Rike und Ruanda

Ein Listen- und Termintaktermensch in einer buhoro buhoro-Welt

Unsere ersten Tage in Kigali zwischen Koffern und Motos

Jetzt ist es wirklich passiert!! Wir sind in Ruanda!!! Das Wichtigste zuerst: Emma und ich sind gut in Kigali gelandet! Wir sind kurz nach Mitternacht am Flughafen angekommen und wurden direkt von zwei Salesianern abgeholt. Da es mit dem Auto 3 Stunden nach Butare dauert, sind wir in der Nacht nur ein paar Miunten zum Provincial House in Kigali gefahren, um dort erstmal zu schlafen. Was das Provincialhouse überhaupt ist und wie so die ersten Eindrücke der ersten 2 Tagen meiner großen Reise aussehen, könnt ihr hier erfahren : )


Abschiednehmen von der Familie und von Kölle

Am Dienstamorgen ging es ganz früh für uns raus und wir haben uns auf den Weg zum Flughafen gemacht. Neben der Nervosität und den langsam aufkommenden Tränen, gab es auch noch ein Problem: mein Koffer wollte nicht zu gehen! Wenn man nach dem Motto „Das könnte ich ja auch noch gebrauchen“ geht, sammelt sich doch so einiges an und so kam es dann, dass Mama, Papa und Ich auf meinem Koffer saßen, um ihn zu schließen…Naja, es ist alles gut gegangen, der Koffer ging zu und ist während des Fluges auch nicht aufgeplatzt ; )

Am Flughafen hieß es dann nach dem Check In und einer kleinen Kaffeepause Abschiednehmen. Bis jetzt habe ich es immer noch nicht ganz realisiert, was hier gerade passiert. Aber während dem Verabschieden von meiner Familie war mir zumindest für einen kurzen Moment klar, diese lieben Menschen umarmst du jetzt für eine lange Zeit zum letzten Mal. Dieser Gedanke und der Moment selber hat mich stärker getroffen als gedacht und auch während dem Security Check war ich irgendwie noch in dieser komischen Blase.

Es war schön, sich am Flughafen von meiner Familie zu verabschieden. Das hat mir erneut ein sehr schönes Gefühl von Unterstützung und Geborgenheit gegeben. Ich weiß, es klingt gerade nicht sehr schlüssig von Geborgenheit zu reden, wenn man danach direkt alleine ins Flugzeug hüpft, aber dass mich die Anderen bis zur letzten Möglichkeit begleiten haben, hat schon was in meinem Herzen bewegt, if you know what i mean. (an dieser Stelle vielen Dank an Papa, der mit den anderen noch auf der Terasse auf meinen Abflug gewartet und dann ein Foto -siehe Beitragsbild- von MEINEM Flugzeug gemacht hat 😉 )

Die Flüge

Sobald ich im Flugzeug an meinem Platz saß, hatte ich das mit den Tränen einigermaßen unter Kontrolle und ich war irgendwie auch etwas erleichtert. Während all den Vorbereitungsseminaren, To Do Listen, Überlegungen und Co haben ich genau auf diesen Moment, auf diese Möglichkeit, hingearbeitet und jetzt war es endlich so weit. Ich habe das geschafft, was ich unbedingt angehen wollte. Realisieren konnte ich es deswegen immer noch nicht, aber erleichtert und zufrieden sein schon : )

Um Köln richtig zu verabschieden, habe ich mir kurz vorm Start meine Köln-Playlist angemacht und so n bisschen vor mich hingesummt (mein Sitznachbar hat echt alle emotionalen Stadien von mir mitbekommen, die ich zu bieten habe). Wie der Zufall es so wollte, hab ich dann genau beim Abheben des Fliegers „Heimatkaff“ von Querbeat gehört (falls nicht bekannt: hört euch das mal an, lohnt sich). In dem Moment fand ich das wirklich sehr passend und wollte das gerne mit euch teilen 🙂

Emma und Ich sind mit getrennten Flügen zuerst nach Istanbul geflogen. Das war mein allererster Flug alleine, davor ging es immer nur mit der Familien in den Urlaub (wenn wir nicht mit dem Auto hingefahren sind). Das war natürlich auch nochmal recht aufregend. In Istanbul haben wir uns dann nach einigem Hin- und Hergeschreibsel in diesem riesigen Flughafen gefunden und die 4 Stunden Wartezeit auf den nächsten Flug größtenteils damit verbracht, ein kleines Café und das richtige Gate zu finden. Von Istanbul aus sind wir dann knapp 7 Stunden nach Kigali, die Hauptstadt von Ruanda, geflogen.

Kurz vorm Ziel!!

Mit jedem kleinen Stück, das das Flugzeug auf der digitalen Anzeige im Sitz vor mir näher an Kigali rückte, stieg die Aufregung dann doch recht stark an.

Etwas müde und immer noch emotional aufgekratzt sind wir dann um kurz nach Mitternacht in Kigali gelandet und haben dann direkt unser Single Entry Visum bekommen, mit dem wir dann offiziell einreisen konnten. Dann haben wir uns schnell unsere Koffer vom Band geschnappt (das ging wirklich schnell, es gab nämlich gar nicht so viele) und sind raus in die kühle Nacht gedüst. Dort haben uns dann auch schon zwei Salesianer willkommen geheißen und uns zu einem großen Auto geführt. Da haben wir dann unsere Koffer in den hinteren Bereich reingezwängt und uns direkt mit.

unser wunderschönes Gepäck+ unsere Begleiter

Das Provinzhaus und die Sprachen

Bevor wir dann zum Provincialhouse gefahren sind, haben wir noch in einem Restaurant eine Fanta getrunken. Dort kam dann auch das erste Mal das Thema Sprachen auf den Tisch. Père Remy, der uns vom Flughafen abgeholt hat und auch in der gleichen Communauté wie wir leben wird, hat und selbstverständlich auf Französisch angesprochen und wir haben auch wirklich versucht ihm zu antworten…aber die französisch Aussprache der Brüder ist eine andere als die, die wir gewohnt sind. Da müssen wir uns auf jeden Fall noch reindenken. Auch bei anderen Brüdern, die wir jetzt im Laufe der Tage kennengelernt haben, ist nie klar, auf welcher Sprache wir uns jetzt eigentlich unterhalten sollen: es wird sich auf Französisch begrüßt, ein paar Floskeln auf Kinyarwanda ausgetauscht und auf Englisch über den Tag gesprochen. Da versuchen Emma und Ich jetzt so gut wie möglich mit zu halten, obwohl wir auch schon gemerkt haben, dass mit Kinyarwanda noch ein großer Brocken auf uns zu kommen wird. Aber dat schaffen wir schon!

Aber nun zum Provinzhaus: Die Arbeit und die Einrichtungen der Salesianer ist in Provinzen – Bereiche- geordnet. Eine Provinz kann,wie in unserem Fall mehrer Länder (Uganda, Burundi und Ruanda) oder auch nur einen Bereich in einem Land , wie zum Beispiel in Indien umfassen. Jede Provinz hat dann noch einen Hauptsitz, von dem aus alles organisert wird. Dieser Sitz ist die erste Anlaufstelle für alle Pères und Frères, die in diesen Ländern arbeiten oder diese besuchen. Im „Maison Provinciale“ können beispielsweise auch Seminare oder Fortbildungen stattfinden.

Während unserem Aufenthalt hier findet ebenfalls eine Fortbildung statt, sodass vor allem beim Essen und zu den Gebetszeiten viel los ist. Alle Brüder (unter ihnen aber auch ein paar Novizen) sind sehr offen und lachen gerne und viel. Daher macht das Essen und die Konversationen auf welcher Sprache dann auch immer (momentan ist auch ein Belgier hier, der sich einen Spaß daraus macht, sich mit uns auf Flämisch zu unterhalten) sehr viel Spaß.

So haben wir auch schon einige Salesianer kennen gelernt, die momentan in Einrichtungen in Burundi oder in Bombo, Uganda, arbeiten und die uns alle sofort eingeladen haben, sie während des Jahres mal zu besuchen. Da Emma und Ich eh vorhatten, so viele Erfahrungen wie möglich mit zu nehmen, freut uns das natürlich sehr! 🙂

Der Ausblick vom Provincialhouse auf die zum Don Bosco Campus gehörende Schule. Im Hintergund schon ein Vorgeschmack auf das Land der 1000 Hügel

Kigali und der Verkehr

Auf unserer Fahrt bei Nacht und Nebel zum Provincial House haben wir nicht viel von der Stadt gesehen, nur ganz viele Lichter der Stadt, die sich bis zum Fuß einiger Hügel in der Nähe zieht. Und eine komplett menschen- und Autoleere Straße. Bis auf einige befwaffneten Polizisten an ein paar Ecken war da echt nichts los. Aber dieser Eindruck täuscht.

Am Mittwoch Nachmittag bekamen wir die Info, dass wir doch nicht wie geplant in einigen Stunden nach Butare fahren ,sondern noch einen Tag länger bleibe, weil das Auto noch nicht „ready“ war. Da haben wir uns dann spontan entschieden, die Möglichkeit zu nutzen und uns Kigali etwas an zu schauen.

Emma hat dann Max angeschrieben, eine Volontär der aus dem gleichen Bistum wie sie ist und schon seit 3 Wochen in Kigali in einem Kinderbetreuungs- und Adoptionsprojekt arbeitet. Er hatte glücklicherweise Zeit und so stand er schon 10 Minuten später vorm Provincial House und hat uns abgeholt.

Um zum nächsten market zu kommen hat Max vorgeschlagen mit den Mototaxis zu fahren. Das sind Motorradfahrer, die den ganzen Tag mit einem weiteren Helm und Platz hinter sich für einen Mitfahrer durch die Stadt fahren und darauf warten, dass sie jemand an den Straßenrand winkt und sagt, wo er gerne hin möchte. Gut, evetuell ist das etwas zu schön formuliert. Die Motofahrer stehen schon alle an strategisch schlauen Plätzen, wie Markteingängen oder belebten Straßen und dann immer in einer ganzen Traube.

Gesagt, getan: wir mussten ein paar mal winken, damit wir 3 Motos zusammen hatten, haben die gewünschte Adresse weitergegeben und die Helme aufgesetzte. Und schon saßen wir auf diesem schmalen Stück Sitz hinten auf dem Motorrad, die Hände an der dafür vorgesehenen Stange hinterm Sitz. Motorradfahren an sich ist ja schon nicht unbedingt mein Ding…und dann auch noch durch die am Tag sehr wohl gut befahrenen und wuseligen Straßen! Zu Beginn bin ich in jeder Kurve oder bei jedem Kopfsteinpflaster tausend Tode gestorben, aber nach einiger Zeit hab ich mich dran gewöhnt. Und auch das Durch-die-Autos-Fädeln konnte ich dann irgendwann hinnehmen. (Flo, wenn du das liest: mit dir Roller zu fahren, war definitiv entspannter, dankeee!)

Hier ein paar generelle Eindrücke vom Straßenverkehr: alle Ecken, Kanten und Gehwege sind mit schwarz weißer Farbe gekennzeichnet und an den wirklich brenzlichen Ecken gibts sogar Blinklichter! Die Ampeln zählen die Sekunden runter, die es noch dauert, bis es wieder rot/grün wird. Stopschildern wird hier eher nicht so viel Beachtung geschenkt, Blinker werden zumindest von Motofahrern ein wenig vernachlässigt und , dass 4 Motos nebeneinander auf einem Fahrstreifen fahren ist wohl ganz normal. Ich möchte hier nichts kritisieren, ich fands wirklich spannend, durch dieses Gewusel zu fahren und um die Verkersinseln zu brettern. Nach einiger Zeit und nicht mehr so vielem Nachdenken , habe ich es auch echt genossen so schnell von A nach B zu kommen ! 🙂 Nur das mit dem Handeln müssen Emma und Ich noch lernen. Da musste Max uns beim Preis für die Motofahrten noch zur Hand gehen.

An gefühlt allen Straßenecken wird gebaut, überall sind Menschen unterwegs, stapeln riesige Säcke auf Lastwagen oder tragen selbst Türme an Kartons auf dem Kopf. Alles ist bunt und wuselig und lebendig! Es war echt schwer, da alles auf einmal auf zu nehmen! Richtig viel „erledigt“ haben wir deshalb auch nicht. Wir haben uns ein paar Märkte angesehen, in ein paar super bunte und coole Stoffläden reingespinkst und uns SIM-Karten mit Guthaben und Mobilen Daten gekauft 🙂

Und das alles an nur diesen 2 Tagen! Ich bin schon sehr dankbar, für die Sachen die ich bis jetzt erleben durfte, die neuen Menschen und deren Geschichten, die ich schon kennen gelernt und die ganzen neuen Sachen, die ich gesehen und auch gegessen (gekochte Bananen, woop woop!) habe.

Ich bin gespannt, was Butare für uns bereit hält! 😉

P.S: I know, ich hatte mir vorgenommen, weniger in einem Bericht zu schreiben, aber wenn ich so viel erlebe, müsst ihr halt auch so viel lesen! Vielen Dank dafür (fürs Lesen) 😉

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  1. Wilfling, Dagmar

    Hallo Friederike,
    schön zu lesen, dass du gut angekommen bist. Weiter alles Gute, bin gespannt was du noch so alles zu berichten hast… 🙂

  2. Birgit Terhardt

    Es ist super spannend liebe Friederike Dir hier zu folgen. Schön das Du uns Teil haben lässt an Deinen Eindrücken, Erlebnissen und Gedanken. Und ich hoffe Deine Beiträge fallen nicht kürzer aus. 😊

  3. Michael W.

    Liest sich super. Ich bin gespannt was noch so alles passiert…..
    … viel, viel Spaß

    • Friederike Feithen

      Hey, vielen lieben Dank! 🙂 Ich bin auch sehr gespannt, was da noch alles kommen wird 😉

  4. Ulla Fricke

    Wenn es so unterhaltsam ist, darf es auch gerne lang sein, schön dass ihr ein so buntes und geselliges Ankommen hattet.
    Viele Grüße vom Kölner Balkon
    Ulla

    http://www.donboscomission.de

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