In einigen Blogeinträgen habe ich über viele Erlebnisse berichtet. Doch wo genau ich lebe, wohne und arbeite ist dabei noch etwas zu kurz gekommen. Somit möchte ich hier damit anfangen, die verschiedenen Projekte vorzustellen.

Im Norden Cotonous, direkt am See, befindet sich das Viertel Zogbo, wo ich auf dem Gelände der Schwestern wohne. Der Begriff „Zogbo Don Bosco“ sagt jedem Zemfahrer und vielen Menschen etwas.

École Laura Vicuna

Biegt man von der Hauptstraße auf eine kleinere unasphaltierte Straße ab, sieht man schon direkt große Gebäude und zwei Tore, auf denen die Aufschrift „Don Bosco“ prangt. Das linke Tor führt zum Gelände der Schwestern, auf dem wir wohnen. Hier befindet sich direkt beim Eingang auf der linken Seite die Schule der Schwestern Laura Vicuna, welche über tausend Schüler hat. Hier machen viele Schüler ihr Abitur oder eine Ausbildung in verschiedenen Bereichen. Auch ein Schneideratelier, in dem viele Schuluniformen genäht werden, eine Kantine und diverse Essens- und Getränkestände gehören zu der Schule. Wir haben jedoch so gut wie nichts mit der Schule zu tun, da wir hier nicht arbeiten, sondern nur hin und wieder Schüler beim Vorbeigehen grüßen.

École Alternative

Neben der École Laura Vicuna gibt es noch eine zweite kleinere Schule, relativ weit hinten auf dem Gelände, die „École Alternative“ (alternative Schule). Es ist eine Art Grundschule, in die Kinder eingeschult werden, die älter als zehn Jahre alt sind und die vorher nicht die Möglichkeit hatten, eine Schule zu besuchen. Kinder älteren Alters werden nicht mehr von anderen Schulen aufgenommen, weshalb dies oft die letzte Chance für die Kinder ist, u.a. Lesen und Schreiben zu lernen. Die École Alternative dauert drei Jahre, die Kinder lernen jedoch in einem Jahr den Stoff aus zwei Jahren, wodurch sie ihren CEP bereits nach drei statt sechs Jahren haben. Somit besteht für manche Kinder die Chance, anschließend auf eine Regelschule zu wechseln, da sie die verpassten Jahre aufgeholt haben.

Jeden Freitag Vormittag leiten wir in einer Klasse eine spielerische Aktivität an. Dabei wechselt es zwischen Basteln, Spielen und Tanzen. Anfangs war es für uns etwas herausfordernd einen passenden Schwierigkeitsgrad für jede Klasse anzubieten, da die Altersunterschiede innerhalb der Klassen doch sehr stark auseinander gehen.

Foyer Laura Vicuna

Das Foyer Laura Vicuna ist ein Mädchenwohnheim, in dem über 50 Mädchen im Alter von vier bis 20 Jahren ein Zuhause bekommen haben. Seit kurzem wohnen hier auch noch ca. zehn Mütter mit ihren Kindern, die sonst auf der Straße leben würden und vorher in einem eigenem Wohnheim gelebt haben. Dieses musste jedoch aus finanziellen Schwierigkeiten geschlossen werden. Es besteht aus vier Gebäuden, die einen Innenhof säumen, auf dem ein Pavillon, ein Brunnen und Wäscheleinen sind. Im größten Gebäude gibt es das Büro der zuständigen Schwester und Schlafsäle, mehrere kleine im Erdgeschoss und einen großen im Obergeschoss. Jeder Schlafsaal ist mit Stockbetten, Moskitonetz und einem Spind für jedes Mädchen ausgestattet. Toiletten und Waschräume sind natürlich auch vorhanden.

Im Gebäude nebenan werden jeden Tag nach der Schule noch Hausaufgaben gemacht. Hier gibt es große Tische mit Bänken, Ventilatoren, eine große Tafel und ein Fass mit Trinkwasser. Die Wände sind mit Bildern verziert worden. Nebenan ist noch ein Raum mit Küchenutensilien für die Kochstelle, die zwischen zwei Gebäuden ist. Das dritte Gebäude besteht aus einem Lernraum für die älteren Mädchen, der ähnlich ausgestattet ist wie der große Hausaufgabenraum, zusätzlich gibt es zwei Nähmaschinen für die Mädchen, die eine Schneiderausbildung machen. Nebenan befindet sich das Büro der Tatas (Erzieherinnen). Das letzte Gebäude ist eine große Kapelle, in der täglich Gottesdienste stattfinden. Hieran grenzen noch Büros von der École Alternative und verschiedenen Vertretern des Foyers.

Jeden Mittwoch- und Freitagnachmittag arbeite ich im Foyer und helfe den Kindern bei ihren Hausaufgaben. Sei es Matheaufgaben stellen, auswendig gelernte Hefteinträge abfragen oder einfach zusammen zu lesen, dort gibt es in der Regel immer etwas zu tun. Wenn gerade keine Hausaufgaben zu erledigen sind, dann freuen sich die Mädchen, wenn man einfach da ist und mit ihnen über alles Mögliche quatscht. Freitag Abend findet immer die „Recréation“ statt, bei der bis spät abends getrommelt, gesungen und getanzt wird. Daran nehmen wir gerne teil, denn es macht sehr viel Spaß mit den Kindern ausgelassen zu tanzen. Sonntags steht immer der Kirchgang zur Kirche im Viertel an, bei dem wir die Mädchen begleiten.

La Communauté

Im Herzen des Geländes wohnen die Schwestern. Der erste Stock des Gebäudes beherbergt die Zimmer der Schwestern, wohingegen im Erdgeschoss eine Kapelle, Wohn- und Esszimmer, Wintergarten, Küche und Wäschezimmer ist. Vorne am Eingang befinden sich dann noch zwei Büros der Schwestern, von wo aus viel koordiniert, besprochen und geregelt wird.

In den ersten zwei Wochen haben wir noch jeden Tag bei den Schwestern gegessen und diese besser kennengelernt. Die Ordensprovinz der Schwestern umschließt sieben Länder: Bénin, Togo, Burkina Faso, Nigeria, Ghana, Elfenbeinküste und Mali. Somit herrscht bei den Schwestern eine große Internationalität, denn es kommen noch die Missionsschwestern hinzu. Länder wie Österreich, Kolumbien oder auch Ruanda sind auch mit vertreten, gesprochen wird selbstverständlich Französisch. Jede der ca. zehn Schwester ist für mindestens ein anderes Projekt verantwortlich und bildet dort die Leitung.

Samstags findet in der Communauté der große Hausputz statt, bei dem die Foyer-Mädels und wir Volontäre mithelfen. Sonntags nach der Kirche sind die Préasprirantinnen (Anwärterinnen) und wir zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen. Da sonntags die Köchin frei hat, wird jede Woche von anderen Schwestern gekocht und auch wir kochen alle vier Wochen für alle.

Unsere Küche

Neben dem Haus der Schwestern befindet sich ein weiteres Gebäude, in dem eine große Küche und ein rundes Esszimmer ist. Hier arbeiten tagsüber immer ein paar Frauen, die im großen Stil Saft herstellen, welchen sie gefroren in der Schule Laura Vicuna verkaufen. Zwischendurch sieht man immer wieder zwei Préaspirantinnen, die Küchendienst haben und Essen vorbereiten. Und dann gibt es da natürlich auch noch uns. Wir haben einen eigenen kleinen Gasherd, an dem wir unsere Mahlzeiten zubereiten. Je nach Timing essen wir mal gleichzeitig mit den Préaspirantinnen oder alleine.

Das IFMA Gebäude

Das letzte große Gebäude des Don Bosco Geländes ist das IFMA- Gebäude. Im Erdgeschoss sind lauter Büros von Schwestern und Mitarbeitern. Hier findet wöchentlich die „Réunion“ statt, eine Konferenz, bei der unter anderem über alle Projekte gesprochen wird. Über den Büros befinden sich verschiedene Schlafsäle der Préaspirantinnen, sowie deren Bad und ein Schul-/ Lern-/ Aufenthaltsraum. In diesem lernen die Anwärterinnen Englisch, Französisch und einiges über Gott. Hinter diesem Raum befindet sich unser kleines Zimmer mit eigenem Bad. Wir haben einen eigenen Schrank voller Bastelutensilien, die wir für unsere Arbeit in den Projekten benötigen. Meistens sitzen wir im Aufenthaltsraum oder dem Pavillon, wenn wir wieder neue Bastelbeispiele anfertigen.

Der Garten

Hinter den letzten Gebäuden (École Alternative und Foyer) erstreckt sich ein großer Garten mit Feldern, auf denen Gemüse angebaut wird und verschiedensten Palmen und Bäumen wie zum Beispiel Kokosnuss und Papaya. Auch werden hier einige Hühner, Fische, Krebse und Enten gehalten, die hin und wieder im Topf landen. Wenn wir wieder eine Portion Eier benötigen, kriegen wir diese ganz frisch von den lokalen Hühnern geliefert und diese halten sich dementsprechend lange.