Charlotte in India

Weit, weit weg wird zu ganz, ganz nah

Ab in den Norden

Hallo zusammen! Jetzt ist doch wieder einige Zeit seit meinem letzten Blogeintrag vergangen, in der unglaublich viel passiert ist. Nur wenige Tage nach Ende des English-Camps machten wir uns auf den (langen) Weg in den Norden Indiens. 17 Nächte waren wir unterwegs (neun davon im Bus oder Zug :D) und haben unglaublich viel gesehen. Ich bemühe mich, in chronologisch richtiger Reihenfolge vorzugehen:

Unsere Reise begann bereits am 25. Mai, als wir uns am Abend per Bus gen Kovilpatti aufmachen wollten, um dort den Sleeper-Bus in die Großstadt Chennai zu erreichen. Als wir an unserem Busstand allerdings fragten, wann denn der nächste Bus nach Kovilpatti ginge (wir fahren nie nach Plan, die Busverbindungen sind eigentlich immer so gut, dass man nie allzu lange warten muss), hieß es erst einmal: Nach Kovilpatti? Das wird schwierig. In Tuticorin, der Hauptstadt unseres Distrikts, erreichten zu diesem Zeitpunkt vor ein paar Tagen nämlich die Proteste gegen die Firma Sterlite Copper (Kupfer) ihren Höhepunkt, bei dem 13 Menschen um ihr Leben kamen. Die Bewohner Tuticorins protestieren unter anderem gegen Grundwasserverschmutzung mit schwerwiegenden Folgen durch Sterlite Copper. Busse fuhren nicht mehr, Geschäfte hatten ebenfalls teilweise zu und kurzerhand wurde allen im Distrikt die Internetverbindung für drei Tage gekappt. Ich dachte ja, mein Handy spinnt und erfuhr erst von unserem Vodafone-Typen im Stand gegenüber, was eigentlich los war. Es hieß, die Regierung wollte die Verbreitung von Gerüchten (bzw. den Geschehnissen?) über Social Media unterdrücken. Ich persönlich finde es extrem schwierig, auszusortieren, was inwieweit stimmt und wie ich was einzuordnen habe. Aber tatsächlich hatte ich vorher schon gehört, dass die Leute hier ihre Infos eher über Social Media (va. Facebook) als über Zeitung und Co. beziehen.

Aber ich bin total vom Thema abgekommen! Wir befinden uns immer noch ganz am Anfang in Vilathikulam, auf der Suche nach einem Bus. Als wir dann den richtigen fanden, hieß es endlich: Auf geht’s! Wie geplant erreichten wir unseren Sleeper-Bus nach Chennai, nutzten dort am Morgen für eine kleine Ewigkeit das Dachterrassenklo im kleinen Restaurant gegenüber vom Bahnhof und schauten uns dann (in Ermangelung eines besseren Einfalls) ausgiebig den hübschen Bahnhof von innen an.

Im Zug von Chennai (Tamil Nadu) nach Jodhpur (Rajasthan) verbrachten wir tatsächlich knapp zwei Tage. Mit dem Zugklo kam ich besser klar als gedacht, nur waren Annette und ich davon ausgegangen, dass es im Zug eine Art Kantine oder ähnliches gibt. Auf der Fahrt stellte sich heraus: nö! Am ersten Morgen wurde ich deshalb merklich unruhiger und sprang bei erster Gelegenheit aus dem Zug (wortwörtlich – ich wollte raushüpfen, als der Zug schon ziemlich langsam fuhr. Natürlich wurde ich zurückgehalten und dann wurde mir lang und breit auf Tamil erklärt, warum man auf keinen Fall aus dem noch fahrenden Zug aussteigen soll. Total übertrieben, wenn man Leute auf immer schneller werdende Züge auf- oder durchs Fenster in den Zug einsteigen sieht. Ich verstand nur die Hälfte, aber der Trick ist, einfach immer schön mit dem Kopf zu wackeln und „mmm.“ zu sagen). Ich rannte mit meiner Beute wieder rein. Und dann stand der Zug noch ein paar Minuten am Bahnhof…
Nach einer Weile im Zug fanden wir dann aber raus, dass dauernd Verkäufer mit allem Möglichen durchlaufen und man nur den richtigen abwarten muss, um das zu bekommen, was man will (und es ist schon echt cool, nicht mal von seinem obersten Stockbett runterkommen zu müssen, um Chai und Samoosa zu ergattern).

In Jodhpur (Rajasthan) hieß es dann endlich „Aussteigen!“. Jodhpur ist bekannt dafür, dass viele Häuser blau angestrichen sind. Das konnte ich erst richtig begreifen, als ich vom Fort aus eine wahnsinnige Aussicht auf die Stadt genießen durfte:

Blick vom Fort aus auf Jodhpur darunter

Das Fort selbst wurde um 1460 n. Chr. von dem Herrscher Rao Jodha gebaut (er gründete auch die Stadt selbst).

Im Hintergrund links das Fort und rechts die Stadt – im Vordergrund der Versuch, ein cooles Huckepack-Bild aufzunehmen

Die nächste Station war wohl die heißeste von allen: Jaisalmer ist eine hübsche kleine Stadt mitten in der Wüste Thar. Einst durfte sich Jaisalmer als wichtige Handelsstadt wähnen, da die Stadt an wichtigen Handelsrouten wie der Seidenstraße lag. Unter den Briten verlor die Stadt allerdings an Bedeutung, da mehr und mehr Geschäfte über den Hafen in Bombay (Mumbai) abgewickelt wurden. Heute ist Jaisalmer ein wahrer Touristenmagnet – zumindest im Winter. Bei 46°C durften wir weitgehend touristenfreie Straßen genießen 🙂
Was mich an dem Fort von Jaisalmer so fasziniert hat, ist, dass es auch heute noch von Menschen bewohnt ist. Der Großteil der Stadtbevölkerung lebt heute allerdings außerhalb der dicken Sandsteinmauern.

Durch die Gassen im Fort…

 

Kuh im Stand-By-Modus

 

Sonnenuntergang in der Wüste

Mit dem Zug über Delhi ging es dann weiter in den Bundesstaat Uttarakhand, genauer gesagt in die Stadt Haridwar am Ganges. Es war wunderschön, mitanzusehen, wie jeden Abend wieder die Familien an die Uferbänke des Flusses strömten, um dort Gaben (kleine Blumenschiffchen) losschwimmen zu lassen und zu baden.

Jeden Abend dasselbe Ritual

 

Blick auf den Ganges kurz vor Rishikesh

Die letzte Station war dann die Hauptstadt selbst. Als wir in Delhi ankamen, und die Metro zu unserem Hostel nehmen wollten, stand mir erst einmal der Mund offen. Noch nie hatte ich so eine moderne U-Bahn bzw. S-Bahn gesehen – Klimaanlage inklusive.
Ganz oben auf unserer To-Do-Liste stand natürlich das Taj Mahal in Agra, nicht weit von Delhi entfernt. Trotz der Gerüchte, dass es sich gelblich verfärben soll (aufgrund von Luftverschmutzung), erschien es mir blendend weiß – wir besuchten es über den Mittag (vielleicht nicht die schlaueste Aktion, wir erschienen statt blendend weiß nämlich irgendwann rot). Das Taj Mahal ist faszinierend, nicht allein aufgrund des Grabgebäudes, sondern auch und meiner Meinung nach vor allem wegen dem Park darum herum.

Am nächsten Tag schlossen sich spontan drei weitere Hostelgäste Annettes und meinem Delhi-Plan an und wir besuchten das Humayun-Mausoleum, einen riesigen Sikh-Tempel und den berühmten Spice-Market.

Dann war es auch schon Zeit, die Rückreise nach Vilathikulam anzutreten. Mit dem Zug ging es über zwei Tage von Delhi direkt nach Madurai und von dort aus mit dem Bus zurück nach Vilathikulam.

Wieder daheim angekommen, durften wir endlich, endlich unsere Boarding-Jungs kennenlernen! Das Boarding steht noch in seinen Anfängen und alles muss sich erst einspielen, aber ich hatte die Jungs so schnell ins Herz geschlossen, wie ich gar nicht gucken konnte. Hier kommen schon mal ein paar Bilder:

Gamestime ist definitiv die coolste Zeit des Tages

Kamera-Modus: off

Kamera-Modus: on

Mit diesem coolen Bild verabschiede ich mich – bis zum nächsten Eintrag!

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Mit den Jungs

  1. Uli Mayr

    Hallo Charlotte,
    vielen Dank für deinen schönen Bericht, den du auf die CvL-Homepage gestellt hast! Natürlich musste ich gleich weiterklicken zu deinem Blog 🙂
    Ich wünsche dir noch eine herrlich intensive restliche Zeit in deinem Projekt – und „zack“ wird sie schon vorbei sein! Genieße sie!!!

    Ganz liebe Grüße vom „CvL-Mathe-Mayr“,
    Uli Mayr

    • Charlotte Wierling

      Hallo Herr Mayr,
      die Zeit rennt tatsächlich 😀
      Genießen kann ich sie trotzdem – vielen Dank!

      Herzliche Grüße aus Vilathikulam!

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