Ein Jahr Kenia

Ein weiterer strassenkinder.de Blog

Korr – Unendliche Weiten

Vor ein paar Wochen machte ich mich auf nach Korr.

Korr liegt in der Diocese of Marsabit im Norden Kenias. Sobald man die Hochebene des Mount Kenias verlässt ändert sich die Landschaft schlagartig. Es wird zunehmend sandiger und die Bäume werden zu dornigen Büschen.

Am Morgen der Abfahrt wartete ich gespannt auf Father Lawrence, der in Korr der Rektor der Mission ist. Das einzige was ich vorher über Korr wusste war: Es liegt in der Wüste und es ist heiß. Klingt spannend!
Mit Spontangepäck ging es erst einmal auf große Shoppingtour. Auf dem Weg hielten wir mehrmals an um am Straßenrand hauptsächlich frisches Gemüse und Obst zu kaufen. Father Lawrence verhandelte unerbittlich und Deacon Bernard und ich halfen alles ins Auto zu laden.

In Nanyuki, der Stadt am Äquator übernachteten wir in dicke Wolldecken gepackt.
Auf 1986 Höhenmetern erwachten wir mit Blick auf die Spitze des Mount Kenias.
In Nanyuki kauften wir noch Kartoffeln und die beiden Männer gingen zum Barbier um sich die Haare zu rasieren. Muss dann für den nächsten Monat reichen.
In Isiolo wurde noch das Postfach gelehrt. Dies geschieht monatlich.
Die Landschaft veränderte sich mit jedem Meter. Die Straße ist hier wirklich gut ausgebaut….bis man den Asphalt verlässt und off road unterwegs ist. Hier und da sah man schon die ersten Manyattas (runde zeltartige Hütten aus Zweigen und Stoffen) und Kamelherden. Father Lawrence erklärte, dass in den Familien oft Kinder ab 5 Jahre für große Rinder und Ziegenherden verantwortlich sind. Manchmal werden die Herden mit den Kindern in die „Forsa“ geschickt und man sieht sie dann erst nach zwei drei Tagen wieder. Versorgen müssen sie sich da selbst…„Schule is nich“.
Man bekommt den Eindruck dort, wo man den Asphalt verlässt, verlässt man Kenia. Witziger Weise steht hier ein Schild der kenianischen Regierung. Irgendwas über Straßenbau, oder so. Erinnert aber eher an ein „Hier verlassen sie Kenia. Bis zum nächsten Mal!“.
Die letzten Kilometer ging‘s durchs Outback. Keine Straße, nur Dornbüsche und Sand. Vorher musste sich Father extra informieren ob die Straße passierbar ist. War aber glücklicherweise der Fall und dies ersparte und 60 extra Kilometer.
Die Mission erreichten wir als die Sonne schon tief stand. Die Schatten wirkten hier sogar noch länger.
Uns erwarteten 30 Mädchen und Jungen, die hier unter der Woche leben um zur Schule zu gehen.
Die Jungs und Mädels hatten Father Lawrence wirklich vermisst. Beliebt der Mann!
Als Unterkunft bekam ich ein Zimmer im ersten Stock, der einzige Raum, der überhaupt im ersten Stock liegt. Bevor sich unzählige Sterne und die gesamte Milchstraße über den tiefschwarzen Wüstenhimmel verteilten genoss ich die kühle Brise.
Schwer zu beschreiben…
Ich gesellte mich zu den Kids zum Rosary und schaffte es alles brav in Swahili mitzubeten.
Die kalte Dusche tat gut um den Staub der Reise abzuspülen.
Am nächsten Tag bekamen wir den Auftrag Lebensmittelrationen an zwei Schulen zu liefern. Die 20kg Säcke mit Mais, Bohnen, Unga (Maismehl) und Uji Pulver (Porridge) wurden auf die Ladefläche gehievt und ich setzte mich mitten rein.
Streckte man die Hand bei der Fahrt zu weit raus rief schnell einer; „Watch the trees!“, denn die hatten Dornen, gigantische Dornen!

Die Jungs und Mädchen in Korr hatte ich in mein Herz geschlossen und ein bisschen konnte ich auch helfen. Da die Lehrer wieder einmal auf Streik waren, gab ich Nachhilfe in Science.
Dies brachte ein paar Schwierigkeiten mit sich.

Warum gibt es bei Eisenbahnschienen Lücken zwischen den Metallstücken?
Klar, es geht um Einfluss von Wärme auf Metall. Nur wie erklärt man das einem 9 Jährigen, der noch nie ein Eisenbahngleis gesehen hat.

Oder noch besser: Was ist eine gute Möglichkeit um das Stadtbild zu verschönern?

a)      eine Skipiste

b)      eine Skatebahn

c)       eine Brunnen mit Wasserfontäne

Ja, genau! Wie erklärt man jetzt Schnee??
Nach einer Woche hielt ich es nicht mehr aus. Heimweh! Nach Makuyu!
Die Zeit in Korr war unbeschreiblich! So anders! Die Menschen, die Umwelt, ein völlig anderes Leben. Die Fathers versuchten mich zum Bleiben zu überreden. Aber in Makuyu warteten meine Schüler und Mädels sehnsüchtig auf meine Rückkehr
Die Rückkehr trat ich um 6 morgens von Marsabit an und die ganze Tour dauerte insgesamt 3 Tage.

Hier ein paar Bilder, die sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte!

Die Mission

Samburu und Rendille

Father Lawrence

Polio Schluck-Impfung in der Nursery

Nursery

Lebensmittelration für die Primary

Mehr Bilder gibt’s wie immer hier.

Vorheriger Beitrag

5 Stunden Stillsitzen für Mary Help of Christians

Nächster Beitrag

How to say Goodbye?

  1. Benedict Steilmann

    Dolle Reise, Elisa. Und dolle Bilder. Da wäre ich gerne mitgefahren.

    Bis bald,
    Benedict

Schreibe einen Kommentar

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Läuft mit WordPress & Theme erstellt von Anders Norén