Unsere Projekte außerhalb des Geländes befinden sich in den Vierteln Ladji, Hinde und auf dem Markt Danktopka, im Norden Cotonous. Im Süden sind eher die Reichenviertel, wie z.B. Cadjehoun und große europäische Supermärkte, wie Erevan.

Die Baraque S.O.S.

„Marché Dantokpa“, das ist der größte Markt Westafrikas. Hier herrscht ein reges Gewusel aus Ständen und Verkäufern, die ihre Ware auf dem Kopf anbieten. Um hier seine Ware anbieten zu dürfen, muss man 1000 CFA im Monat bezahlen und mindestens 15 Jahre alt sein. Trotz regelmäßiger Kontrollen, ist hier Kinderarbeit keine Seltenheit. Die Kinder helfen entweder ihren Eltern beim Verkauf oder machen sich mit eigener Ware selbstständig.

Die Baraque liegt mitten auf dem Markt auf einem großen Parkplatz und ist ein Ort für alle Marktkinder, wobei Jungs und Mädchen in getrennten Räumen sind. Die Baraque für die Marktmädchen besteht aus zwei Räumen: Der eine ist wie ein Klassenzimmer aufgebaut, wo jeden Tag eine Stunde Alphabetisierungsunterricht stattfindet. Hierbei lernt der Fofo mit den Mädchen Buchstaben, Zahlen und den eigenen Namen zu schreiben.

Anschließend gibt es ein Bastelangebot, bei dem die Mädchen sich kreativ ausleben können. An manchen Tagen gibt es außerdem auch Sensibilisierungskurse, bei denen über Themen, wie z.B. Körperhygiene, Gewaltprävention oder allgemeine Aufklärung geredet wird. Alle Angebote sind freiwillig, weshalb manchmal Mädchen während des Unterrichts, der Sensibilisierung oder dem Basteln im Nebenraum spielen oder sich ausruhen.

In der Baraque sind immer zwei Frauen und ein Mann da, die festhalten, welche Mädchen anwesend waren, Ansprechpartner für alles Mögliche sind, dafür sorgen, dass keine Fremden oder Jungs in die Baraque kommen und einfach zum Spielen da sind.

Teresa und ich sind an drei Tagen in der Woche, einmal zu zweit und sonst jeder einmal alleine, für jeweils drei Stunden in der Baraque. Wir bieten immer eine neue Bastelaktivität an, die oft schon begeistert erwartet werden. Neben Basteln wird auch einfach viel miteinander gespielt, getanzt und geredet. Besonders der Tischkicker und die Trommel sind immer sehr begehrt und bereiten viel Freude.

Maison de l’Espérance

In der Nähe des Marktes befindet sich das Maison de l’Espérance (Haus der Hoffnung), ein Ausbildungszentrum für Jugendliche zwischen 16 und 26 Jahren. Hier werden sie innerhalb eines Jahres in den Bereichen Bäckerei, Konditorei, Küche und Seifenherstellung ausgebildet. Die Ausbildung besteht aus neun Monaten Unterricht, anschließend drei Monate Praktikum und wird durch ein zentrales Examen beendet. Zusätzlich finden nachmittags verschiedene Programme statt, wie z.B. Unterricht in Französisch, Buchhaltung und Sensibilisierung, bei der Themen, wie Gewaltprävention und Gefühlskontrolle behandelt werden.

Der Unterricht findet Montag bis Freitag von 8:00 Uhr bis 16:00 Uhr statt. Am Abend wird das Gebäude genutzt, um Mädchen vom Markt einen Platz in Schlafsälen zu geben, da es am besonders abends für junge Mädchen auf dem Markt sehr gefährlich ist. Zudem ist immer eine Tata da, die eine Ansprechpartnerin ist und nach dem Rechten schaut.

Die Produkte, die jeden Vormittag entstehen, werden oftmals verkauft. So ziehen die Bäcker beispielsweise mittags kurz über den Markt und verkaufen ihr frisch gebackenes Brot. Die Küche bereitet immer Mittagessen für alle vor, von dem auch wir für 100 CFA mitessen können.

Die Ausbildung ist speziell für Jugendliche, die sich in schwierigen Situationen befinden und ist für einige die einzige Chance einen Beruf zu erlernen. Ein Schulaschluss ist keine Vorrausssetzung, weshalb die Türen für jeden offen stehen. Einige Jugendliche sind Analphabeten und können meist kaum Französisch, weshalb der Französischunterricht eine entscheidende Rolle spielt. Die Ausbildung ist ein kostenloses Sprungbrett in die Arbeitswelt, da man hier nicht nur durch Praktika sondern auch durch erste Produkte gut in die Arbeitswelt einsteigen kann. Beispielsweise besteht die Möglichkeit in der Savonnerie ( Seifenherstellung), gegen etwas Materialgeld, eigene Seifen herzustellen und diese dann selbstständig zu verkaufen.

Wir sind oft mittags im Maison de l’Espérance, um Mittag zu essen. In dieser Zeit ergeben sich oftmals nette Gespräche mit den Jugendlichen und ab und zu wird nach dem Essen noch ein Spiel wie „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt.

Jeden Donnerstagvormittag arbeiten wir im ME (Maison de l’Espérance) und wir unterstützen die Jugendlichen sehr vielfältig: Anfangs haben wir den Jugendlichen bei ihrem Programm über die Schulter gesehen, dann Lebensläufe digitalisiert und Etiketten für die Seifen gestaltet. Wir haben nebenbei versucht, den Jugendlichen einen Zugang zu Medien bereitzustellen, um somit ihre EDV-Kenntnisse zu verbessern. Manche taten sich recht schwer, direkt mit Medien konfrontiert zu sein, doch es gab immer Klassenkameraden, die einander geholfen haben.

Maison du Soleil

Das Maison du Soleil (Haus der Sonne) befindet sich direkt neben dem Gebäude des Maison de l’Espérance. Es ist ein Wohnheim für junge Mütter, die ansonsten kein Zuhause für sich und ihre Babys bis drei Jahren haben. Viele der Frauen machen gleichzeitig eine Ausbildung nebenan im ME, wodurch sie in Zukunft die Möglichkeit haben, sich selbst zu versorgen. Da beide Gebäude direkt nebeneinander sind, können die Mütter, die eine Ausbildung machen, in den Pausen zu ihren Kindern und diese stillen und mit ihnen kuscheln. Im MS (Maison du Soleil) gibt es mehrere dreier Schlafräume mit eigenem Bad. Im Gemeinschaftsraum ist ein großer Tisch, an dem gequatscht, gespielt und gestillt wird. Daneben befinden sich zwei große Matratzen, auf denen die Babys und teilweise auch die Mütter einen Mittagsschlaf machen. Daneben spielen die Kinder mit verschiedensten Spielsachen. Angeleitete Aktivitäten dürfen natürlich auch nicht fehlen, somit wird oft getrommelt, getanzt oder Gestik-Spiele gemacht.

Teresa arbeitet hier immer Montagvormittag, derweil ich frei habe, und ich arbeite immer am Mittwoch vormittags im MS. Die meiste Zeit über habe ich ein Kind auf dem Schoß und spiele mit den anderen. Füttern, Wickeln und Babys zu Bett bringen gehört natürlich auch mit zu meinen Aufgaben. Zudem leite ich meistens ein eigenes Spiel an, bei dem die Kinder begeistert mitmachen.

Seit einer Woche ist das Maison du Soleil leider aus finanziellen Gründen geschlossen. Die Mütter sind ins Foyer Laura Vicuna nach Zogbo gezogen und leben dort zusammen mit 50 anderen Mädchen. Die Babys kommen somit auch mal etwas raus, da sie hier ein riesiges Gelände für z.B. einen Spaziergang zur Verfügung haben. Dennoch gibt es hohes Spannungspotenzial zwischen allen Beteiligten, da die Kinder vor allem in der Nacht nicht immer sehr leise sind. Tagsüber wird in der Regel im großen Gebetsraum fleißig gespielt und es bilden sich neue Freundschaften zwischen den älteren MS-Kindern und den jüngeren Foyermädchen.

L’Espace Eveil Magalena Morano de Ladji

Das letzte Projekt ist der Kindergarten „L’Espace Eveil“ (der erwachende Raum) in dem Viertel Ladji. Es gibt zwei Gruppen, eine am Vormittag (8:00-12:00) und eine am Nachmittag (15:00-17:00). Hier lernen die Kinder Französisch, bessere Feinmotorik, sich in eine Gruppe einzugliedern und still auf dem Platz zu sitzen. Eine Klasse besteht aus ca. 30 Kindern. Eine Tata und ein Fofo leiten gemeinsam die Gruppen und sorgen für Ruhe und Spaß.

Am Anfang kommen die Kinder, stellen ihren Rucksack auf einen Decke und setzten sich an ihren Platz. Mit verschiedenen Liedern und Gestik wird fleißig Französisch geübt, wo die Kinder voller Energie dabei sind. Dann werden z.B. Farben wiedererkannt und es folgt die Essenspause. Anschließend werden auf kleinen Tafeln Striche oder Punkte gemalt, was für einige eine große Herausforderung ist. Hin und wieder wird auch auf Papier gemalt oder kleine Dinge gebastelt.

Dienstagvormittag und Donnerstagnachmittage arbeiten wir auch in diesem Projekt mit. Wir sitzen zwischen den Kindern auf kleinen Stühlchen und machen auch das mit, was gerade angesagt ist, wie z.B. Aufstehen, Klatschen, Singen. Zudem sorgen wir für allgemeine Ruhe und ermahnen hin und wieder Kinder. Auch bei kleinen Handgriffen, wie z.B. Materialien austeilen, gehen wir zur Hand und helfen den Kindern bei den Zeichenübungen. Zudem leiten wir auch immer eine eigene Aktivität an, die von Basteln bis zu Klatschspielen alles sein kann.