Sportfest

An diesem Morgen startete ich wie gewohnt mit einer Schale Porridge in den Tag. Gleich darauf machte ich mich auf zum Amphitheater der Primary. Dort fand, wie jeden Samstag, eine Essensausgabe für die Ärmsten der Gemeinde statt. In den einzelnen Pfarren werden dafür von den Gemeindevorstehern (Chairmen) Listen erstellt, die dann an die Mission in Makuyu geben werden. Jeder auf der Liste erhält dann etwa 2 kg Mais oder Bohnen.
Bevor die Ausgabe beginnt wird zusammen gebetet und ein zwei Lieder gesungen. Dann wird jeder der Reihe nach aufgerufen und erhält seine Ration. Die meisten der Anwesenden sind alte Frauen und Kinder. Männer trifft man eher selten. Es ist echt bemerkenswert, wenn man bedenkt welchen Weg die alten Frauen um diese Uhrzeit (ca. 8.30) schon hinter sich haben müssen und viele gehen gebückt auf einen Stock gestützt, haben oft nur einen Schuhe oder laufen barfuß. Wenn man die Kinder hier mit den Schülern und Schülerinnen der Secondary vergleicht, die mit ordentlich gebügelten weißen Hemden und Blusen jeden Tag hier herum laufen, erkennt man schon den sozialen Unterschied.
Mit einigen Kilos mehr auf dem Rücken machen sich die Frauen und Kinder dann wieder auf den Heimweg. Da kann man nur hoffen, dass den Kindern die Säcke nicht von Kopf fallen und diese trotz ausgeklügelter Wickeltechnik nicht aufplatzen.

Am Vormittag wurden dann alle möglichen Vorbereitungen für das Sportfest an diesem Tag getroffen. Eine Art Jugendausschuss, bestehend aus Sprechern der Jugendgruppe in Jeder Gemeinde, hatte den die Planung übernommen und man sah sie nur mit irgendwelchen Listen beschäftigt umherschwirren.
Zwei große Boxen und ein DJ-Pult bildeten die musikalische Untermalung. Zu hören war ein Mix aus Rihanna, Shakira und Sean Paul. Wer nicht Fußball, Volleyball oder Basketball spiele ließ zu den Rhythmen seine Hüften kreisen. Irgendwann schafften es die Mädels mich in ihre Mitte zu ziehen und kreischen begeistern, als ich ein bisschen zu tanzen anfing.
Neben meinen „Tanzkünsten“ fanden besonders meine Haare Anklang. Da passt man einem Moment nicht auf und schon bekommt man die Haare geflochten. Leider sind meine Haare viel zu glatt und zu kurz, als das irgendwas länger halten würde.

Die Sonne ging langsam unter, die Schatten wurden immer länger und so langsam hatten alle Spiele eine Siegermannschaft. Alle Jugendlichen, die von außerhalb gekommen waren, machten sich auf den Heimweg und auch ich beendete den Tag mit den Jungs aus dem Oratory und einem Rosenkranzgebet.

Embu

Der Sonntag versprach ein guter Tag zu werden. Nach der Sonntagsmesse war ein Ausflug nach Embu, einer Stadt in der Nachbardiözese geplant. Dort sollten unsere Jungs aus Makuyu in verschiedenen Sportarten gegen die aus Embu antreten.
Ohne Mittagessen, nur mit ein paar Bananen (von der hauseigenen Plantage) im Gepäck wurde ich mit einem Haufen Kerle in einen Reisebus gepackt. Als auch die letzten Kinder aus dem Bus gescheucht wurden waren, die sich irgendwo dazwischen gemogelt hatten, starteten wir Richtung Norden.
Mein Sitznachbar war Joseph (Name geändert). Während der Fahrt unterhielten wir uns über die Unterschiede zwischen Kenia und Deutschland und ich versuchte zu beschreiben wie Häuser bei mir zu Hause aussehen und gebaut werden. Er wiederum erzählte mir, warum ihm im Unterkiefer ein Zahn fehlt. Ursprünglich stammt er aus dem Osten des Landes und seine Vorfahren oder Teile seiner Verwandtschaft waren und sind Massai. Im Alter von 9 Jahren wird den Jungen ohne jegliche Betäubung ein Schneidezahn im Unterkiefer gezogen. Dadurch steigen sie in der Familie einen Stufe auf und gehören nicht mehr zu den Kindern. Man könnte sagen, durch das Aushalten der Schmerzen beweisen sie, dass sie zu Männern geworden sind. Außerdem beschrieb er, wie man einen Ochsen am besten mit einem Speer erledigt und, dass das nährstoffreiche Blut getrunken wird, wobei es am besten mit Milch zusammen schmeckt.
Für Joseph war es genau wie für mich das erste Mal, die Straße in Richtung Norden und zum Mount Kenya zu nehmen. Leider konnte man vom höchsten Berg Kenias nur einen dunklen Schleier am Himmel sehen. Ich hab zwar versucht Fotos zu machen, aber die Spitze war zu wolkenverhangen.

In Embu angekommen, wartete eine Horde sportbegeisterter Männer und Jungen der Don Bosco Mission Embu auf uns. Neben einer tollen Landschaft hatte Embu noch eine große Hitze zu bieten. Makuyu ist dagegen echt gemäßigt. Und das habe nicht nur ich zu empfunden, auch die Jungs schienen zu Beginn in Volleyball und Basketball mit der Hitze zu kämpfen zu haben. Am Ende stand das große Fußballspiel an und wir fuhren nach einer Party am Abend mit einem Sieg in Volleyball und Fußball im Gepäck wieder nach Hause.
Hundemüde erreichten wir gegen neun die Mission und ich fiel völlig kaputt ins Bett.