Abschiedsfeier, Packen und Vorbereitungen auf den weiten Weg „nach Hause“

Seit meinem letzten Eintrag sind schon wieder gute 2 Wochen vergangen und in der Zeit ist erneut eine Menge vorgefallen..
Zunächst stand am 13.07. meine Farewell-Party der Schule statt. Dies war der erste Ferientag und der letzte Tag an dem alle Schüler/innen noch einmal zusammenkamen. Offiziell war die Feier als Kostümfeier geplant, daher gab es einige, die sich als Krankenschwester, Doktor, Soldat, Priest, in traditioneller Kleidung etc gekleidet war. Ich habe auch den traditionellen Look gewählt und ein afrikanisches Kleid und als Highlight noch eine Schüssel mit Bananen auf dem Kopf getragen, was sehr typisch für malawische Frauen ist.
Bereits morgens früh begannen wir die Feier mit einem bunten Programm. Father Chris hielt zunächst eine Rede, um das Schuljahr offiziell zu schließen und auch einige liebe Worte über mich zu verlieren. Anschließend gestalteten die Kids das Programm, einige tanzten, ließen ein Gedicht oder eine Rede vor, der traditionelle Tanz Guluwankulu wurde aufgeführt und mit anderen Aktivitäten zeigten die Schüler/innen ihre Wertschätzung.
Im Anschluss war ich mit meiner Abschlussrede dran und plötzlich lag nach all dem Spaß eine andere Stimmung in der Luft. Als ich auf die „Bühne“ ging und all die liebgewonnen Kids ansah musste ich erstmal tief schlucken. Dass manche Schüler/innen bereits Tränen in den Augen hatten und ihre Gesichter mit Mützen, einem Wickelrock oder anderen Stofffetzen bedeckten machte mir den Anfang auch nicht leichter.
Nach dieser Hürde war es dann Zeit für Geschenke. Hier ist es so, dass Geschenke tanzend gebracht werden. Erst verließen alle Schüler die Wiese, wo die Feier stattfand und gingen in einen Raum. Dann startete ein Lied und in einer langen Reihe kamen die Schüler angetanzt und formten einen riiiiesigen Halbkreis um mich. Dann wurde mir das Geschenk von der Schule überreicht und die älteste Lehrerin hat ein paar Worte dazu und zu mir gesagt.
Da ich Father Chris gesagt hab, dass auch ich was für jeden Schüler habe (ein oder zwei gemeinsame Fotos als Erinnerung und den Herzanhänger) und da auch zwei, drei Schüler etwas für mich hatten haben sich alle in eine Reihe aufgestellt, sie sind auf mich zugetanzt, haben mich umarmt, an dieser Stelle offiziell Goodbye gesagt und mein Geschenk in Empfang genommen. Es war sooo schön, aber auch traurig.. Einige weinten, als sie mich umarmten und es fiel manchen extrem schwer Abschied zu nehmen.. Auch ich musste weinen und es war allgemein ein sehr inniger Moment, da ich jeden lieb gedrückt und getröstet habe und jede/r seinen/ihren Moment mit mir hatte bzw. ich mit ihnen.
Nach dieser Zeremonie haben wir eine Pause gemacht, wir hatten Zeit eine Runde zu quatschen, gemeinsam Tränchen zu verdrücken, Bilder zu machen oder zum Mittagessen nach Hause zu gehen.
Nachmittags kamen die dann für die Disko wieder, damit die ganze Feier auch nen fröhlichen Abschluss findet. So viel getanzt hab ich gar nicht, viel mehr hab ich mit einzelnen Kids geredet und es war insgesamt ein sehr entspannter Nachmittag, bei dem ich nicht mehr so traurig war, sondern einfach nur die Zeit genossen habe. Gegen halb 6 endete die Disko und Father Chris schloss das Event mit einem Gebet. Das war sehr schön aufgebaut, da wir uns alle im Kreis aufstellten, an den Händen fassten und einen christlichen Lied lauschten. Das war dann die Abschlussrunde. Dann betete Fr. Chris noch und dann gingen die Kids Heim.
Ein Schüler war musste beim Tschüss sagen nochmal anfangen zu weinen und da der Rest der Schülerschaft schon Heim gegangen war haben wir uns ein paar Minuten für uns genommen und ich hab versucht ihn ein bisschen zu trösten.
An dem Abend selbst und am Tag drauf ging es mir dann auch nicht so gut und ich musste viel weinen, begutachtete all die tollen Dinge, die die Kids mir in ein Buch geschrieben haben, ich sah mir die Bilder und Videos von der Feier nochmal an und hatte ein ziemliches Tief. Am Nachmittag jedoch kamen mich überraschenderweise ein paar Kids zu Hause besuchen um einfach ne Runde zu quatschen und das heiterte mich auch wieder auf.
Seit dem kommen die Kids öfters mal vorbei, wir treffen uns und laufen gemeinsam herum um einfach noch etwas Zeit miteinander zu verbringen!

In der Schule habe ich meine Dinge komplett erledigt, meine Unterrichtsmaterialien gingen an den kommenden Lehrer über, die Bücher stehen vollständig im Lehrerzimmer und die Lehrer nutzen sie bereits fleißig, um die kommenden Stunden vorzubereiten.

Gestern ging dann die große Packerei meiner Sachen los. Ich muss das Haus räumen, da die Betten für andere Personen benötigt werden. Es ist wesentlich mehr Arbeit als gedacht, aber innerhalb eines Jahres staut sich so einiges an. Da muss man aussortieren, was in welche Tasche kommt, was hier bleiben kann, was Müll ist etc.
Zu meiner Rückreise gibt es nun auch gute Neuigkeiten, dass ich nicht mit dem Bus nach Lusaka reisen muss, sondern dass Father Chris mich mit dem Auto mitnehmen kann. Er fährt ohnehin dorthin um seine kranke Mutter besuchen und demnach kann ich ganz gemütlich mit dem Auto reisen.

Die letzten Tage hier versuche ich mich innerlich ein bisschen zu beruhigen, noch realisiere ich glaube ich nicht, dass ich all die lieben Menschen hier höchstwahrscheinlich nicht mehr wiedersehen werde. Gewiss trifft mich der Schlag entweder in Sambia oder erst in Deutschland, wenn ich den afrikanischen Boden unter den Füßen verloren habe. Mal sehen.. ich hoffe nur, dass ich die letzten Tage noch genießen kann und viel Zeit mit den Leuten hier verbringen kann.

Da ich nicht weiß, ob ich auf meiner Abschlussreise die Chance habe nochmal zu bloggen möchte ich mich an dieser Stelle bei all euch treuen Lesern bedanken, dass ihr so viel Interesse an meinen Erlebnissen hier hattet.

Bis sehr bald,
Eure Janine 🙂