung, was auch einmal ganz schön war! Am 01. Oktober ging es dann zurück nach Nilavaarapatti, wo wir uns schon sehr auf unsere Jungs und die mittlerweile vertraute Umgebung freuten. Nachdem die Schule und somit der Alltag für die Jungs so langsam wieder losgeht, beginnt ab morgen auch unsere richtige Arbeit. Wir unterstützen die Jungs bei ihren Morning Jobs, Unterrichten in kleinen Gruppen Englisch, nehmen (nach einer kleinen Pause) weiterhin fleißig Tamil Unterricht und verbringen ein bis zwei Stunden pro Tag auf dem Sportplatz, um mit den Jungs zu spielen.

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Darüber und eine große Shoppingtour (mein erster Sari;)) werde ich euch in meinem nächsten Blogeintrag berichten.

Bis dahin alles Gute!!:))

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