Hallo meine Lieben,

seit über zwei Wochen sind Anna und ich jetzt schon in Indien und immer noch passiert wahnsinnig viel Neues und Spannendes.

In unserem Projekt fühlen wir uns sehr wohl! Wir versuchen so viel Zeit, wie möglich mit den Jungs zu verbringen, auch wenn wir immer noch mit den Namen zu kämpfen haben. Viele nennen wir momentan noch „Tambi“, was tamilisch ist und so viel, wie „kleiner Bruder“ heißt. Das trifft auch für die meisten aus unserem Projekt zu, da sie zwischen 6 und 19 Jahre alt sind. Da sich die Jungs im Gegenzug mit unseren Namen schwertun, nennen sie uns meist nur „Sister“. Jeden Tag zwischen 16.00 und 18.00 Uhr ist Games Time, in der Basketball, Völkerball, Fußball oder Volleyball gespielt wird und wir mit „Sister, sister, come to my team!!“ freudig winkend begrüßt werden. Auch wenn wir beide im Sport wirklich kein Ass sind, geben wir unser Bestes und (meistens;)) wird uns das Gefühl gegeben, dass wir auch eine echte Unterstützung für das jeweilige Team sind.

Generell ist es wahnsinnig schön, zu sehen, wie man hier aufgenommen, angenommen und integriert wird. Jeder geht sehr offen auf uns zu, fragt uns nach unserem Herkunftsland und was uns hierher verschlägt. Die erste Frage lautet aber meist: „Suppdingla?“ – Also: „Hast du schon gegessen?“ Essen ist für die Inder nicht nur Mittel zum Zweck, sondern eine Tätigkeit, bei der man sich austauscht, die alle verbindet und jeder mag – sehr zu meiner Freude, ich finde das Essen nämlich auch sehr gut. So wird man nach der Kirche, auf der Straße und zwischendurch oft einmal zum Essen eingeladen, was als Zeichen der Gastfreundschaft und Sympathie gesehen werden kann.

Nun möchte ich euch die Community meines Projekts vorstellen. Sie besteht aus fünf Salesianern, von denen zwei Father und drei Brother sind. Unser Projektleiter, Father Daniel, tut alles, was in seiner Macht steht, damit wir uns wohlfühlen und gut einleben. Ein wichtiger Faktor stellt da natürlich die Kommunikation mit den Kindern und den Einheimischen dar, die sich jedoch meist auf ein paar englische Wörter beschränkt. Daher organisierte er für uns eine Tamil Lehrerin, die uns die Grundlagen und Basics beibringt und auf die wir dann später mit online-Programmen aufbauen können. Eine sehr gute Idee, da es – wie ich finde – wichtig ist, Initiative zu ergreifen, sich zu integrieren und einen Schritt auf die Menschen hier zuzugehen. Also kämpfen wir uns gerade durch die tamilische Aussprache (welche wirklich unglaublich schwierig für uns ist, da es 247 Buchstaben gibt und somit z.B. drei verschiedene Arten, das „L“ auszusprechen, um es anders auszudrücken: Yoga für die Zunge;)), die Grammatik und das Vokabular.

Von Montag bis Freitag besuchten wir Anika und Lea, zwei andere Volontäre, in Tiruchy. Das Don Bosco Media Center schafft jungen Erwachsenen Ausbildungsplätze und nimmt sowohl Jugendliche aus der näheren Umgebung, als auch Flüchtlinge z.B. von Sri Lanka auf. Die Aufgabe der beiden ist es, die Jugendlichen zu begleiten und Englisch zu unterrichten. Wir begleiteten die zwei in ihrem Alltag und halfen viel in der Küche mit, da zu der Zeit gerade ein Meeting abgehalten wurde, bei dem Salesianer aus ganz Indien zusammenkamen. So hatten wir die Gelegenheit die Kunst des Chappathi Ausrollens zu erlernen – wichtig dabei ist, dass sie seeehr dünn und seeehr rund sind, was uns mal mehr, mal weniger gut gelang, aber wir haben ja ein Jahr Zeit dies zu perfektionieren! 😉
Mittwoch fuhren wir dann in die Stadt, um einen wichtigen, indischen Tempel namens Thayumanavaswami-Tempel  zu besichtigen, der, zu Ehren des hinduistischen Gottes Shiva, auf dem einzigen Berg mitten in Tiruchy errichtet wurde. Nachdem wir 437 Treppenstufen erfolgreich erklommen haben, genossen wir den atemberaubenden Blick über den Dächern von Tiruchy.

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Anschließend schlenderten wir noch durch die Straßen Tiruchys und besonders Anna und ich, die zuvor noch nicht wirklich in einer größeren Stadt in Indien waren, wurden überwältigt von den vielen Eindrücken, die gleichzeitig auf uns einprasselten. Die vielen Autos, Rikschas und Motorräder mit den unterschiedlichen, aber vor allem lauten Hupen, Trommeln und Musik, Straßenverkäufer, die ihre Ware anpreisen, herumstreunende Tiere, die am Straßenrand nach etwas Essbarem suchen, fremde Gerüche und natürlich sehr viele Menschen, die trotz allem sehr gelassen und gefasst wirken und keinerlei Hektik zu verspüren scheinen. Trotz des Gewimmels und Gedränges hatte ich das Gefühl, dass die Menschen bei uns viel gestresster und gehetzter sind, ihre Umgebung gar nicht mehr wahrnehmen. Hier hingegen sieht man überall Leute stehen bleiben, ein kurzes Pläuschchen halten oder gemeinsam einen Tee trinken und ein paar Erdnüsse knabbern. Trotz allem muss man seine Augen überall haben, da der Verkehr doch einen gewaltigen Unterschied zu dem darstellt, den wir gewöhnt sind. Die Geschwindigkeitsbegrenzung ist die, die das Auto vorgibt, Überholen wird durch Hupe und/oder Lichthupe signalisiert und ist sowohl links, als auch rechts möglich und Sicherheitsgurte sind, wie uns Father Daniel schon am ersten Tag im Spaß mitteilte, in Indien verboten;)

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Donnerstag fuhren wir dann um sechs Uhr mit einem sehr komfortablen Bus nach Velankanni, wo sich eine Wallfahrtsbasilika zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria befindet. Die Kirche (oder eher die Kirchen, sie besteht aus zwei miteinander verbundenen Kirchenschiffen), ein gewaltiges schneeweißes und wunderschönes Gebäude, strahlte in der Sonne, schien diese zu reflektieren und übte eine wahnsinnige Faszination auf uns aus. Sie ist Anlaufpunkt für viele, viele Menschen, die dort zum Beten hinkommen und so hatten auch wir nach einer Messe Zeit, für unsere Angehörigen und Freunde zu beten und einige Kerzen anzuzünden.

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Anschließend fuhren wir an den nahegelegenen Strand und genossen für einige Zeit den kühlen Wind, der, im Gegenzug zur sengenden Hitze, eine willkommene Abwechslung war, das Rauschen des Meeres und das Gefühl der Weite, das das Meer auszustrahlen vermag.

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Auf dem Heimweg machten wir einen Zwischenstopp an dem wahnsinnig beeindruckenden hinduistischen Brihadishwara Tempel, der, vor 1000 Jahren erbaut, weiterhin große Anziehungskraft ausübt – und das nicht nur auf die Hindus. Auch Touristen und Besucher anderer Konfession werden von dieser faszinierenden Kultstätte in ihren Bann gezogen. Durch die besondere Bauweise fällt sein Schatten zu keiner Tageszeit auf den Boden, sondern immer auf den Tempel selbst, wovon wir uns jedoch leider nicht mit eigenen Augen überzeugen konnten, da sich bereits die Nacht angekündigt hatte.

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Erschöpft von diesem langen Tag, der so viel aufregendes und spannendes mit sich brachte, fielen wir glücklich und sehr müde in unsere Betten.