Charlotte in India

Weit, weit weg wird zu ganz, ganz nah

Das Essen

Dieser Beitrag wird (hoffentlich) einen guten Überblick über meine gesamten kulinarischen Erfahrungen liefern.

Die Köchin, die uns jeden Tag das Essen zaubert, wird von allen Ammaa genannt: Mama. Und für uns ist sie tatsächlich auch genau das: eine wunderbare kleine Ersatzmama. Wir sitzen öfter bei ihr in der Küche, mal um zu helfen (Gemüse schälen oder Blätter zerpflücken) oder auch einfach nur, um mit ihr Spaß zu machen oder Gesellschaft zu haben. Gleich am Anfang hat sie uns auch klar gemacht, dass sie jetzt unsere Mama ist, und dass wir, wenn wir mal krank sind oder Bauchweh haben oder was auch immer, zu ihr kommen sollen. Da sie nur sehr wenig Englisch spricht und wir genauso wenig Tamil, verständigen wir uns über die einzelnen Worte, die wir oder sie dann doch können oder sie bringt uns Wörter auf Tamil bei.

Die Küche

Aber jetzt zum Essen!
Drei Mal am Tag gibt es eine warme Mahlzeit, meistens auf Reis- und Weizenbasis. Los geht´s mit dem Frühstück um 09.15 Uhr. Im Wechsel gibt es Dhosai (das ist fast wie ein Pfannkuchen), Ikkli (steamed rice, ovale Reisbollen), Iriapam (dünne weiße Nudeln, ebenfalls zusammengebollt in ovaler Form), Chapati (weiche Fladen, rund und etwas größer als meine Hand), einen Fladen ähnlich wie Chapati, mit einer riesigen Luftblase eingeschlossen und vom Teig her etwas crispiger oder Blätterteig, ebenfalls in Chapati-Form. Dazu gibt es je nach dem Gemüsesoßen (z.B. Sambar), Coconut-Chutney (das liebe ich) oder Kokosmilch. Oft gibt´s Omelette dazu. Ich dachte eigentlich, dass ich mich erst mal daran gewöhnen muss, am Morgen schon etwas reismäßiges zu essen und dass das seltsam für mich wird; das war es aber komischerweise nicht mal in den ersten Tagen hier.

An Diwali (der höchste Festtag im Jahr) gab es besonders cooles Essen: Im ersten Topf Dhosai, im zweiten frittierte Chilischoten, im dritten Ikkli und im vierten frittierte Bananen. Daneben Sambar, Omelette und Coconut-Chutney

Mittagessen gibt es um 13.15 Uhr. Es gibt immer Reis mit Soße (Sambar, Pepperwater – hier sagt der Name schon alles – oder andere) und Gemüse. Am Mittag ist also die Zeit, um mit meinem gesamten Repertoire an Reis-Sprüchen aufzuwarten (-Vorsicht, schlechter Humor- it´s time to Reis, Reis and shine! Und noch viele mehr).

Mittagessen

Um 21.15 ist dann Abendessen angesagt. Hier sind wieder die Gerichte am Start, die es auch Morgens gibt. Plus auch mal eine Suppe!
Zusätzlich stehen dann meistens noch Bananen auf dem Tisch (die sind viel kleiner als die, die man in Deutschland normalerweise kaufen kann) oder auch mal Granatapfel oder Papaya. Die verdrücken wir gerne als Nachtisch!
Gegessen wird eigentlich immer mit der rechten Hand (außer die Suppe natürlich – die wird mit einem Löffel gegessen). Anfangs hatte ich beim Reis da so meine Probleme: Wie bekomme ich den Reis mit einer Hand in meinen Mund, ohne dass die Hälfte wieder rausfällt oder ich ihn von oben reinrieseln lassen muss? Aber nach einigen Tipps und heimlichen Beobachtungen anderer Leute beim Essen kriege ich das mittlerweile ganz gut auf die Reihe (denke ich! Ich würde gern mal wissen, wie die Fathers über meine Esskünste urteilen). Mit einiger Soße klebt der Reis ganz gut, er wird auf vier Fingern gelagert und dann mit dem Daumen in den Mund geschoben.
Tatsächlich sind die Soßen oder Suppen in der Regel relativ scharf, und ab und an findet sich auch mal ein Chilistück darin. Wo ich am Anfang noch alles freudig probiert habe, bin ich jetzt vorsichtiger geworden, was solche Sachen angeht. Heftige Schluckaufattacken und langes Nachbrennen im Mund haben ihre Lektion erteilt.
Der nächste Punkt ist das Thema Tee. Tee wird hier gerne und oft getrunken: Wenn wir am Vormittag Zeit haben, trinken wir so um 10.30 mit den Leuten von der Press einen Tee in ihrer Teepause. Dann gibt es Vadei dazu, kleine Teigwaren, die manchmal mit Gemüse gefüllt sind. Meine Lieblingsart ist aber ein süßes Vadei ohne Füllung. Ansonsten wird gerne und häufig Tee an einem der unzähligen Teestände und kleinen Teeläden getrunken, wenn wir unterwegs sind (in der Stadt beim Einkaufen oder auch mal auf einem Ausflug). Ich weiß nicht, ob ich jemals unterwegs war, ohne einen Tee zu trinken. Vor der Evening Tuition (so um 17.15) trinken wir dann entweder Tee, den Ammaa gemacht hat, oder wir wagen uns selbst an den Herd. Ich kenne hier zwei Sorten Tee: Black Tea, das ist Tee ohne Milch, meistens trinken wir aber den normalen Tee. Dazu wird Milch aufgekocht, dann Teepulver und eine Menge Zucker hinzugefügt, der Tee wird nochmal aufgekocht und zum Schluss wird das Pulver abgesiebt. Damit setzen wir uns raus auf die Bank und genießen den Tee meistens mit ein paar Snacks, was mich auch direkt zum letzten Punkt dieses kulinarischen Blogeintrags führt! Snacks und Süßes.
Viele scheinen den Eindruck zu haben, dass ich mich hier durchweg total gesund ernähre, wenn ich so vom Reis-und-Gemüse-Mittagessen erzähle. Das stimmt zwar, Ammaa macht wirklich top gesundes und leckeres Essen. Das ist aber nur eine Seite, die ungesunde Seite der indischen Spezialitäten fängt eigentlich schon bei den Vadei an, die manchmal doch ziemlich fettig sind. Weiter geht’s mit allerlei Kuchen, die hier auch manchmal auf dem Tisch stehen oder die es an Geburtstagen gibt. Hier scheiden sich auch die indischen Geister. Manche finden sie total lecker, andere (wie ich) einfach nur viel zu süß. Der nächste Punkt sind dann unzählige Chips- oder Kekssorten, die die Kids von der Evening Tuition immer mal dabei haben und von denen wir dann auch immer probieren müssen. Das ist total praktisch, denn die Kinder wissen natürlich, was am besten schmeckt. Wir folgen dann einfach den Experten und kaufen im Stand direkt gegenüber von unserem Projekt auch mal die ein oder anderen Chips ein. Es ist genau wie in Deutschland (und eigentlich überall): Du könntest dich natürlich super gesund ernähren, tust es am Ende aber doch nicht…

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Mein Alltag

  1. Helena

    Liebe Charlotte,
    Das hört sich an, als würde es dir sehr gut schmecken. Essen in Indien eigentlich alle gemeinsam von den Dingen in der Tischmitte. Die typisch deutsche Portion auf dem eigenen Teller gibt es ja in vielen Ländern nicht. Wie ist das in Indien? Und, esst ihr vegetarisch?
    Liebe Grüße nach Indien ❤️😊
    Helena , Flo, Biene und Marco

    • Charlotte Wierling

      Hallo Helena, Flo, Biene und Marco 😀
      Das ganze Essen steht in der Tischmitte und es tut sich dann einfach jeder selbst auf seinen Teller auf. So ist das jetzt zumindest mal bei uns…
      Ich esse vegetarisch! Für die anderen gibt es auch mal häufiger Fisch, seltener Fleisch. Vegetarisch zu essen stellt aber überhaupt kein Problem dar, denn Fleisch ist immer getrennt vom Rest im eigenen Topf.
      Danke und viele Grüße zurück!

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