Nun habe ich in diesem Jahr das Osterfest nach peruanischer Tradition erleben dürfen und es sehr genossen. Die Semana Santa, die “Heilige Woche”, begann mit einem großen Gottesdienst am Palmsontag.

Viernes Santo

Nach dem Abendmahlsgottesdienst am Donnerstag Abend mit Fußwaschung ging es Freitag schon sehr zeitig weiter. Acht Uhr morgens brachen wir mit allen Kindern die wollten auf zur Kirche, wo wir uns mit all den Menschen trafen, die an unserem symbolischen Kreuzweg teilnehmen wollten. Dieser hatte keine Stationen. Wir sind einfach mit einem Kreuz auf einen Berg gelaufen.

Es war ein warmer Tag und ging steil bergauf. Die Moskitos haben jeden freien Teil der Körper zerstochen und nach dem Regen in der Nacht war es eine beschwerlicher Fußmarsch. In Deutschland hatte ich immer vor Ostern an Kreuzwegen teilgenommen, in denen ich zur Ruhe kommen, mich auf das Leiden Jesu besinnen konnte. Sein Leiden fürs uns. Aber diese Erfahrung hier war noch einmal ganz anders und intensiv. Selber für eine Stunde einen steinigen, steilen und matschigen Weg zu laufen(und das ohne ein schweres Kreuz auf dem Rücken!) hat mir erst einmal richtig bewusst gemacht, wie schwer dieser Weg für Jesus gewesen sein muss. Was er alles ertragen musste.

Es war eine ganz intensive Erfahrung und all die Bilder die ich gemacht habe können kaum das Gefühl festhalten, dass diese Zeit in mir hinterlässt.

Auf dem Berg angekommen haben wir einen kleinen Gottesdienst mit Padre Yul gefeiert. Mit Gesang, Gebeten und einfach nur ausharren in der Stille, den Geräuschen der wunderbaren Natur lauschen, die uns umgab. Und wir haben das mitgebrachte Kreuz aufgestellt, das man nun von hier aus dem Ort sogar sehen kann.

Auf dem Rückweg ging es einen nicht ganz so steilen Weg bergab, der uns durch die Chacras der Bauern führte, deren Felder. Das war vor allem für mich sehr interessant – denn trotzdem ich nun schon fünf Monate hier bin habe ich es kaum aus dem Internat geschafft und weiß nur wenig darüber, wie die Menschen hier leben. Dh ich weiß viel, habe aber wenig von dem, was mir die Kinder und Freunde erzählen, wirklich erleben können. So ging es durch Felder voller Cocapflanzen, vorbei an Feldern, auf denen Ananas angebaut wird und zuletzt durch den Regenwald. Viele Männer hatten eine Machete mit und konnten so einen Weg für alle Folgenden bahnen.

Nach einer Stunde Zeit zum Ausruhen beann dann um 16 Uhr am Nachmittag der eigentliche Kreuzweg mit Stationen. Einige Familien im Dorf hatten freiwillig Stationen vorbereitet, an denen immer ein kleiner Altar aufgebaut und ein Alfombra, ein “Teppich” am Boden gelegt wurden war. Dieser bestand aus eingefärbter Sägespäne und Blumen-so entstanden wunderschöne Bilder. Mit Gesängen zogen wir von Station zu Station und beteten wieder und wieder das Vater unser und das Ave Maria.

Nach mehr als drei Stunden kamen wir schließlich wieder in der Kirche an und nach einem Abschlussgottesdienst mit schöner Musik ging es dann zurück Richtung Internat. Ich hoffe in den angefügten Fotos einen kleinen Eindruck von all dem vermitteln zu können, was ich erleben durfte, was mich so berührt hat.

Auf einem der letzten Fotos sieht man unsere “Band”, in der ich entweder Gitarre spiele oder singe. Mittlerweile sind sie meine Freunde geworden, mit denen ich sehr viel Spaß haben aber auch ernsthaft reden kann…