Ahoj liebe Leser!

Nun bin ich schon seit mehr als einer Woche in Tschechien. Es wird Zeit für einen weiteren Beitrag, der von der Sprache tschechisch, meinem Befinden damit und von einer ziemlich treffenden Übersetzung eines Wortes handelt.

Á propos Sprache: an dieser Stelle möchte ich ganz gerne auf eine Rubrik meines Blogs aufmerksam machen: „Meine Tschechisch-Kenntnisse“. In dieser Rubrik halte ich euch auf dem Laufenden, was meine Fortschritte mit der Sprache angeht.

Der tschechische Satz aus der Überschrift („Já jsem z Německa.“) bedeutet ins Deutsche übersetzt. „Ich bin aus Deutschland.“ Und mir geht es in diesem Beitrag um die Herkunft des Wortes „deutsch“, „Deutschland“, oder „Deutscher“.

Die Bedeutung dieses Wortes im Tschechischen, trifft für mich im Moment nämlich ziemlich gut zu. Und zwar bedeutet das tschechische Wort „nêmý“ rein wörtlich ins Deutsche übersetzt, „stumm“.

Und so hat es mir ein Salesianer erklärt: Damals, als man schon lange wieder tschechisch oder Slowakisch in der ehemaligen Tschechoslowakei sprach, war ein Deutscher, den man traf jemand, den man nicht (mehr) verstand, ein Stummer.

Denn die deutsche Sprache war  im heutigen Tschechien damals weit verbreitet. Es gibt einige Wörter, die sich ähneln, bei denen man merkt, dass die Sprachen doch irgendiwe zusammengehören.

So fühle ich mich nämlich im Moment, wie ein Mikrofon, das auf stumm gestellt wurde. Ja, es gibt hier auch Salesianer und Mitarbeiter, die englisch oder sogar deutsch sprechen können. Deshalb wäre es zu krass, mich mit einem Stummen zu vergleichen. Dann fühle ich mich aber immer wieder schlecht, weil mein Gegenüber jetzt nicht in seiner Muttersprache sprechen kann. Es fühlt sich in manchen Situationen jedoch wirklich so an, als wäre man stumm:

Beispiel 1:

Zum Beispiel wollte ich vor Kurzem einem Salesianer, von dem ich wusste, dass er Geburtstag hatte, gratulieren. Kurz zuvor hatte ich noch meinen Zimmernachbarn Ludvík gefragt, was „Alles Gute“ auf tschechisch bedeutet. Entweder ich hatte es falsch verstanden oder es einfach so komisch ausgesprochen, dass er es nicht verstand, denn als ich zu ihm ging und zu ihm „všechno nejlepší“ sagte, schaute er mich verduzt an. Dann schüttelte ich ihm auch noch die Hand und sagte „Happy Birthday“, was er dann jedoch wohl auch nicht verstand. Ich hoffe er hat wenigstens durch meine Geste verstanden, was ich meinte. Da merke ich auch, wie wichtig es ist, die Weltsprache englisch sprechen zu können, was hierzulande leider überhaupt nicht selbstverstädnlich ist, noch nicht einmal bei Busfahrern eines Touristenbusses.

Beispiel 2:

Ein anderes Beispiel: Ich sitze beim Essen oder in der Messe und verstehe einfach fast kein Wort. Mittlerweile sind es vielleicht Wortfetzen, die ich verstehe. Und wenn ich einmal alleine mit einem Salesianer esse, herrscht dann zuweilen (peinliches) Schweigen. Um ehrlich zu sein, eigentlich rede ich ja nicht viel, aber ich höre gerne zu und in solchen Siuationen würde ich dann doch ganz gerne verstehen, worüber sie jetzt lachen oder einfach gerne mitreden oder mitbeten, dazugehören. Ich kann dann immer nur mit ein bisschen Galgenhumor „Co?“ also „Was?“ fragen obwohl ich eigentlich kein einziges Wort verstanden habe.

Ich denke, es ist sehr wichtig für mich, dies so zu erleben, vielleicht zeigt mir diese Zeit im Ausland, was für eine Tolle Gabe uns der Herr mit dem Sprechen geschenkt hat. Wenn er uns nicht gerade aus Zorn verbieten will uns zu verständigen, wie beim Turmbau zu Babel. Und ich merke immer wieder, was für eine Tolle Sprache die deutsche Sprache ist, wenn ich auf deutsch schreibe oder rede oder wie neulich in der deutschen Messe der deutschen Gemeinde in Prag, singe. Aber auch die tschechische Sprache hat etwas wunderschönes an sich, was ich vor Allem merke, wenn in der Messe gesungen wird. Es zieht sich nämlich ein ganzes Lied durch den ganzen Gottesdienst, das sind dann immer mindestens 5 Strophen, die man singt.  Es ist einfach toll, eine Sprache zu lernen, da man, wenn auch nur langsam eine Entwicklung sieht. Zum Beispiel wenn man das Vater unser oder das Ave Maria wenigstens schon einmal einigermaßen lesen kann.

Beispiel 3:

Als letztes Beispiel möchte ich meine „Kommunikation“ mit den Kindern und den jungen Menschen darstellen, welche mich am Meisten schmerzt: Wie gerne würde ich sie fragen, wie es ihnen geht und dann auch verstehen, was sie sagen, oder sie warnen, wenn sie etwas gefährliches tun und sie zurechtweisen, oder einfach als richtiger Ansprechpartner für sie da sein, wenn sie ein Anliegen haben. Ich durfte nämlich von Mittwoch bis Freitag im Oratorium schon einmal „schnuppern“. Es war wirklich frustrierend, nichts zu verstehen oder nicht sprechen zu können bis auf die üblichen Floskeln. Der Rest ging mit „Übersetzern“ oder den berühmten Händen und Füßen. Das kann sehr anstrengend sein und die vier Stunden im Oratorium kommen einem ewig vor. Außer beim Fußball, da braucht es nun wirklich nicht viele Worte, da versteht man sich manchmal sogar blind und stumm. Durch ihn habe ich schon Wörter wie „golman“ und ähnliche gelernt, auch wenn ich nicht weiß, ob das wirklich ein hoch-tschechisches Wort ist.

Fazit:

Was ich mit diesem Beitrag sagen will. Ich habe das erste Mal in meinem Leben einen wirklichen Drang verspürt, reden zu wollen und ich hoffe, dass dieses Erleben mein Schweigen brechen wird und dass ich in Zukunft offener und mutiger auf Menschen zugehen werde.

Außerdem möchte ich meinen Kollegen, denen es vielleicht ähnlich geht, Mut machen. Vor Allem denen, die alleine im Projekt sind: Vertraut darauf, dass ihr die Sprache noch lernen werdet (sogar ohne Sprachkurs, wow, Respekt!), auch wenn ihr euch das genau so wie ich, nicht vorstellen könnt und habt Geduld mit euch selbst. Das muss ich mir selbst immer wieder selbst einreden: „Hey, du bist gerade Mal eine Woche da!“ Oder wie es ein Salesianer, der italienisch kann, mir immer wieder sagt: „Pazenzia“, „Geduld“. Wenn ihr euch alleine fühlt oder mit jemandem Vertrauten mal wirklich intensiv sprechen wollt, dann macht das und ruft einen Bekannten an und sprecht darüber, was euch bedrückt. Das ist für mich sehr wichtig geworden und ich danke an dieser Stelle auch den Menschen, mit denen ich über Alles reden kann.

Bis jetzt habe ich mit Klára aus dem Büro gelernt, die professionelle tschechisch-Stunden gibt. Am 11. September beginnt mein Intensiv-Sprachkurs und ich hoffe, dass ich dort vielleicht Menschen kennenlerne, denen es ähnlich geht und dass dieser mich weiterbringen wird, damit ich mich schon bald nicht mehr wie ein Stummer fühle, sondern wie jemand, der dazugehört und für die jungen Menschen da sein kann.

Ich werde versuchen, mich in regelmäßigen Abständen zu melden.

Vielen Dank dafür, dass du meine Seite besucht hast.

liebe Grüße,

TOBI