Da hat man dann die ganze Aufregung beim Geburtstag überstanden und all die neuen Eindrücke verarbeitet, schon geht’s weiter.

Ich bin jetzt im Saranalya. Vom ganzen Haus ist erst das Erdgeschoss  fertig, aber in den beiden Obergeschossen wird gearbeitet. Eine Schwester hat ihr Zimmer an mich abgegeben und da bin ich gerade. Es ist gelb gestrichen und anfangs hatte ich nur ein Bett darin. Jetzt habe ich schon einen Schrank mit Spiegel und seit gestern eine Fußmatte vor der Badezimmertür. Meine Fotowand habe ich auch schon angebracht. Bis es jedoch heimelich wird wird es noch ein bisschen dauern.

Im Mädchenhaus haben meine Aufgaben direkt nach der Ankunft begonnen. Der Zeitplan ist hier ein bisschen strenger als bisher bei den Jungs.

Der Tagesablauf:

6:00-7:00 Uhr Studytime der Mädchen, bei der ich aber (gluecklicherweise) nicht gebraucht werde

ab 7:00 Uhr ist fuer die Maedchen Frühstück, Schuluniform anziehen und Haare ordentlich flechten

7:40 Uhr geht es mit dem Bus für die Mädchen zur Schule und ich komme aus meinem Zimmer um zu winken

7:40-8:15 Uhr jetzt gehe ich zum Frühstück; wir haben eine Außentreppe auf der man super Frühstücken kann und ab 8:00 Uhr dabei die Tempelgesänge hoeren kann

bis 12:00 Uhr habe ich jetzt Freizeit in der ich noch ein bisschen schlafe, in der Küche beim Gemüse schneiden helfe, etwas am Blog machen kann oder lese.

12:00 Uhr gemeinsames Mittagessen und Tee

bis 15:30Uhr habe ich die Möglichkeit meine Wäsche draußen zu waschen und aufzuhängen und meine letzte Freizeit des Tages zu gestalten

15:30 Uhr kommen die ersten Mädchen aus der Schule und meine Arbeit beginnt.

16:00 – 17:00 Uhr müssen die Mädchen ihre Aufgaben erledigen: Schuluniformen und die Kleidung vom Vortag müssten täglich gewaschen werden. Auch muss das Haus immer sauber gehalten werden und so hat jedes Mädchen seinen Teil mit Fegen und Putzen dazu beizutragen. Ich soll mit aufpassen, dass auch alles ordentlich gemacht wird, und wer schnell fertig ist darf mit mir draußen spielen.

17:00 Uhr gibt es einen kleinen Snack: Reisbrei, Süße Pfladen usw. und warme Milch

17:30 Uhr Lesezeit: hier gehen oder sitzen die Mädchen vorm Haus und lesen laut aus ihren Büchern. Ich lese dabei einzeln englische Texte aus den Büchern vor und die Kinder sprechen mir nach

18:00-20:00 Uhr ist wieder Studytime, hier beaufsichtige ich zehn der jüngeren Mädchen. Wir sitzen im Flur um die Größeren nicht zustören, wenn ich englische Vokabeln vorspreche.

18:30 Uhr kommt die letzte Gruppe Mädchen aus der Schule. Sie haben dann noch ein bisschen Freizeit bis sie auch Studytime haben.

20:00 Uhr Abendessen für die Kinder und mich

20:30-21:30 Uhr wird draußen gespielt, vorwiegend Fangen und Kitzeln. Wir spielen immer Fangen und Kitzeln.

21:30-22:00 Uhr ist das Rosenkranzgebet und ein Goodnight von Sister Anita

22:00 Uhr gehts ins Bett. (Ich bin nach dem Tag und dem warmen Wetter immer ganz k.o.)

So sieht hier ein Wochentag aus.  An Wochenende haben die Mädchen mehr Freizeit. Gut, dass eines vor der Tür steht.

Was ist Studytime?

In der Studytime machen die Kinder ihre Hausaufgaben und wiederholen den Stoff aus der Schule. Es ist also eine Art Lernzeit. Die kleinen Mädchen sind dabei natürlich nicht ganz so konzentriert und verbringe viel damit rum zu tollen und zu malen. Aber nicht auf die Hände-Das gibt später ärger!

 

Meine Tamil Paddie:

Wir haben hier eine ganz liebe Köchin. Sie lebt bei ihrer Schwester, die uns auch regelmäßig besucht. Ihre Eltern und der Mann der Frau sind früh verstorben und jetzt verbringt sie fast dem ganzen Tag bei uns. Mir hat sie sich gleich als Tamil Paddie  (Tamilische Oma) vorgestellt und war ganz begeistert von den Fotos meiner echten Omas.

Sie kann kein Englisch, möchte mir aber Tamil beibringen. Ich bemühe mich. Mit ihr bin ich häufig in der Küche und wir waschen zusammen. Es gibt keine Waschmaschine.

So, da ist man jetzt einen Monat in Indien und denkt man hätte einiges verstanden, dann passieren Dinge, mit denen man nicht rechnet:

Gestern Morgen wurde ich beim Essen gefragt, wer meine Zöpfe gemacht hat. Ich habe stolz gesagt, dass die selbst gemacht sind. 1h später, als ich das Haus verlassen wollte um zum Office zufahren, wurde mir klar: die Zöpfe waren so schlecht, dass die  Sister wissen wollte wer mir das zugemutet hat. Sister Anita hat mich dann also angehalten und noch einmal richtig zurecht gemacht und auf indisch Art geschminkt. Auch hat sie mir ein paar Ohrringe  geschenkt. Ich habe selten so viele Komplimente an einem Tag für mein tolles Aussehen bekommen. Aber seht einfach selbst:

Ich, indisch geschminkt und gestylte

Ich habe hier schon in verschiedenen Momenten gemerkt, das Mode und das Wort „hübsch“ in so entfernten Ländern garnicht das Gleiche bedeuten kann.  Wenn man beginnt das zu akzeptieren, dann macht es Spaß sich darauf einzulassen. Lachen ist natuerlich erlaubt, ich musste es auch als ich zum ersten Mal in einen Spiegel sah.

Sister Anita hat viel Spaß meine dünnen Haare in eine indische Frisur zubekommen. 🙂  Auch hat sie mich sehr entsetzt (ja wirklich entsetzt) angesehen, als sie sah mit was für Instrumenten ich versuche meine Haare ordentlich zurecht zumachen. Also mit Bürsten kann das ja garnicht klappen. Und ich muss zugeben, sie hat recht. Mit Kokosöl und Kamm ist ordentliches Flechten viel leichter.

Heute geht es schick gemacht zur Schule.

Diese Kleine hier hat heute Geburtstag.

Sie ist liebt es von mir gefangen und gekitzelt zu werden. Sie lacht dann schon beim Weglaufen und ist auch so ganz fröhlich. Auch macht sie ihre Schulaufgaben sehr fleißig und lässt sich von mir in Mathe helfen. Sie ist Abends immer ganz kuschelig und hängt viel an den Armen der Sisters oder an mir. Wenn man die Kinder so sieht, dann kann man einfach nicht fassen, dass sie alle von der Straße kommen. Alle Mädchen sind hier bei Don Bosco zuhause und da vergisst man schnell wo sie herkommen und was sie schon erlebt haben.

Damit schließe ich diesen Artikel. Ich freue mich euch beim Lesen zum Lachen und Schmunzeln zubringen. Ich habe ja auch ganz viel Spaß hier, doch alles was mir hier soviel Spaß macht und was ich hier erleben kann, hat schon einen langen Weg und viel Arbeit hinter sich. Das darf man nicht vergessen.

Danke, dass ich hier sein darf und danke, dass ich das alles erlebe und sehe.

Ich freue mich es mit euch zu teilen.