Janine in Nkhotakota

Abenteuer Afrika

Wilde Tiere, eine Geburt im Minibus, Einreiseverbot und einige andere Dinge, die meine Geburtstagsreise aufregend machten!

Am Montag, 10.12.2012, ging es für Henrike und ich mich früh morgens um 5:30 auf große Reise: Wir besetzten die Ladefläche des Trucks, mit dem Father Joseph und eine Schwester nach Lilongwe fuhren. Kurz bevor wir die Hauptstadt Lilongwe erreichten fing es richtig stark an zu regnen und somit quetschten wir uns mit der Sister auf den Beifahrersitz und steuerten schnell den Busbahnhof an. Dort angekommen suchten Rike und ich uns einen Minibus, der nach Mchinji zur sambischen Grenze fährt. Ich war bis auf die Unterhose nass (wenn es regnet, dann aber RICHITG ;)), aber prima gelaunt, da im Bus Musik lief und wir die Grenze GOTT sei Dank sicher erreichten. Ganz so reibungslos verlief die Grenzüberschreitung hingegen nicht, da wir verdächtigt wurden das Land Malawi nur kurz zu verlassen, um nach ein paar Tagen wieder ein kostenloses Visum zu erhalten. Prinzipiell stimmte dies ja auch, jedoch darf man nicht vergessen, dass wir beinahe unmittelbar nach unserer Ankunft im September eine Arbeitserlaubnis beantragt haben, die ein Visum quasi ersetzt. Bezahlt haben wir dafür auch schon einen Teil, das Problem ist nur, dass die Papiere noch in der Einwanderungsbehörde bearbeitet werden und wir an der Zeit, die für die Bearbeitung benötigt wird nichts ändern können. Wie dem auch sei – wir konnten dem Beamten an der Grenze den Sachverhalt erklären und nach ein, zwei Telefonaten mit dem Sachbearbeiter unserer Papiere durften wir das Land verlassen und die Grenze nach Sambia überschreiten, wo wir ein Taxi nach Chipata nahmen. Dort wurden wir herzlichst von den Schwestern aufgenommen und wir genossen die erste warme Dusche, einen heißen Tee und ein himmlisch großes, weiches Bett!

Meinen Geburtstagmorgen erlebte ich mit einem von Rike toll dekorierten Frühstückstisch und auch die Sisters sangen für mich und schenkten mir eine schöne Kette. Um 9:00 Uhr wurden wir zum Busbahnhof in Chipata gebracht, wo wir Mittags im Minibus nach South Luangwa aufbrachen. Dort kamen wir in einem „Wildlife-Camp“ unter, was richtig angenehm ruhig und idyllisch war – einfach mitten in der Natur! Nachdem wir unser Zimmer und unsere Küche eingerichtet hatten buchten wir für den folgenden Morgen eine Safari im berühmten South Luangwa Nationalpark. Meinen Geburtstagsabend rundeten wir mit leckerem selbstgekochtem Essen und einem Brausetee ab. (Ich wusste nicht, dass Brause tatsächlich heiß schmeckt – hiermit noch mal DANKE für das Paket von Peters & Co KG! Eure Brause und Fertigsuppen haben die Reise echt bereichert :))

Der nächste Morgen begann früh: Um 5:10 standen wir auf, frühstückten eine Mango und erlebten unsere persönliche Safari! Henrike und ich waren die einzigen Passagiere und unser Führer war extrem nett und wusste eine Menge. Demnach war es eine schöne und erfolgreiche Tour. Hippos, Zebras, Antilopen, Affen, Giraffen und Elefanten wurden Objektive unserer Photos. Vier Stunden fuhren wir im Park umher und durften erleben, wie diese gigantischen Tiere zwei Meter vor oder neben dem Auto entlang liefen. Dieses Erlebnis in Worte zu fassen ist kaum möglich – Bilder und Videos, die ihr sehen werdet können dieses Abenteuer vielleicht eher widerspiegeln. Den Rest des Tages haben wir die Ruhe und die Natur genossen, waren ein Ründchen spazieren und wenn nicht die Safari am Morgen schon DER Höhepunkt des Tages war, dann war es mein Geburtstagsgutschein von Rike, den ich am Abend einlöste: Ein Abendessen im Restaurant des Camps. Halb ausgehungert leuchteten unsere Augen beim Anblick der bestellten Pasta, Lasagne, Salat und Baguette! Das war wirklich der krönende Abschluss!

Unser letzter Tag im Camp begann unschönerweise mit Regen und versprach extrem langweilig zu werden. ABER: Nachdem wir doch noch einen trockenen Augenblick zum Spazieren gehen erwischten, sahen wir auf dem Rückweg 3 Elefanten, die einfach mal Lust hatten in Campnähe umher zu trampeln 😉 Abends nahmen wir dann einen Minibus, der uns zurück nach Chipata zu den Schwestern bringen sollte. Diese Strecke konnte jedoch nicht auf direktem Weg zurückgelegt werden, da der Minibus unerwartet Zuwachs bekam: Ich saß halb verträumt und gegen das Fenster gequetscht auf meinem Sitz, hörte Musik und stellte fest, dass der Bus plötzlich die Hauptstraße verlies und auf unebenen Wegen bis zu einem Krankenhaus fuhr. Dann hörte ich plötzlich einen leisen Schrei hinter mir, ich drehte mich um und dachte, ich könne meinen Augen nicht trauen: Die Frau auf dem Sitz hinter mir hatte just in dem Moment ein Kind zur Welt gebracht! Unglaublich! Nicht ein Schrei der Frau, kein Zeichen von Schmerz oder Schwäche. Ich habe noch nicht einmal mitbekommen, dass die Dame überhaupt schwanger war. Die traditionelle Kultur ist hier zwar schon so, dass eine Frau bei der Geburt nicht schreien oder weinen soll, aber ich bin noch immer verblüfft, dass ein Baby hinter mir geboren wurde und ich absolut nichts mitbekommen habe! Zum Glück ging es Mutter und Kind gut und die beiden konnten im Krankenhaus aufgenommen werden. Nach der Busreinigung ging es dann weiter zu unserem eigentlichen Ziel, wo wir wegen des unverhofften Zwischenfalls erst recht spät, gegen halb 1 ankamen. Mit einem Taxi fuhren wir dann wieder zu den Sisters, wo wir diese aufregende Reise mit einem heißen Tee abrundeten. Müde fielen wir dort in unsere Betten!

Den nächsten Morgen nutzten wir um erst einmal richtig auszuschlafen! Nach dem Frühstück gingen wir Spazieren, aßen dann mit den Schwestern lecker zu Mittag und nachmittags erledigten wir ein paar Einkäufe in der Stadt Chipata, deren Größe mich wirklich beeindruckt hat, wenn man das kleine, schnuckelige Nkhotakota gewöhnt ist. Da wir in Chipata auf Father Chris warteten, der in Sambia seine Familie besucht hatte und uns am Rückweg aufgabeln wollte vertrödelten wir die Zeit mit Karten spielen, herumlaufen und Musik hören. Geplant war, dass wir am nächsten Morgen irgendwann früh abgeholt werden.. dann verschob es sich auf etwa 1 und dann auf circa 3 Uhr. Im Endeffekt saßen wir erst um 4 Uhr im Auto und machten uns auf die lange Reise zurück nach Nkhotakota. Doch auch diese Reise verlief nicht reibungslos. Die Theorie lautete: Schnell von Chipata bis zur malawischen Grenze fahren, diese flott überqueren und dann über Lilongwe auf direktem Weg nach Nkhotakota zurück fahren, wo wir spät abends ankommen würden. Die Praxis war folgende: Wir erreichten die malawische Grenze, gingen an den Schalter damit der Beamte unsere Pässe abstempelt, jedoch verweigerte er es uns die Einreise zu erlauben! Klipp und klar machte er deutlich, dass wir nicht zurück nach Malawi dürften! Ich dachte erst, das sei ein schlechter Scherz, aber es wurde ernste Realität. Der Grund war, dass wir noch keine Arbeitserlaubnis haben und dass das Gesetz vorsieht, dass man nur dann einreisen darf, wenn die Papiere vorliegen. Wir gaben ihm unterwürfig zu verstehen, dass wir alles in unserer Macht stehende getan haben, um die Papiere zu erhalten, da wir unmittelbar nach unserer Einreise zur Einwanderungsbehörde gegangen sind und die Arbeitserlaubnis beantragt haben. Dies interessierte ihn jedoch ziemlich wenig und auch unser Father, mit dem wir reisten konnte an seiner klaren Haltung nichts ändern. Als Henrike und ich realisierten, dass es echt schlecht für uns aussieht und der Beamte kein Problem damit hat uns ein halbes Jahr neben seinem Büro an der Grenze im Regen stehen zu lassen, bis die Papiere endlich bearbeitet wurden, war es schwer die Tränen zurück zu halten. Im Büro selbst hab ich noch versucht stark zu bleiben und mit dem Beamten zu sprechen, aber irgendwann ging es einfach nicht mehr! Ich schlug am Ende noch mal vor, dass der Beamte mit dem Sachbearbeiter unserer Papiere spricht, damit er ihm erneut erläutern kann, dass wir das getan haben, was uns nach unserer Ankunft gesagt wurde. Nach dem Gespräch wurde es dann richtig dreckig: Der Sachbearbeiter hat dem Beamten an der Grenze per Telefon mitgeteilt, dass er den Father und auch Henrike und mich kennt und der Beamte daher das Gesetz, was besagen würde, dass wir nicht einreisen dürfen mal unter den Tisch fallen lassen sollte. Das hieß im Umkehrschluss, dass wir ein „Strafe“ zahlen sollten, deren Höhe wir vorschlagen und die dann unmittelbar in die Hosentasche des Beamten gehen würde. Ich habe mich dann richtig schlecht, als es soweit ging, aber was sollten wir machen?! Nach diesem Rettungsring greifend haben wir ihm 50 Dollar, was um die 40 Euro sind auf den Tisch gelegt und plötzlich bekamen wir ohne Probleme ein weiteres Visum und wir bekamen als Krönung von dem Beamten auch noch das „Du“ angeboten! Sobald ich meine Füße aus dem Büro gesetzt hatte musste ich richtig anfangen zu weinen, weil ich absolut kein Typ für so etwas bin und ich fühle mich noch immer nicht gut mit dem, was wir da machen mussten, aber wie es schon da steht: Wir MUSSTEN es machen, andernfalls wären wir vielleicht erst in einigen Monaten in der Lage gewesen nach Malawi zurückzukehren. Durch diesen langen Zwischenfall änderte sich dann auch unser Rückfahrtsplan. Statt direkt nach Nkhotakota zurückzufahren blieben wir die Nacht in Lilongwe und brachen von dort aus am nächsten Morgen um kurz vor 7 auf. Dies war ein Sonntag und Father Chris, mit dem wir unterwegs waren hatte Messe in einer Außenstation. Das wiederum hieß, dass Henrike und ich erst um 4 Uhr nachmittags „Home, sweet home!“ rufen konnten!

Ich bin nach dieser erlebnisreichen Reise wirklich froh wieder im kleinen Nkhotakota zu sein und habe gestern erst mal meine Wäsche gewaschen, meine Mails soweit es ging beantwortet und bin erstmal angekommen!
Ich hoffe, eure Adventszeit war nicht ganz so nervenaufreibend und ich wünsche euch schöne letzte Vorweihnachtstage!

Alles Liebe aus der Ferne,
Eure Janine

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Hässliche Weihnachten?

  1. Anna

    Da hast du ja so einiges erlebt!!!!! Aber die Bilder sind echt voll schön geworden! Danke für deine Karte :)Ich wünsche dir gesegnete Weihnachten und schöne Silvester! 😉

  2. Eleonore Neumann

    Hallo Janine,

    also die Geschichte mit der Geburt ist für mich immer noch der Helle Wahnsinn. Aber was Ihr dort alles so erlebt ist echt genial. Die Bilder sind wunderschön !!!!
    Ich wünsche Dir und natürlich auch Henrike ein wunderschönes Weihnachtsfest.
    …und bis wir uns wiedersehen halte Gott Dich fest in seiner Hand… :- *

    Fühl Dich ganz lieb gedrückt von mir / uns

  3. Christa Amos

    Hallo Janine, ich will Dir heuteschreiben. Ich verfolge Deinen Blog seit einiger Zeit ( ich habe Deine Mutter gefragt wie es Dir geht und sie hat mir von Deinem Blog erzählt) und Deine Berichte geben mir das Gefühl dicht dabei zu sein. Ich in beeindruckt, staune und fiebre auch mit.Ich wünche Dir für Deine Arbeit Gottes Kraft und Segen und weiterhin besondere Momente mt den Menschen. FroheWeihnachten und in gesegnetes Neues Jahr. Christa

  4. Freudenbergs

    Hallo Janine,

    du erlebst ja so einiges wie man sieht und lesen kann.
    Wir freuen uns mit Dir und wünschen Dir noch eine schöne Zeit und vor allen Dingen Gottes reichen Segen für das neue Jahr.
    viele liebe Grüße
    Silke und Helmut

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