Oder auch
Mein Weihnachtsfest!
Aber ich fand, dass wäre ein bisschen unkreativ, denn schließlich nennen alle ihre Weihnachtsbeiträge so. Ich tanze ungern, dafür umso lieber aus der Reihe – nein, eigentlich nicht, aber egal. Klingt cool ; )
Heute soll es also um Weihnachten gehen. Das umfasst hier mehrere Tage und für mich mehrere Ereignisse. Ich ordne nicht nach Datum, sondern nach Event. Ansonsten verlieren wir alle den Überblick, befürchte ich.
Vielleicht vorweg erst einmal ein paar allgemeine Infos:
– Weihnachten wird hier (wie die meisten schon vermutet haben) nicht so gefeiert wie in Deutschland. Gefeiert hier im doppelten Sinne zu verstehen. Zum einen nicht so zelebriert und auch nicht so gehypt, wie man in der Jugendsprache sagen würde. Wird nicht so ein Aufriss drum gemacht. Aber das seht ihr ja gleich noch.
– Die Aspiranten waren bzw. sind für zwei ein halb Wochen im Weihnachtsurlaub, folglich sind Rike und ich für Straßenkinderprojekt und Oratorium alleine zuständig.
– Im Laufe der Zeit verkleinerte sich unsere Kommunität bis wir schließlich nur noch zu 4. bzw. 5. von 9 / 10 waren, vergrößerte sich dann aber zum Glück wieder. Aber gleich mehr dazu.
Die Adventszeit
Wir haben jedes Adventswochenende anders gefeiert.
Am ersten Wochenende waren wir auf der Hochzeit, darüber hat der eine oder die andere vielleicht schon gelesen. Ansonsten holt es gerne nach.
Für das zweite Adventswochenende ging es nicht raus. Wir blieben in Rango, feierten hier die Messe und aßen mit den Brüdern.
Den dritten Advent haben wir in Kigali verbracht. Auch hierzu gibt es einen Blogeintrag mit wunderschönen Bildern aus dem Nationalpark.
Den vierten Advent feierten wir in Save. Dort wohnt eine deutsche Schwester, die uns zu sich in die Kommunität eingeladen hatte. Wir haben dann auch eine Nacht bei den Frauen geschlafen. Es gab wunderbare Kekse, einen Adventskalender und vor allem VIEL Ruhe. Das tat unglaublich gut. Keine Aufgaben, keine Ansprüche, einfach nur Pause.
Wir hatten bei uns in Rango in der Kapelle auch einen kleinen Adventskranz, aber der bestand aus einem Tablett auf dem ein paar Tannenzweige lagen und vier Kerzen, die da rein gestellt wurden. Na ja, immerhin. Mein Adventskalender kam leider erst am 11.12. an und ich muss gestehen, ich wollte mir die Schokolade gerne aufheben ; ) Darum sind noch die meisten Türchen geschlossen. Den Säckchen-Kalender habe ich dafür umso schneller aufgemacht und auch den Fotokalender meiner süßen Schwester <3
Weihnachtsstimmung kam im Allgemeinen nicht wirklich auf. Geschmückt wurde erst am 24. morgens und auch sonst – ich weiß nicht. Ich hab bis zum Schluss nicht das Gefühl gehabt, es wäre Weihnachten. Wenn man das ganze aber positiv sieht, dadurch hatte ich auch fast gar kein Heimweh : )
Weihnachten
Oder auch „Lasset den Kirchenmarathon beginnen!“
24. Dezember
Der 24. Dezember war, wenn ich es so sagen darf, unfassbar stressig. Also quasi nicht anders als in Deutschland.
Der Salon musste noch geschmückt werden, damit fängt man doch erst Heiligabend morgens an?! Wir mussten auf den Markt und tausend Sachen für das Straßenkinderprojekt organisieren (gleich mehr dazu) und nachmittags war natürlich ganz normal Oratorium! Ach ja, und nicht zu vergessen, wir mussten auch noch Weihnachtsplätzchen backen…
Das Schmücken hat die Rike übernommen und wäre dabei fast verzweifelt. Der Bruder, der das mit ihr machen wollte, wusch nämlich noch in aller Ruhe seine Wäsche und machte sich überhaupt mit nichts Stress. Und so suchte er dann irgendwann die Kiste mit der Weihnachtsdeko, wobei er sich selbstverständlich auch alle Zeit der Welt ließ. Was dann hier abging, habe ich nicht mitbekommen, denn für mich ging es mit Ernest, unserem Küchenjungen auf den Markt zum Einkaufen. Na ja, was macht man auch sonst auf dem Markt ; )
Nach dem Mittagessen mussten noch die restlichen Sachen für abends bzw. zwei Tage später vorbereitet werden und dann ging es raus.
Ich war aber alleine im Oratorium, weil Rike für das Fest mit den Straßenkindern noch was einkaufen musste. Halleluja. Mehr fällt mir zu diesem Nachmittag nicht ein. Ich wurde hunderte Male nach Geschenken gefragt, zum Teil auch ziemlich unhöflich, als wäre ich verpflichtet, Geschenke zu verteilen. Peace Freunde, das ist nicht meine Aufgabe, euch zu beschenken.
Um kurz vor sechs wollten wir dann die Bälle einsammeln, denn wir wollten um 18.30 Uhr gegenüber im Noviziat in die Messe – gute Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.
Wir mussten uns aber noch fertig machen, die Bälle wegschließen und rüberlaufen. Und zu spät kommen wollten wir ja nun wirklich nicht. Père Rémy half uns beim Rausschmeißen. Um kurz vor sechs lief er zur Messe in Rango los. Als er sah, dass die Jungs noch Ball spielten, rief er: „Wir sind katholisch hier. Es ist sechs und wir gehen JETZT in die Messe!“ Damit war das Spiel binnen Sekunden beendet und wir konnten rein.
Ziemlich pünktlich kamen wir dann im Noviziat an, setzten uns in die Bänke zu den Kerlen, die schon warteten. Der Gottesdienst ging selbstverständlich nicht pünktlich los, wir sind ja in Ruanda : ) Dann wurde aber viel gesungen, getanzt und gebetet. Ich finde es ja immer wieder schön, mit den Novizen Gottesdienst zu feiern, die können einfach singen.
Unsere Messe ging gut ein ein halb Stunden – ohne Krippenspiel. Wir wurden zum Essen eingeladen, aber wir wollten in der Kommunität mit den Brüdern essen.
Das war die zweite gute Entscheidung an diesem Tag, denn sonst hätte der Gasprad wohl ewig warten oder alleine essen müssen. So gab’s zur Feier des Tages erst mal eine Fanta bzw. ein Bier und weil wir aber nicht wussten, wann die anderen Brüder wiederkommen würden, haben wir dann um halb zehn einfach angefangen zu essen. Es gab Ubugari! Ahhh, den liebe ich! Das ist ein Berg aus Maniokmehl mit Wasser. Da könnte ich mich reinlegen. Den isst man mit Soße und Gemüse. Dazu gibt’s hier dann noch Fleisch und Reis – für die, die keinen Ubugari essen. Ich hab mich echt gefreut. Aber ich war von diesem Tag so erschöpft, Rike erging’s nicht anders, wir hätten wohl im Sitzen einschlafen können. Deshalb gingen wir früh schlafen, sahen nur noch Rémégie, der von der Messe in Rango heimkam – nach über drei Stunden Gottesdienst. Ich sag ja, gut, dass wir im Noviziat waren. Diese Monster-Messe hätte ich niemals durchgestanden. Ich wäre sowas von sicher eingeschlafen.
25. Dezember
Am 25. war natürlich wieder Messe. Wer hätte das gedacht? Wir beschlossen mit den Novizen in die 10.30 Uhr Messe in Rango zu gehen. Einer der acht Gottesdienste, die unsere Brüder an diesem Tag feierten. Und alle mit etlichen Taufen.
Wir saßen bei gut 25 Grad drei ein halb Stunden in der Kirche. Und als wäre das nicht schon genug, war die Kirche voll – super, ultra, krass voll. Die Leute, also wir Leute saßen dermaßen gequetscht in den Bänken, da wurde es doch glatt noch richtig kuschelig. Jaha, das ist schon schlimm, aber „Schlimmer geht immer!“, Freunde. Nach ca. zehn Minuten Messe kam nämlich ein kleines Mädchen, das ich schon vom Sehen kannte zu uns in die Bank geklettert und setzte sich kurzerhand auf meinen Schoß. An und für sich nicht schlimm, aber bei 25° eingequetscht zwischen Menschen links und rechts und dann auch noch ein kleines, sehr warmes, stark transpirierendes Wesen auf den Beinen – es wird nicht unbedingt angenehmer. Aber na ja, irgendwann sind dann auch alle 31 Kinder der zweiten Weihnachtsmesse in Rango getauft.
Nach dem letzten Lied durften wir die unerwähnenswert heiße Kirche auch verlassen, warteten mit den Novizen 20 Minuten auf besseres Wetter, das aber leider nicht kam und somit begaben wir uns auf den Weg nach Hause.
MITTAGESSEN und WASSER!!!
Tja und damit war unser Weihnachtsfest quasi zu Ende. Also in den Abendgebeten bekommt man noch mit, dass wir gerade das Fest der Geburt Jesu’s gefeiert haben und die Krippe im Salon steht auch noch, aber so richtig weihnachtlich war es trotzdem irgendwie nicht. Sieht man das Ganze mal positiv: So hatte ich wenigstens kaum Heimweh. Die Geschenke von meiner Familie habe ich fröhlich ausgepackt, mit meinen Omas habe ich auch kurz telefoniert, den Rest der Familie gegrüßt und dann ging es wieder ins Alltagsgeschäft.
Weihnachten für unsere Straßenkinder
Die Vorbereitung
Das war ein Fest und gleichzeitig eine riesige Herausforderung für uns. Wir hatten eine Woche vor Weihnachten gefragt, ob wir mit den Kindern Weihnachten feiern sollten bzw. könnten. Erstmal gab es eine Antwort für uns. Am 23. abends wurden wir dann vom einen Père nochmal angesprochen, ob wir jetzt das Projekt um das Fest der Geburt Jesus nochmal starten würden. Ja, wollen wir eigentlich schon, aber wann? Am 26. Dezember ging es für den Bruder nach Burundi und unsere Aspiranten sind ja noch in den Ferien. Alleine schaffen wir das aber nicht, vor allem nicht, wenn es etwas Besonderes zu essen geben würde.
Und so beschlossen wir, wir würden am 04. Januar Weihnachten und Silvester feiern.
Ne, das fand der Père dann aber blöd. Wir sollten es am 26. Dezember machen, er würde uns helfen und mal schauen, ob er noch andere Helfer findet. Rike und ich sollten kalkulieren, wie viel Essen, Fleisch und Saft wir bräuchten. Ach ja, und Kekse backen wäre auch noch schnike. Die Information, dass es ein Fest geben würde, könnte man im Oratorium streuen, damit auch Kinder kommen.
Also mussten wir zwei Volos schätzen, wie viele Kinder kommen würden, wie viel Fleisch und Saft man braucht; Kekse backen, einkaufen und wie teuer das Ganze später wird. Man, wir waren vielleicht ein winzig kleines bisschen, also wirklich nur minimal überfordert. Sowas organisieren wir ja jeden Tag!
Mehr als genug zu tun für zwei Tage. Zumal wir am 25. nicht einkaufen gehen konnten. Und so musste alles am 24. besorgt werden. Aber die Krippe wollte ja auch noch aufgebaut und Weihnachtsplätzchen gebacken werden.
Erst haben wir Weihnachtsplätzchen ausgestochen, dann war ich auf dem Markt und habe 10 kg Reis und anderen Kram gekauft, während Rike den Salon geschmückt hat. Danach gab’s Mittagessen, Fleisch und Saft wurden kalkuliert. Oratorium für mich und Stadt mit dem Direktor für Rike.
Wir haben alles bekommen und auch alles geschafft. Das ist die Hauptsache : )
Am 25. wollte ich eigentlich vor der Kirche um halb 11 die Kekse für die Straßenkinder spritzen – also es sollte Spritzgebäck geben. Mama hatte mir Spritzbeutel geschickt, ein leichtes Rezept hatten wir auch. Und so ging Emma hoch motiviert um sieben in die Küche, bereit voll durch zu starten. Okay, ein bisschen müde war ich schon, aber egal. Wad muss, dad muss. Leider habe ich nicht bedacht, dass unser Ofen ja mit Feuer beheizt wird und dass der zu dieser Zeit noch nicht einmal angeschmissen wurde. Also habe ich doch erst gefrühstückt und dann angefangen. Dummerweise sind nacheinander beide Spritzbeutel kaputt gegangen. Rike hatte aber noch einen Gefrierbeutel, mit dem man auch wunderschöne Kleckse auf das Backpapier machen kann. Mit der Gabel hat meine Mitvolontärin versucht, das Muster, reinzumalen. Leider brauchten die Kekse im Ofen viel länger als im Rezept aufgeschrieben wurde. Tja, somit hatten wir nur die Hälfte der Kekse fertig, als wir zur Kirche aufbrechen mussten.
Nach Kirche und Mittagessen ging es in die zweite Runde. Am Ende hatten wir gut 300 Kekse in einer großen Metallschüssel. Das sollte ja wohl reichen.
Nachmittags fuhr Rike mit Gaspard in die Stadt, um den Rest zu besorgen – also Fleisch und Saft. Das wollte die Kommunität bezahlen. Ja, nach ein bisschen diskutieren und runterhandeln, sowohl vom Preis als auch von der Menge, kamen sie vollbepackt zurück.
Das Fest
Am 26. erfuhren wir, dass die Novizen zum Helfen kommen sollten. Zwischen 9 und 10 Uhr würden sie dazustoßen. Für uns ging es aber schon um neun los. Mit Seife verteilen und waschen. Das hat erstaunlicherweise ganz gut geklappt, obwohl Rike und ich alleine waren.
Nach und nach trudelten dann die Kerle von gegenüber ein. Erstmal auch alles gut. Aber sagen wir mal so, es kamen weniger Kinder als der Père erwartet hatte und somit waren wir mit 17 bzw. 18 Leuten (15 Novizen, 2 Volos und zwischendurch der Père) für 50 Kinder da. Die wollen aber gar keine 1:3 Betreuung. Egal, so konnten alle ein bisschen quatschen und zwischendurch mal helfen. War auch okay.
Nach dem Waschen wurde ein bisschen getanzt und dann fingen die Novizen an, mit den Kindern im Kreis zu spielen und zu animieren. Das war ein Spaß – für alle.
Normalerweise essen die Kinder zwischen zwölf und halb 1. Nur leider wurde die Köchin an diesem Donnerstag irgendwie nicht fertig geworden. Es hieß erst, die Kinder bekämen um eins ihr Essen. Tja, um 13.20 Uhr waren wir da, die Teller aber noch leer. Und so haben wir mit fünf Menschen die Töpfe auf die Teller geleert. Gut zehn Minuten später ging es dann los. Bei so vielen Aufpassern kann es doch nur klappen. Hat es tatsächlich auch mehr oder weniger.
Leider sind die Kinder nicht zum Abwaschen geblieben, denn es wurden Kekse und Saft verteilt und damit waren alle weg. Also fünf sind geblieben, aber es gab auch viel zum Spülen. Und die Novizen? Ja, die saßen drinnen in der Küche zum Mittagessen. Nicht so, als hätten Rike und ich auch Hunger! Wir hatten um 7 gefrühstückt und es war mittlerweile kurz nach zwei. Aber kein Ding! Wir sind ja Frauen, da kann man doch wohl abspülen?!
Einige von euch kennen das Dierkes’sche Gen schon. Wenn wir Hunger haben, werden wir leicht reizbar… Uppala. Als die Novizen uns dann ihre Teller einfach in die Abwaschschüssel warfen und gingen, wurde die Emma vielleicht ein wenig ungemütlich. Uppala. Na ja, sie haben es mir vergeben, obwohl sie schon verwirrt geguckt haben. So kannten sie mich nicht ; )
Um kurz nach drei war dann alles sauber, sodass wir gegen halb vier (?) auch endlich Mittagessen konnten. Meine Güte, wir hatten so einen Hunger. Mein Kreislauf dachte sich auch schon so: „Warum dürfen die Novizen aufhören zu arbeiten und ich nicht?!“ ; )
Wir haben es geschafft, also Weihnachten, die langen Messen, das Straßenkinderprojekt, das Kekse backen. Alles erledigt. Check!
Danach war noch Silvester, das stelle ich euch nächste Woche online und dann kehrt hier hoffentlich wieder ein bisschen Normalität ein. Übrigens sind wir gestern in den fünften Monat in Ruanda gestartet. Es sind einfach schon vier Monate um! Unfassbar, wie schnell die Zeit verfliegt. Anfang Februar geht es schon nach Sambia für das Zwischenseminar. Halleluja.
Bis dahin müssen wir für die Straßenkinder noch das mit der Schule organisieren, anfangen im Englisch-Unterricht zu assistieren und da kommt bestimmt noch einiges zu. Aber egal, bisher haben wir noch alles geschafft.
Also, euch einen schönen Sonntag, danke für’s Lesen dieses langen Beitrags und bis nächste Woche!
Eure Emma
Thomas Ottens-Schmitz
Liebe Emma,
alles Gute für 2020.
Herzliche Grüße aus Hannover
Paula, Claudia und Thomas
Br. Norbert
Hallo Emma,
danke für Deinen Beitrag. Wieder einmal spannend zu lesen.
Das hörte sich aber für mich nach ziemlich viel Arbeit an, um nicht zu sagen Stress. Sozusagen ganz anders als deutsche Weihnachten.
– Obwohl hektisch wird es bei uns ja manchmal auch, zumindest scheint es so. –
Aber wie ich gelesen habe, lässt Du Dich durch solche Aktionen nicht entmutigen und machst das Beste daraus. Hut ab vor Euch. (Leider habe ich keinen auf. ) . 🙂
Hoffentlich hattet Ihr nach den Weihnachtstagen auch etwas Zeit zum Verschnaufen.
Ich wünsche Euch noch ein FROHES NEUES Jahr!! (Lieber spät als gar nicht.)
Liebe Grüße
Norbert
PS: Es könnte schon mal sein, das mein Deutsch nicht immer der neuesten Regel entspricht. – Schule war nicht meine Lieblingsbeschäftigung! 🙂 — Bis dann.
Emma Dierkes
Hallo Norbert!
Ja, es war tatsächlich viel zu tun. aber sonst könnte ja auch Langeweile aufkommen und das will ja wirklich keiner!
Aber wir haben es genossen, die ganzen neuen Erfahrungen.
Danke, gleichfalls! : )
Emma