9.492km

So langsam ist das Verabschieden fast ein wenig normal geworden, soweit es normal werden kann. Alle noch ein letzte Mal sehen, hier noch ein „schöne Zeit“, dort ein „wenn wir uns nicht mehr sehen, gute Erfahrungen“ und Fragen wie: „freust du dich?“, „schon aufgeregt?“. Die Antworten sind einfach: Danke und Ja. Aber trotzdem ist es komisch, weil man sich einfach nicht vorstellen kann, bald wirklich in Indien zu sein. 9.492km entfernt von zu Hause, das ist knapp einen Tag mit dem Flugzeug und falls ich jemals zu Fuß mein Projekt besuchen möchte, dann werde ich laut Google Maps, 80 Tage und genau zwei Stunden unterwegs sein (ist ja auch umweltfreundlicher).

Kannst du schon „indisch“?

Und dann gibt es noch die Fragen, vor denen man irgendwie ratlos da steht, wie: „Kannst du schon indisch“? Ja, indisch! Meine Antwort darauf hat sich schnell eingespielt. „Gegenfrage: Kannst du europäisch?“ oder „Klar! 22 Sprachen, schon flüssig.“ Vielleicht wird einem erst dann klar, wie groß Indien eigentlich ist. Der indische Bundesstaat Tamil Nadu, in welchem mein Projekt liegt, ist ungefähr so groß wie Griechenland und liegt westlich von Sri Lanka. Und dort wird neben Englisch auch Tamil gesprochen, um die eigentliche Frage zu beantworten. Wieder etwas gelernt 😉 

Zeit verfliegt…

Die letzten Wochen und Monate sind so schnell vorbei geflogen, wie jetzt meine Abreise bevor steht: Abitur, Abschlussball, das letzte Vorbereitungsseminar mit den anderen Freiwilligen (gefüllt mit: Gemeinschaft, Frisbee, Nachtbaden im Moor, Nächte mit Spielen und Singen im Keller und dabei noch etwas über Don Bosco gelernt), ein Praktikum (welches jede*r Freiwillige*r in einer Don Bosco Einrichtung machen musste) und die letzten Wochen mit Familie und Freunden. Und immer gibt es diese leise Stimme im Hinterkopf, die einen daran erinnert, dass man bald einfach weg ist und noch die letzte Zeit genießen sollte.

Vorfreude

Und jetzt hört es in vier Tagen auf mit dem Verabschieden und das Willkommen beginnt. Ich freue ich mich mit jedem Tag mehr auf Indien. Auf diesen riesigen Kontinent und den kleinen Punkt auf der Karte, welchen den Ort markiert, wo Monika (meine Mitfreiwillige) und ich, die nächsten 365 Tage verbringen werden. Der Rucksack ist bald gepackt, alle haben sich irgendwann verabschiedet und mein Kopf stellt sich schon ein wenig auf den Moment ein, wenn wir aus dem Flugzeug steigen und für ein Jahr 30 Grad und grenzenloser Vielfallt „Hallo“ sagen.