emma in ruanda

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Patronaaaaage!

Zehn Tage Bambule, keine freie Sekunde, viel Lärm und noch mehr Kinder – das ergibt die Patronage! Wobei wir ja nicht die ganze Zeit da waren, ich sag nur KIGALI! Oder auch #letzter Blogeintrag ; ) Aber jetzt soll es um das gehen, was wir erlebt haben in diesen sieben Tagen.

Vorbereitung

Zwei Vorbereitungstreffen – eins war ein ein halb Wochen (22.11.) vor dem ersten Tag der Patronage. Wir hatten aber Kinyarwanda-Unterricht, weil uns keiner gesagt hat, dass wir dabei sein sollen. Wir haben dann, als wir dann 90 Minuten Verspätung dazu kamen, ohnehin kaum was verstanden. Die Jungs haben uns das Treffen in fünf Sätzen zusammengefasst. Alles klar, das war ja easy. Beim zweiten langen Treffen eine Woche später war die Emma dann mal wieder am Kämpfen mit dem Essen, weshalb ich dann nur die erste Stunde dabei war und dann ins Bett gehüpft bin bzw. auf’s Klo ; ) Rike hat mir aber alles erzählt, was sie so verstanden hatte oder ihr übersetzt wurde.
Und das war Folgendes:

Geplant waren vier Gruppen mit Kindern verschiedenen Alters, benannt nach Tieren. Die Jüngsten Tauben, dann Zebras, dann Tiger – wie ihr merkt, es wurden am Ende nur drei Gruppen. Und die Animateure, die zu diesem Zweck zusammen gerufen wurden, waren den Gruppen zugeteilt. Ich war im Team mit einem der Jungs, die mit mir Basketball spielen. Und der kann englisch! Juhuu! Wir waren Tiger (englisch auszusprechen), also war bei uns 16+ – theoretisch. Praktisch war das nochmal eine ganz andere Sache. Aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Und die Kinder mussten bzw. sollten 200 RWF bezahlen. Das sind 20 Cent pro Nase, aber hier ist das schon eine ganze Menge Geld, z.B. bekommt man zwei Eier für das Geld oder zwei Schokoladen-Bonbons. Ich hab gerade leider keinen passenderen Vergleich für die Menge an Geld. Aber oft kommen aus einer Familie mehrere Kinder und dann läppert es sich. Das wurde vorher schon von den Kindern negativ angemerkt. Aber wir konnten es ja nicht ändern.

Patronage Woche eins

Die Animateure ganz stylisch in weißen T-Shirts. Die werden ja auch überhaupt nicht schnell dreckig oder so!
Jedenfalls standen die Kinder dort im Kreis, das Bild wurde bei der Abschlussrunde aufgenommen.

Im Allgemeinen wurde sehr viel gespielt, vor allem im Kreis. Singen, tanzen, klatschen, bewegen, rausfliegen und neue Runden. Aus den geplanten vier Gruppen wurden, wie schon gesagt drei große – und bei uns waren es auch nicht nur 16+, die jüngsten waren ca. 9, die ältesten Teilnehmer 24 Jahre alt. Und dann waren es so 80 Jungen und Mädchen, die bespaßt werden wollten, einige davon im besten Pubertier-Alter und somit war alles peinlich. Meine Güte, das ist echt anstrengend. Nebenbei mussten dann noch alle Namen auf einen Zettel geschrieben und das erste Geld eingesammelt werden. Viele hatten es an diesem Tag noch nicht dabei. Der Dienstag sah ungefähr genauso aus. Und weil die Teilnehmer sich leider überwiegend in der Phase des Lebens befanden, in der man sich für alles schämt, musste dann die Emma in die Mitte vom Kreis – weil sie es ja unfassbar liebt, wenn ihr 85 Leute zuschauen ; ) Aber leider keine Wahl. Und ich hab’s überlebt. Oh Wunder, oh Wunder, wer hätte das gedacht?!

Mittwoch gab’s dann Regen, viel Regen. Und somit fiel das Programm draußen ins Wasser – im wahrsten Sinne des Wortes. Dafür waren wir gewappnet und somit wurden Kurzfilme gezeigt. Die Unruhe im Saal war schon anstrengend, zumal die Kinder einfach irgendwann keinen Bock mehr hatten… Und wenn bei 300 Kindern Unruhe aufkommt, wird es schwierig da wieder Ruhe herzustellen. Ich musste zwischendurch mit einem kleinen Mädchen auf’s Klo gehen, ohne ausreichende Kinyarwanda-Kenntnisse für diesen Weg. Danach habe ich sie auf den Arm genommen, damit wir wenigstens halbwegs trocken den Weg zurück kommen. Sie setzte sich bequem auf meine Hüftknochen, legte meine Jacke über ihre Beine und steckte ihre Arme auch drunter. Wenn’s bequem ist?! Im Allgemeinen hatte ich an diesem Nachmittag, aber auch sonst oft kleine Kinder an der Hand, auf dem Schoß oder auf dem Arm. Finde ich ja, ehrlich gesagt, nicht allzu schlimm ; )

Wenn die Kinder gekommen sind, wurde immer erst ein bisschen getanzt. Wenn ich rauskam, wurde ich erst einmal stürmisch begrüßt, bevor wir dann gemeinsam tanzen gegangen sind. Ja, auch die Emma hat getanzt. Besonders gerne mit 3 Kindern an der Hand und einem auf dem Arm. War ja auch überhaupt nicht warm oder so! ; ) Ein paar kleine Spiele, beten und ab in die Gruppen.
Nach dem Programm wurde noch einmal ein bisschen im großen Kreis getanzt, bevor wir dann zum zweiten Mal an dem Tag mit den Kindern gebetet haben und alle nach Hause gegangen sind. Wir haben die Kinder immer noch bis über die große Kreuzung in der Dorfmitte gebracht, also quasi die Straße runter. Dabei hatte ich immer mindestens ein Kind an jeder Hand, gerne aber auch mehr. Das geht. Mit ein bisschen Stolpern durchaus zu bewältigen.

ANIMIEREN! JUHUUU!
Die Zebras ließen sich am Besten zum Mitmachen bewegen – alt genug zum Verstehen der Spiele, aber noch nicht im Alles-peinlich-Alter

Donnerstag wurden Hüte bzw. Kronen gebastelt, denn am Freitag sollte es eigentlich zu Fuß nach Cyarwa gehen, ein Nachbarsort. Daraus wurde dann wegen des Wetters nichts, aber das wusste ja vorher keiner. Ich hatte ein bisschen Sorge vor dem Basteln, denn wer mich kennt, der weiß, meine Stärken liegen definitiv nicht beim Basteln, Falten und Kleben ; ) Na ja, am Ende stellte sich heraus, für die Kronen wurden einfach nur die beiden Seiten eines Zettels zusammengeklebt, dann die Namen drauf geschrieben und bei einigen Zacken rein geschnitten. Easy, das kann sogar die Emma : )

Jeden Tag nach dem Wegbringen der Kinder haben wir uns mit allen Animateuren im großen Saal zur Besprechung getroffen. Zum Einen Reflexion des Tages, erzählen, wie es in den verschiedenen Gruppen gelaufen ist, aber auch den nächsten Tag besprechen. Was steht an, was muss beachtet werden? Dabei waren nicht alle dauerhaft konzentriert, aber na ja. Um halb sieben waren wir dann fertig, schnell umziehen und Abendandacht. Pause? Diese Tage eine Fehlanzeige. Aber dann hatten wir ja erstmal Ruhe, denn es ging nach Kigali!

Zweite Woche Patronage

Die zweite Woche begann für uns erst am Mittwoch, es blieben also noch drei Tage. Meine Stimme war weg, die war ja leider in Kigali geblieben. Ich sag euch, es ist (k)ein Spaß, ohne Stimme zu animieren und zu singen. Das klappt nur so semi.

Da war er wieder, der Kreis zu Beginn. Dieses Mal aber nicht allzu voll, denn es hatte vorher geregnet.

Glücklicherweise haben die Kinder Mittwoch und Donnerstag in kleinen Gruppen geprobt, denn am Freitag wollten sie die Nummern präsentieren. Dadurch waren bei uns nicht allzu viele Kinder. Nicht alle Teilnehmer haben etwas vorbereitet und die, die nichts präsentieren wollten, also quasi nur Zuschauer sein würden, sollten von uns bespaßt werden. Am Mittwoch hatten sie da auch noch Lust drauf. Wir haben das Schokoladen-Auspackspiel gespielt. Ich weiß nicht, vielleicht kennt das der eine oder die andere. Man würfelt und wer eine sechs wirft, muss ein paar Klamotten anziehen und dann mit Messer und Gabel die Schoki auspacken. Ziel ist die Schokolade im Magen der Spielenden. Wir haben hier eine sehr kaputte Leggings und ein alter T-Shirt gehabt und statt meiner Lieblingssüßigkeit gab’s zwei Bananen. Es war eine Lautstärke und der Kreis wurde immer kleiner, obwohl es nur gerade mal 25 Kinder und Jugendliche waren. Die hatten ihren Spaß.

Als die Kinder dann Donnerstag erkannten, dass wieder in den Kleingruppen gearbeitet werden sollte, ergriffen aber fast alle unserer Teilnehmer die Flucht. Nein, darauf hatten sie offensichtlich keine Lust. Also blieben wir mit drei Kindern zurück. Wir schossen mit Murmeln Steine ab bzw. die anderen schossen den Stein ab und Emma versuchte, die Murmel überhaupt zu schießen. Das war koordinatorisch leider eine große Herausforderung. Aber ich habe eine halbwegs gute Ausrede als Entschuldigung. Mir wurden während des Spiels von einem jungen Mädchen kleine Zöpfe geflochten. Und dabei habe ich ein ganz paar Haare verloren, nicht erwähnenswert viele – nein, nein, ich hatte nur hinterher gefühlt eine GLATZE!! ; ) Ich hab das Hai-Styling natürlich nicht verändert, was mir von den anderen Animateuren doch ein wenig Spott einbrachte. Aber das kenne ich ja mittlerweile, das Menschen über mich lachen. Aber lachen ist gesund oder? Jetzt lebt ihr länger wegen mir, gern geschehen!

Beim Wegbringen später wurde dann getestet, wie viele Kinder gleichzeitig an mir hängen können. Zwei rechts an der Hand, zwei links. Eins am Arm, eins hinten an der Hose. Und dann natürlich an den Kindern an der Hand nochmal jeweils eins – so quasi indirekt an meiner Hand haben wir gesagt. Das war ein Gewusel, aber ich will mich ja nicht beschweren : )
Bei der Besprechung anschließend haben sie versucht, mit mir auf Kinyarwanda zu scherzen. Sie hatten auf jeden Fall ihren Spaß und ich hab erstaunlicherweise sogar was von den Witzen verstanden! Aber lange nicht alles und so gab es mal wieder reichlich zu lachen – für alle Seiten.

ABSCHLUSS!!!

Am Freitag begann das Spektakel um 8 Uhr, sollte dafür aber auch mittags enden.
Die ersten Kinder waren tatsächlich schon vor acht da, aber ich nicht ; )
Um neun sollte es theoretisch in den Gottesdienst gehen, wir sind ja schließlich ein katholischer Organisator. Aber eine Messe für und mit Kindern kann ja nicht so langweilig werden. Wurde es auch nicht, vor allem für die Animatuere.

Natürlich gingen wir erst um halb 10 überhaupt los. Ein riesiger Zug von Kindern und Jugendlichen, alle mit weißen Hüten. Dazwischen Animateure, die mit den Kindern singen, die tanzen und aufpassen. Das war ein Bild. Der Weg zur Paroisse ist glücklicherweise nicht allzu lang und so kamen wir nach zehn Minuten Fußmarsch dort an.
Den Weg musste ich leider keine drei Minuten später schon wieder zurück laufen, denn ein Mädchen hatte sich an der Hand verletzt und blutete ziemlich stark. Danke sehr, da muss die Emma auch noch eine blutende Wunde verarzten. Weil sie ja so gerne Blut sieht – nicht. Sauber machen, Verband drum, denn der Sch*** hörte einfach nicht auf zu laufen. Darauf erstmal ein Stückchen Schokolade für die Emma und das arme Mädel. Danach ging’s uns beiden besser und wir konnten den Weg zur Kirche ein zweites Mal antreten.

Die Karawane zieht zur Kirche. Nicht zu übersehen : )

Der Gottesdienst hatte offensichtlich gerade erst begonnen, die Kinder sagen das zweite Lied. So haben wir wenigstens nicht verpasst. Ich weiß nicht, wie oft ich in dieser guten Stunde gezischt habe – aufstehen, hinsetzten, aufhören zu hampeln, aufhören zu reden. Was ein Spektakel.

Da standen oder saßen sie. Man sieht links den Chor und auf der rechten Seite die kleinen Kinder. Und rechts an der Wand saß die Emma. Schön bei den Jüngsten : )

Als dann die Messe endlich vorbei war, ging es ins Noviziat. Dort gibt es Steinstufen, auf denen die Kinder sitzen können, während der Basketballplatz zur Bühne umfunktioniert wird. Ich lief nicht bei meiner Gruppe mit, sondern bei den Kleinen, denn meine Hände waren mal wieder verteilt : ) Mein Schoß war besetzt, sobald wir saßen. Und das sollte auch die nächsten Stunden so bleiben. Zwischendurch waren dann meine Haare wieder sehr interessant. Die rochen hinterher sogar nach Kinderfingern.Ich wusste nicht, dass das geht.

an sieht nur die weißen Hüte der Kinder, aber es ist zu erahnen, was da los war.
Schoß, Haare, Seiten – überall Kinder. Aber ich hab’s genossen.
Leider kam die Sonne von vorne, daher verziehe ich ein wenig das Gesicht ; )

Im Programm gab’s eine Modenschau, tanzen – sowohl traditionell als auch modern, Comedy und Schauspiel. Ich hau euch gleich mal ein paar Fotos hier rein.

Modernes Tanzen
Unsere Models
Schauspiel mit den kleinen Kindern
Traditioneller ruandischer Tanz

Danach wurde dann kontrolliert, wer im Laufe der Wochen das Geld, wer die Hälfte und wer gar nichts bezahlt hatte. Und dementsprechend gab es dann Saft und kleine frittierte Kuchen. Und damit war das Programm beendet – um halb drei. Aufräumen und ESSEN! Mittagessen um halb vier. Selbstverständlich oder? Ich hatte eine monströs gute Laune – Dierkes’sche Gene. Herzlichen Dank und liebe Grüße an meinen Papa <3

Da sind se, die Animateure des Jahres 2019!
Es gibt kein einziges Foto, auf dem alle schön schauen. Das hier geht noch am ehesten ; )

Nach dem Aufräumen ging es für die Animateure noch was Trinken. Leider Gottes musste eine der Volos und ein Aspirant im Oratorium bleiben. Und weil meine Stimme mal wieder völlig weg war, vom ganzen Reden und Singen in der Kirche – upps… – blieb ich zu Hause. Eigentlich mit dem Plan, nicht zu reden. Hat nicht ganz so geklappt, denn es kamen zwei Jungs zum Quatschen und Emma kann dann ja nicht nein sagen, dafür redet sie einfach zu gerne. Sonntag war meine Stimme aber fast wieder normal. Noch ein bisschen tief, aber vertretbar.

Damit war die Patronage für dieses Jahr geschafft. Täglich kamen zwischen 200 und 380 Kinder und Jugendliche je nach Wetter. Es war ziemlich anstrengend, weil unsere Tage echt lang waren und ohne Pause. Aber trotzdem war es lustig und angenehm, gerade mit den Kindern. Ein schönes Gefühl, wenn die Kinder einen wiedererkennen, sich freuen einen zu sehen. Das habe ich sehr genossen.

Ich hoffe, euer Weihnachten war schön und ihr habt die Zeit genießen können. Wie mein Weihachten war, beschreibe ich euch nächsten Sonntag, aber immer schön eins nach dem anderen ; )

Vielen Dank für’s Lesen und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Liebe Grüße
Emma

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