6.30 Uhr: Der Wecker klingelt. Die Sonne scheint schon durch das Fenster, vor dem kein Vorhang ist, ins Gesicht. Von irgendwoher kommen schon Basketball- und Trommelgeräusche – Dauerzustand in Ghana. Es ist Sonntag und wir gehen zum ersten Mal in einen ghanaischen Gottesdienst. Nicht weit von unserem Projekt ist eine Don Bosco Gemeinde, wo um 7.30 Uhr Gottesdienst gefeiert wird. Man hat uns schon vorgewarnt, es würde 2h dauern, aber auf Grund von Musik und Tanz sehr unterhaltsam sein. Über schlaglochübersääte Straßen geht es zur Kirche, eine große Halle, Rohbeton, noch nicht ganz fertig gebaut. Verwunderlich ist, dass sie von innen dennoch aussieht wie eine Kirche. Und sie ist auch schon so gefüllt, wie eine deutsche Kirche, wenn viele Leute da sind, und das, obwohl wir 8min zu früh da sind. Man bedenke, dass ghanaische Terminplanung bis zu 2h hinter dem ausgemachten Zeitpunkt herhinkt. Der Gottesdienst beginnt mit dem Einzug der Ministranten, Weihrauch und allem drum und dran. Wir sind die einzigen Weißen unter mittlerweile mindestens 150 Menschen. In den vorderen zwei Reihen sitzt ein Gospelchor mit Trommelgruppe. Dadurch kommt auch sehr viel Schwung in die Lieder, die von der Gemeinde eh schon dreimal so laut wie in Deutschland und auswendig gesungen werden. Soweit wirkt alles sehr gut gegen die anhaltende Müdigkeit. Die Predigt allerdings dauert dann 40min in Englisch und wird dann nochmal auf Twi wiederholt, den Übergang hab ich wohl nur unterbewusst mitbekommen. Nachdem die Predigt überstanden war, ging es glücklicherweise mit Liedern weiter. Den Ghanaern scheint die frühe Morgenstunde nichts anzuhaben. Alle haben sich äußerst fein angezogen, Hemd und Anzughose oder in traditionellen Kleidern. Das zugrunde liegende Motto scheint „bunt“ gewesen zu sein. Die Kirchenlieder sind nicht nur lauter, sondern es wird auch dazu noch getanzt. Wenn gerade alle sitzen und singen, stehen dennoch einige Frauen, aber auch Männer, auf und fangen an zu tanzen. Das und die farbenfrohe Kleidung führt zu einer sehr guten Stimmung, die leider von unserer Müdigkeit überlagert wird. Am Ende des Gottesdienstes sind es geschätzte 200 Leute, 4 Weiße. Und wie immer kommen viele Menschen auf einen zu, heißen einen willkommen und sprechen manchmal sogar ein Wort Deutsch.
11.30 Uhr: Wir sitzen auf der Dachterasse unseres Wasserturms. Die Sonne scheint mittlerweile senkrecht auf uns. Wir sind uns nach dem zweieinhalb stündigen Gottesdienst einig, dass er eindeutig zu lang und zu früh war, dass aber alles außer der Predigt sehr lohnenswert und ausgesprochen afrikanisch war.
Michael
Lieber Markus,
deine Berichte sind immer nett zu lesen und geben mir ein wenig Einblick in Euer Leben in Afrika. Ich freue mich über jede Deiner „kleinen Geschichten des Tages“! Weiterhin viel Spass und EP’s Euch beiden und Zeit für weitere Berichte!
Gruß Michael
Annette
Hi Markus,
das hört sich wirklich sehr afrikanisch an. Vielen Dank für den lebendigen Eindruck!
Schreibst Du noch was über die afrikanische Hochzeit. Das war doch sicher auch interessant.
Liebe Grüße aus dem sonnigen Freiburg mit dem afrikanischen Klima,
Annette
Bärbel
Hallo Markus,
nach 12 Tagen habe ich mal wieder den Computer eingeschaltet und fand Deine
Abschlußmail. Natürlich mußte ich gleiche Eure Berichte lesen, die ja jetzt schon
ganz schön spannend klingen. Nach Deinem Photo aus dem Summer Camp siehst
Du ganz schön zufrieden aus und hast den Schrecken mit dem Gepäck schon
verkraftet.
Habe mir nun ganz fest vorgenommen, doch öfters Euren Block einzuschalten,
damit ich auf dem Laufenden bin.
Viel Spaß mit den Kindern und den Kollegen – sicherlich seid Ihr im Augenblick
kleine Stars.
Sei herzlich umarmt von Deiner
Tante
P. Jörg Widmann SDB
Hallo ihr zwei,
schön von euch zu hören. Ist ja richtig spannend, was ihr da schreibt. Wenn ihr mal wieder den Michael Schmitz trefft, dann grüßt ihn mal von mir. Super, dass ihr jetzt nicht nur den Sky Beach hier in Stuttgart kennt, sondern auch Paradiese Beach, ist ja irgendwie nicht viel anders.
Bin noch gar nicht so lange aus meinem Urlaub zurück, daher schreibe ich erst heute. Montag geht es für uns nach Turin, mit insgesamt 20 Jugendlichen. Wird sicher ein großes Abenteuer, auch wenn nicht so groß wie eures.
Bis bald mal wieder.
Jörg