Es ist soweit: Ihr lest gerade den letzten Eintrag auf diesem Blog (an alle, die es nicht mitbekommen haben: ich befinde mich bereits seit Mitte August wieder in Deutschland!), aber trotzdem ist das kein Grund zur Sorge: Mit Benni und Lukas hat VEMBU zwei super Voluntäre für das nächste Jahr am Start (die auch beide Blog schreiben! Man folge den Links, die ich in den Namen versteckt habe…).

Wie man merkt, bin ich immer noch kein Meister darin, wunderschöne Rahmen um meine Einträge herumzukonstruieren. Da mein Jahr in Indien unabwendbar auf sein Ende zugegangen ist und dieses auch schon überschritten hat, dachte ich, ich fasse das Ganze auch mal als abschließenden Eintrag für diese Seite zusammen. Und ich beginne mit dem Anfang vom Ende.

Der letzte Abschnitt begann eigentlich schon, als Annette und ich Mitte Juni von unserer großen Reise in den Norden zurückkamen. Das kann ich allerdings nur rückblickend feststellen, denn damals waren es noch zwei Monate bis zur Ausreise und ich verschwendete keinen Gedanken daran. Wir hatten uns so lange auf die Hosteljungs gefreut und jetzt waren sie endlich da! Damit begann ein sehr aufregender Abschnitt in unserem Jahr: Mit den Jungs kam viel mehr Leben nach VEMBU, neue Aufgaben, neue Situationen…

Auch einen Monat später war gefühlt immer noch alles neu und aufregend (teilweise einfach, weil einige Dinge im täglichen Ablauf und in der Jungsgruppe laufend durchwechselten – es musste sich alles erst einspielen und das kann ein langwieriger Prozess sein). Irgendwann rückte die Ausreise dann doch in relativ greifbare Nähe und es gab viel zu tun: Letzte Einkäufe, Verabschieden, Packen, (Abschluss-)Programme…

Tanz der Jungs auf unserer Abschlussfeier im Hostel

 

Der Baum, den wir in der Charles gemalt haben (um das Schulgebäude ein bisschen aufzupeppen – hier ist er noch nicht ganz fertig), ist ein super Hintergrund für Fotos, wie die Kinder schnell festgestellt haben…

Am 15. August stand der Independence-Day an: Dieses Jahr wurden bereits 72 Jahre Unabhängigkeit von den Briten gefeiert. Vormittags waren wir beim farbenfrohen Programm der Charles-Schule am Start (also beim englischen, privaten Teil der Schule. Annette und ich hatten ja im tamilischen Teil, dem Child-Labour-Teil unterrichtet), die auch zwei unserer Hosteljungs besuchen. In Begleitung der Schulband (die klang zugegebenermaßen etwas schief 🙂 ) präsentierte ein Großteil der Schüler den lange einstudierten Marsch, der mit dem Hissen der Nationalflagge endete. Episch!


Was folgte, waren Tänze, kleine Theaterstücke und eine Rede des Ehrengastes. Darin ging es um Hitler und was er für Indien getan habe. Annette und ich saßen mit etwas steifem Lächeln daneben. Wir sind es tatsächlich schon gewöhnt, dass die Leute als erstes auf Hitler zu sprechen kommen, wenn sie herausfinden, dass wir aus Deutschland kommen. Schön finden wir das immer noch nicht, aber egal was wir alles über Hitler aufzählen, in den Augen der meisten Leute bleibt er ein großer Anführer, der es geschafft hat, Massen zu animieren. „Groß“ allerdings nicht mal im Sinne von „gut“, einfach nur im Sinne von „außerordentlich“.

Auftritt der Karate-Gruppe

Am Nachmittag stand dann schon der nächste Programmpunkt auf dem Plan: zusammen mit der Tanzgruppe und einer kleinen Theatergruppe fuhren wir mit einem kleinen Partybus in ein Dorf, dessen Namen ich mich leider nicht mehr entsinnen kann. Es war das Heimatdorf unseres Projektleiters (ach ja – er, die anderen Fathers und unsere Brüder waren natürlich auch dabei). Dort fiel der Independence Day mit dem Ende des Dorffestes zusammen und das kann nur bedeuten: Programm bis um Mitternacht!

Die Vembu-Dance-Group in Aktion

 

Drama, Baby

 

Die gebannten Zuschauer vor der geschmückten Kirche

Es folgte noch ein Abendessen (der Uhrzeit wegen passt der Begriff hier eigentlich nicht mehr) zusammen mit der Tanz- und Theatergruppe und wir kamen alle sehr spät nach Hause (beziehungsweise sehr früh, es war nämlich bereits vier Uhr morgens)…
Es war schön, so kurz vor der Abreise noch einen so aufregenden Tag miterleben zu können, der den Menschen dort wichtig ist. Stolz, ein Inder zu sein!

Als wir am Tag unseres Fluges im Auto zum Flughafen saßen, stellte ich fest – erstaunt und erleichtert zugleich – dass ich es, trotz der knappen Zeit die uns blieb, geschafft hatte, alle noch zu erledigenden Dinge auf meiner To-Do-Liste abzuhaken und allen lieb-gewonnenen und mir sehr wichtig gewordenen Menschen Lebewohl zu sagen (denn das ist garnicht so leicht, auch wenn man „nur“ ein Jahr dort verbringt).
Zusammen mit den zwei Volo-Jungs aus Keela Eral traten wir von Madurai aus die Rückreise an. Es war ziemlich beruhigend, mit zwei aus Indien bekannten Gesichtern abzufliegen, und in Delhi wurde unsere Gruppe sogar noch größer, denn wir trafen mitten in der Nacht auf die zwei Mädels aus Salem. Noch in Delhi fing das Gefühl an, wieder in Deuschland zu sein: Kaum, dass ich in das Flugzeug stieg, verstand ich wieder alle Witze, die um mich herum gemacht wurden, konnte allen Gesprächen mühelos folgen (es war ein Flug der Lufthansa).
Von dort aus gings direkt nach Frankfurt, wo wir alle endlich wieder auf unsere Familien trafen…

Diese letzte Zeit in Vilathikulam war viel zu schön. Vor allem rückblickend tendiere ich dazu, die Situationen, in denen es mir nicht gut ging (die gabs durch das Jahr hinweg regelmäßig, nur keine Illusionen!), auszublenden und fast ausschließlich die schönen Tage zu betrachten…

Kricket mit den Jungs im alten Flussbett – so machen das Profis!

Aber auch hier in Deutschland gibt es sehr viele Sachen, auf die ich mich freue: Freunde wiedertreffen, radeln gehen, mein neues (hoffentlich aufregendes) Studentenleben, das Anfang Oktober beginnt und natürlich das Rückkehrseminar in Benediktbeuern nächste Woche (an alle meine Mitvoluntäre: Wohoo :D)!
Wie heißt es so schön: Schließt sich eine Tür, öffnen sich zehn neue! Trotzdem schließt sich die Tür dann irgendwie doch nicht, da ich jetzt schon vorhabe, Indien und mein Projekt wieder zu besuchen. Außerdem freue ich mich schon drauf, regelmäßig meine Mitvoluntäre (nicht nur die Inder) zu treffen (und mit denen dann Bene unsicher zu machen).

Zum Schluss will ich euch nochmal dazu ermutigen, auf Bennis und Lukas´ Blog vorbeizuschauen, für die zwei wird es gerade jetzt nämlich spannend! Natürlich kann man sich auch durch die gefühlt tausenden anderen Blogs wühlen, denn Vilathikulam ist nicht der einzige Ort, an den es Don Bosco Voluntäre verschlägt.

Das Bild habe ich geschossen, als sich die Jungs eines Morgens auf den Weg in die Schule gemacht haben. Ich finde, es passt auch sehr gut an diese Stelle. „See you!“