Ich bin jetzt seit ziemlich genau zwei Wochen hier im Projekt VEMBU angekommen. Zeit, einfach mal etwas über mein neues Zuhause zu berichten. Über meine Arbeit hier mit den Kindern bei der Evening Tuition und der St. Charles School wird erst etwas später etwas in den Blog geschrieben, weil ich mich dort erst einmal wirklich reinfinden möchte.

VEMBU beinhaltet zwei Gebäude und eine kleine Kirche dazwischen. Im einen Gebäude, wo Annette und ich momentan ein Zimmer bewohnen, war bis April/Mai diesen Jahres auch das Hostel untergebracht (hier haben Jungs unter der Woche gewohnt, da sie in ihren Heimatdörfern keinen Zugang zu einer Schule gehabt hätten und weil der tägliche Weg nach Vilathikulam schlicht zu weit wäre), das aber aufgrund neuer Bestimmungen, was die Sanitäranlagen angeht, vorübergehend schließen musste. Wenn alles den Bestimmungen entsprechend renoviert ist, soll das Hostel wieder eröffnet werden, und Annette und ich hoffen beide sehr, dass wir das noch einige Zeit miterleben dürfen!

Hauptgebäude mit Hof

Überhaupt habe ich das Gefühl, dass hier momentan ziemlich viel verändert wird: Der Hof im Hauptgebäude ist voller Sandberge und die Kirche kann man momentan auch nur erahnen. Über die ganze Zeit, die wir schon hier sind, hat sich an dieser Baustelle gar nichts getan – anfangs dachte ich einfach „ja die Inder die nehmen das einfach locker flockig und entspannt“, schon weil man ja, bevor man das Land überhaupt betreten hat, einiges über die Arbeitseinstellung der Leute hier gehört hat. Dann allerdings haben wir Fr. Anto (die Pater werden hier alle Father genannt, abgekürzt Fr.) auf die Situation angesprochen, und ich bemerkte, dass ich mit meinem stereotypischen Bild „aller Inder“ einfach komplett daneben lag. Fr. Anto erklärte uns, dass die Bauarbeiter nicht mehr zur Baustelle hier kamen, weil nicht genügend Sand vorhanden war. Sand ist sehr knapp; was uns aufgrund der Sandhaufen hier im Hof zuerst natürlich nicht in den Sinn kam. In den letzten Tagen wurde jedoch noch einiges an Baumaterialien angeliefert und seit Freitag Nachmittag/Abend wird auch kräftig gebaut.

Im Gebäude neben der Kirche befindet sich die „Press“ (hier arbeiten meist drei Frauen und drei bis vier Männer, sie stellen Hefte für verschiedene Schulen her, es wird ziemlich viel manuell gearbeitet). Ein Stockwerk über der Press ist die Verwaltung VEMBUs, denn VEMBU ist viel größer und reicht viel weiter, als es beim Betrachten der Projektgebäude den Anschein hat! Einer, der in der Verwaltung arbeitet, koordiniert zum Beispiel die Lehrkräfte, die ältere, ungebildete Menschen unterrichten. Ein anderer Zweig VEMBUs sind die „Selbsthilfegruppen“ der Frauen: dadurch sollen Frauen die Möglichkeit erhalten, sich sozial und ökonomisch in die Gesellschaft zu integrieren. Sie bekommen Geld zur Verfügung gestellt, mit Hilfe dessen sie ihre eigene Existenz aufbauen können. Das Geld zahlen sie nach und nach zurück. Am Freitag war deshalb hier ein großes Treffen, es kamen ein paar Vertreter der Geldgeber aus Chennai und schauten sich die Projekte an. Das ist aber eben auch nur ein Teil von VEMBU, ich hoffe, dass ich nach und nach auch noch andere Projektbereiche kennenlerne!

Aber ich bin abgeschweift! Über dem Stockwerk mit der Verwaltung gibt es nämlich noch ein Stockwerk, und hier befinden sich die „Tayloring Class“ (hier wird das Nähen unterrichtet), die „Typing Class“ (hier wird das Schreiben an Schreibmaschinen/Tastaturen unterrichtet) und die „Computer Class“ (ich glaube das ist selbsterklärend). Wir sind oft in diesem zweiten Gebäude und sitzen in der Press, wenn wir keinen Unterricht mit den Kindern haben. So wird hoffentlich auch unser Tamil schnell besser! Da hapert es nämlich momentan noch ziemlich…

Kirchenbaustelle in der Mitte und das zweite Projektgebäude rechts (blau-weiß)