clara in chennai

ein Jahr Indiaa

Sounds of Chennai

„Huphuphup“ – „Allaaaah“ – „Kikeriki“… Das sind ein paar der Geräusche, die mich hier jeden Tag umgeben und darum soll es diesmal gehen: Sounds of Chennai, denn die sind schon ganz schön anders als in Berlin und ich glaube, es ist mal ganz cool, darüber zu schreiben 😉

Also hautpsächlich und die ganze Zeit hört man hier die Straße. Das heißt viel Gehupe (wobei die Hupen je nach Größe des Fahrzeugs einen unterschiedlichen Klang haben) und das Rattern von Zweitaktern. Mittlerweile habe ich mich schon besser an den indischen Fahrstil gewöhnt und finde es schon fast normal in einer Riksha ohne Rückspiegel oder Blinker dafür aber mit hohem Tempo und Jesus- oder Shiva-Bildchen im Fenster (manchmal auch Jesus und Shiva gleichzeitig, da ist man dann doppelt beschützt ;)) durch den dichten Verkehr zu düsen, gerne auch mal auf der Gegenfahrbahn um langsamere Kuhkarren oder dicke Trucks zu überholen…

Mindestens einmal am Tag hört man hier außerdem ein Feuerwerk, das in der Nähe startet und ab und zu zieht auch ein Trommelzug die Straße entlang. Das kann dann entweder eine Demonstration sein, aber des Öfteren sind es auch Umzüge bei denen Verstorbene in reich verzierten Wägen von ihrem Haus zum Ghat (Verbrennungsplatz) begleitet werden.

2 solcher Wägen

Ja, das ist wirklich interessant und ganz anders als in Deutschland: Hier werden Menschen wenn sie sterben vor der Haustür aufgebahrt und viele Menschen kommen zusammen und verbringen den Tag dort vor der Tür. Als wir das erste mal auf dem Weg hier durchs Viertel aus Versehen in so eine Versammlung geraten sind, war das ganz schön kulturschockend, aber mittlerweile wissen wir, was es bedeutet, wenn vor einem Haus ein Baldachin aufgebaut ist und viele Menschen darunter versammelt die Straße blockieren. Am nächsten Tag wird der Verstorbene dann -wieder in aller Öffentlichkeit- mit der schon erwähnten Trommelprozession zur Verbrennung gebracht. Also der Tod und gewisse Rituale sind hier wirklich Teil des Alltags.

So auch die Religion der Menschen: Direkt gegenüber des Anbu Illams befindet sich eine Moschee aus deren Lautsprechern jeden Tag mehrmals unüberhörbar das muslimische Stundengebet schallt, sodass wir das nun fast schon mitsingen können. Eine Straße weiter ist ein hinduistischer Tempel, bei dem an Feiertagen fette Boxen vor der Tür stehen und die ganze Nachbarschaft mit hinduistischer Musik beschallt wird. Und wir sind mit dem christlichen Bosco Illam mittendrin… Daran erkennt man auf jeden Fall die indische Religionsvielfalt, wobei jeder die Religion des anderen akzeptiert, aber seine auch sehr deutlich nach außen trägt (neben den akustischen Mitteln auch durch religiöse Kleidung, Gesichtsbemalung und besagten Aufklebern an Rikshas o.ä.).

Nicht zu vergessen sind noch die Geräusche der Tiere. Straßenhunde gibt es hier noch mehr als Kühe, weshalb Jaulen und Kläffen bei etwaigen Revierkämpfen zur Geräuschkulisse dazugehören. Auch Hühner laufen tagsüber frei in den Straßen herum und bei mir vorm Fenster scheint der Lieblingsplatz eines Hahnes zu sein, denn sein Krähen höre ich wirklich oft… Außerdem wohnen im Fliegengitter meines Badezimmerfensters noch 2 Streifenhörnchen, die auch immer kräftig in der Gegend herum zirpen.

Und auf dem Schulweg begegnen wir regelmäßig Kühen, Pferden, Ziegen und neulich auch einem Affen, was die Jungs dazu veranlasst hat auf einmal loszurennen und „Monkey, Monkey“ zu schreien. Ich, die ich morgens noch nicht so erpicht auf eine Affenjagd war, bin dann eher hinterhergegangen und hab versucht die Jungs, nachdem der Affe verschwunden war, wieder vom normalem Schulweg zu überzeugen.. Sie haben mir dann erzählt, dass es ein großer Gorilla, nein zwei große Gorillas waren. Da war ich mir nicht mehr so sicher, was ich glauben sollte, aber dann konnten wir endlich weitergehen.. Zum Thema Tiere gibt’s ansonsten noch zu sagen, dass es mit den Moskitos momentan echt schlimm ist, da die Rainy Season, nach einer Woche Trockenheit und 34 Grad, nun wieder kräftig zugeschlagen hat, was einerseits ganz schön ist, da die Temperaturen nun endlich ein bisschen sinken, aber durch die Feuchtigkeit wieder viiiel mehr Mücken unterwegs sind :/ Naja, wir geben unser Bestes uns mit Mückenzeug einzucremen und hoffen einfach darauf, nur von Mücken ohne Dengue Fieber- oder Malaria-Viren gestochen zu werden.

Sooo nach diesen ganzen Eindrücken, die eher kulturell und ein bisschen allgemeiner waren, zurück zu dem Leben hier im Heim. Im letzten Eintrag habe ich ja von den anstehenden Feiern des Geburtstages von Father Leo (meinem Chef) und des Annual Days geschrieben. Also auf geht’s, ich hoffe ihr haltet noch durch 😉

Für Father Leos Geburtstag haben wir uns dekorationsmäßig wieder ins Zeug gelegt. So hingen dann den ganzen Tag Girlanden im Haus herum, darunter auch ein Wimpelgirlande, bei der jeder Junge einen Wimpel mit einem Geburtstagswunsch für Father Leo gestaltet hat. Am Abend gab es dann -ähnlich wie beim Besuch des Father Regional 2 Tage zuvor- ein Programm mit jeder Menge Tänzen, Songs und Glückwünschen. Wir Volos haben diesmal auch etwas dazu beigetragen und den Cup-Song umgedichtet und mit ein paar Jungs aufgeführt. Der Tag fand dann in einem feierlichen Moonlight Dinner seinen Abschluss.

Eine Woche später hieß es dann schon wieder: proben, proben, proben, denn am Samstag (wir sind jetzt beim 12.10.) wurde der 34th Annual Day des Anbu Illams gefeiert, wozu alle Kinder aus allen Don Bosco Einrichtungen Chennais (also ca. 900) in eine Don Bosco Schule eingeladen wurden und dort bei umfangreichem cultural programme (jeder Menge Tanz, Reden, Preisverleihungen und Songs) den Tag gefeiert haben:

Hier sieht man ein paar unserer Jungs bei einem traditionellen südindischen Trommeltanz mit 4 der Mädchen aus dem Girls Home (eigentlich wollte ich davon ein Video hochladen, weil es echt beeindruckend ist, zu sehen, wie sie trommeln können, aber ich hab noch nicht rausgefunden, wie man Videos hochlädt..)

Was mir außerdem noch von diesem Wochenende eindrücklich im Gedächtnis geblieben ist, ist der Sonntagabend. Da wurde nämlich spontan nach dem Night Prayer (also um 21.30 Uhr, Ruhestörung gibt’s hier nicht) ein Subwoofer aufgebaut und laute Tamil-Songs abgespielt, wozu dann alle Jungs um uns herum wie wild angefangen haben zu tanzen, da konnten wir natürlich nicht widerstehen und haben mitgetanzt und uns indische Dancemoves beibringen lassen. Auch der Rest vom Staff konnte sich nicht lang zurückhalten, sodass selbst der Koch -der sonst eher der ruhigere Typ ist- unter dem Johlen der Jungs das Tanzbein geschwungen hat… Das war echt ein runder Abschluss für ein ereignisreiches Wochenende.

Die vergangene Woche war dann zur Abwechslung mal eine ganz normale Schulwoche ohne besondere Aktionen, aber die birgt natürlich auch jeden Tag die ein oder andere Besonderheit und neue Erfahrung, die ich hier gar nicht alle aufzählen kann.

Momentan freuen sich alle Jungs auf Diwali, das am kommenden Sonntag gefeiert wird. Wir wissen bisher nur, dass es etwas mit Feuerwerk zu tun hat und sind schon ganz gespannt…

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  1. Thomas

    Liebe Grüße aus Köln,
    „Sounds of Chennai“ fand ich super, it’s india :-).

    • Clara Casser

      Hi Thomas, wie cool, dass du hier vorbeigeschaut hast.. Jaaa, its india :)) Ganz liebe Grüße nach Kölle!!

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