Hallo zusammen! Nach zwei Monaten hier wird es endlich Zeit für einen Blogeintrag über meinen Alltag hier in Vilathikulam! Ohne große Umschweife starte ich auch direkt mal mit dem ersten Abschnitt des Tages…

Der Morgen
Mein Tag beginnt um 6.15: Ich stehe auf, werfe meinen Churidar über (ein Oberteil, das etwa bis knapp zu den Knien reicht, mit Schal und Hose) und bewege mich dann gemeinsam mit Annette runter zum morgendlichen Gottesdienst um 6.50 im kleinen Kapellenraum. Hier treffen wir auch meist auf die Sisters der Charles-School, die immer vier katholische Mädels der Charles-School mitbringen. Um 7.15 ist der Gottesdienst (meist auf Tamil) dann beendet und bis zum Frühstück um 9.15 bleibt uns noch reichlich Zeit. Die nutze ich, um Tagebuch zu schreiben (wenn ich am Abend davor einfach mal keine Lust hatte oder zu müde war), an einem Blogeintrag zu schreiben oder um auch mal unten auf der Bank Zeitung zu lesen und mich mit den Leuten zu unterhalten. Um 9.15 streben wir dann ziemlich hungrig dem Frühstück entgegen.

Der Vormittag
Nach dem Frühstück bleiben wir noch in der Dining-Hall sitzen (bloß nicht von dem Wort „Hall“ beeindrucken lassen, es handelt sich um einen Raum von vielleicht 20 qm) und suchen einen guten Spruch für diesen Tag raus (sowas wie „Every failure is a step closer to success“ – das ist eigentlich mein Lieblingsspruch, denn egal was schiefläuft, ich kann es einfach als weiteren Schritt zum Erfolg verbuchen – zum Beispiel im Unterricht mit den Kids 😀 ). Den schreiben wir zusammen mit einem deutschen Wort oder Satz an die Tafel in der Dining Hall (die Fathers wollen Deutsch lernen) und marschieren los zum Zweitgebäude, wo um 10.00 das „morning-prayer“ stattfindet: Alle Angestellten in VEMBU treffen sich im Office/der Verwaltung zu einem kleinen Gebet und einer hält dann einen kurzen Pep-Talk (wir waren auch schon dran). Nach dem morning-prayer begeben wir uns (manchmal über Umwege über die Stitching-Class, wo man super mit den Mädels quatschen kann, trotz Sprachbarriere! Oder über die Press) zurück ins Hauptgebäude. Bis 13.00 erledigen wir dann Dinge, die gerade so anfallen und bereiten unseren Unterricht für die Charles-School vor.

Das Bild fällt unter die Kategorie „Dinge, die gerade so anfallen“: Annette hat eine Erkältung und inhaliert unter diesem stilvollen Handtuch und ich lerne Tamil

Vorbereitung des Unterrichts in der Charles-School

Der Nachmittag
Um 13.00 gibt es Mittagessen und um 13.20 schwingen wir uns auch schon auf die Fahrräder, um zur Schule zu fahren. Mehr oder weniger pünktlich können wir dann um 13.30 unsere Kids für die erste Stunde einsammeln und mit dem Englischunterricht beginnen!
Hier kommt eine Kurzzusammenfassung über die CharlesSchool, dazu wird es wahrscheinlich aber noch einen eigenen Eintrag geben! Die Charles-School wird von den Charles-Schwestern geleitet, es handelt sich um eine Schule für ehemalige Kinderarbeiter und Kinder, deren Eltern sich das Schulgeld für eine „normale“ Schule nicht leisten können bzw. den ganzen Tag arbeiten und die Kinder so in Obhut wissen (Zitat einer Schwester: The parents work and they (the girls) are old enough to be abused – damit das nicht passiert, gehen diese Kinder dann in die Charles-School.). Wir haben die 6. bis 8. Klasse in Englisch, und davon zwei Klassen am Tag für jeweils etwas mehr als eine Stunde. Jede Klasse teilen wir in zwei Gruppen auf: Leser und Nichtleser. Annette übernimmt momentan die Nichtleser und ich habe die Leser. Da die Klassen ziemlich klein sind (so 10 bis 17 Kinder), haben wir meist jeweils 5 bis 9 Kids.

Ich sitze mit der Lesergruppe der 7. draußen auf einer Art Terasse beim Unterricht. Annette und ich haben zusammen in der Schule ein Zimmer zur Verfügung, weshalb meistens einer von uns mit seiner Gruppe draußen sitzt.

Um 15.45 ist die Schule aus und wir spielen bis 16.00 mit allen Kids: Klatschspiele (schoko-schoko-la-la für alle die es noch kennen) und Hüpfspiele stehen hoch im Kurs! Nach dem abschließenden Schulgebet der Kids geht´s für uns dann auch schon zurück. In VEMBU angekommen, halten wir entweder im eigenen Heim ein kleines Kaffeekränzchen ab (mit Snacks – aber bitte nicht zu knapp! Bis zum Abendessen um 21.15 ist es nämlich noch ein weiter Weg, den ich ohne Aufladung meiner Energiereserven eher schlecht als recht überstehen würde) oder wir wagen den Schritt in die Stadt wenn wir mal was zu besorgen haben. Dann statten wir auch unserem Stammteestand einen Besuch ab 😉

Der Abend
Der Abend beginnt für mich eigentlich schon so ungefähr um 17.30, wenn unsere Teepause beendet ist und die ersten Kids zur Evening Tuition (quasi eine Hausaufgabenbetreuung) eintrudeln. Die Evening Tuition beginnt zwar erst um 18.00, die Kinder kommen aber meist schon viel früher und wir spielen Memory, Uno oder andere Spiele. Um 18.00 geht´s dann los: wir schnappen uns immer jeweils ein Kind für 20 bis 30 Minuten und üben englisch Lesen oder englische Konversation zu betreiben. Da lerne ich auch immer mal wieder das ein oder andere tamilische Wort dazu, wenn ich zum Beispiel auf einen Mond zeige und das Kind „nila!“ ruft. So hab ich auch gelernt, dass man Google Übersetzer zwar oft, aber nicht immer trauen kann… Um 20.30 ist die Evening Tuition dann beendet und 45 Minuten später gibt´s dann auch schon Abendessen. Nach dem Abendessen steht bei uns noch fix Duschen auf dem Plan und wenn wir ganz gut drauf sind, ist noch Tagebuchschreiben oder Skypen angesagt. Wenn wir allerdings super drauf sind, informieren wir uns durch die zdf-Mediathek über das aktuelle politische Geschehen in Deutschland (danke Olli) oder schauen auch mal eine Serie an. Das gute Indernet machts möglich!

Abweichungen vom normalen Tagesrhythmus
Nummer 1: Mittwoch und Sonntag sind unsere Tage zum Ausschlafen. Mittwochs gibt´s morgens keine Messe und Sonntags gibt´s eine große, allerdings erst um 8.30.
Nummer 2: Der Samstag ist hier ganz normaler Werktag, nur mit dem Unterschied, dass in der Charles-School kein Unterricht ist, sondern wir mit den Kindern Spiele spielen und slacklinen. Evening Tuition findet normal statt.
Nummer 3: Der Sonntag. Am Sonntag beginnt unser Tag wie gesagt erst um 8.30 mit der großen Messe, die meistens bis 9.50 dauert. Danach frühstücken wir und um 11.30 haben wir eine Stunde lang die Sunday-Class: 20 bis 30 Kinder im Alter von vielleicht 8 bis 18 Jahren kommen Sonntags nach VEMBU. Ein Lehrer unterrichtet alle gemeinsam von 10.30 bis 11.30 in Mathe, danach sind wir dran: wir bauen immer ein bisschen Englisch mit ein, spielen aber eigentlich größtenteils Spiele mit den Kindern – momentan üben wir zum Beispiel den Cup-Song mit ihnen. Um 12.30 ist die Sunday-Class beendet und den Sonntagnachmittag haben wir frei! Programm ist hier in VEMBU aber trotzdem immer: wir können uns zur Dance-Class oder zum Youth-meeting dazugesellen. Langweilig wird es also nie!
Nummer 4: Ausflüge, Feste oder wichtige Treffen aller Art beleben den Alltag noch einmal zusätzlich. Heute ist zum Beispiel ein Programm, bei dem über die Möglichkeiten staatlicher Unterstützung für die Leute (auf den ländlichen Gebieten? Es ist für mich relativ schwierig, immer genau durchzublicken bei den ganzen Programmen) gesprochen wird. Ammaa muss Essen für 100 Personen vorbereiten, weshalb wir ihr beim Gemüseschnippeln unter die Arme gegriffen haben.

Und zum Schluss noch ein kleines BaustellenUpdate:

Die Kirche wächst in die Höhe. Zum Vergleich: hier war die Kirche noch ein Stockwerk hoch.

Die Bauarbeiten an den Sanitäranlagen, die benötigt werden, damit das Hostel den neuen Bestimmungen entspricht und wieder Jungs hier aufgenommen werden können, haben begonnen! (Eine nähere Erläuterung dazu, warum das Hostel überhaupt geschlossen wurde, findet sich hier, auf der Seite unserer Vorvoluntäre.)

Das war´s erstmal wieder von mir! Für mich geht´s jetzt auf zum Abendessen 😀