clara in chennai

ein Jahr Indiaa

Holidays & hoher Besuch

Hey, da bin ich wieder!

… und ein Monat Indien ist rum. Das hört sich schon echt krass an, so schwarz auf weiß. Also eigentlich kommen vier Wochen hier sein von meinem Zeitgefühl her schon hin, aber wenn ich daran denke, dass ich jetzt schon einen Monat nicht mehr in Berlin war und ein Monat meines Jahres rum ist, klingt das doch irgendwie schnell vergangen..

Jedenfalls war es ein sehr vielfältiger und spannender Monat. Hier kommt das Update aus den letzten Tagen.

Wie schon im letzten Blogeintrag erwähnt, haben hier in der letzten Woche die Holidays begonnen und die meisten Jungs das Heim für eine Woche verlassen, um die Zeit zu Hause zu verbringen, denn hier leben neben den Kindern, die keine Familie mehr haben, auch Kinder, die noch Verwandte haben. Warum sie dann nicht immer dort wohnen können, ist bei jedem Jungen eine ganz eigene Geschichte, die wir bis jetzt nur von wenigen kennen.

Das fällt mir überhaupt sehr auf an meinem Leben hier im Projekt: Da ich ja mit den Jungs hier wirklich zusammenlebe, vergesse ich eigentlich die meiste Zeit ihre Hintergründe und Lebensgeschichten, weil ich jeden Jungen auf seine Weise kennenlerne und es eigentlich Charaktere wie überall auf der Welt sind. Nur manchmal gibt es dann Momente (wie zum Beispiel das Aufblitzen einer Narbe unter dem T-Shirt eines Jungen oder einen Streit der unnötig schnell in eine Schlägerei eskaliert), die mich daran erinnern, dass die meisten der Jungs schon viel durchgemacht haben und aus ganz anderen Verhältnissen kommen, als ich es mir vorstellen kann. Aber ich finde es echt toll, dass sie hier so selbstverständlich zusammenleben und trotz so manchen Streitereien auch aufeinander achten und sich umeinander kümmern.

Auch begeistert mich, dass sich so viele Menschen um sie kümmern und ihre Zeit für sie geben: So gibt es hier im Heim 3 Fathers, von denen einer, Father Leo, der Director, also unser Chef hier ist. Alle 3 Fathers sind oft sehr beschäftigt und tagsüber im Office oder auf Veranstaltungen, wobei sie sich dann aber in ihrer Freizeit umso mehr Zeit für die Jungs nehmen. Außerdem wohnen hier im Heim noch 2 Brothers, die die Betreuung der Jungs ganztägig (und manchmal auch nächtlich) übernehmen. Ich finde es wirklich sehr beeindruckend, zu sehen, dass die Fathers und Brothers ihre ganze Zeit den Kindern widmen.

Außer den Fathers und Brothers gibt es auch noch ein paar Erzieher, die tagsüber da sind und noch einen Local Volunteer hier aus Chennai, der jedes Wochenende vorbeikommt. Ganz oft an den Wochenenden sehen wir aber auch unbekannte Gesichter, bei denen es sich meistens um ehemalige Anbu Illam Boys handelt, die jetzt schon auf’s College gehen, aber trotzdem gerne noch in ihrer alten Heimat zum Cricketspielen o.ä. vorbeischauen.

Auch wird oft Essen für die Kinder gesponsert, dafür gibt es sogar einen richtigen Sponsoring Plan, wonach dann zu bestimmten Mahlzeiten ein paar Menschen mit riesigen Töpfen und häufig jeder Menge Verwandtschaft im Schlepptau in das Heim kommen. Dabei ist echt toll zu sehen, wie wichtig diesen Menschen, das Unterstützen ist, also so dass sie mit ihrer ganzen Familie kommen und sich extra schön anziehen, um das Essen zu servieren.

Ja, also jetzt habt ihr einen besseren Überblick über die Strukturen und Helfer hier im Heim.. Dann kann’s jetzt ja weiter gehen mit meiner Erzählung von den Holidays: Die ersten Tage der Ferien waren relativ entspannt und wir haben es mit den Jungs zusammen genossen, dass keiner von Schule oder Study Time gesprochen hat und uns zwischendurch auch finally indische Klamotten in einem niedlichen, total mit Kleidern vollgestopften Shop gekauft. Am Samstag haben die Jungs dann einen Ausflug in die Stadt gemacht mit Kino usw. bei dem wir sie allerdings nicht begleitet haben, da der Ausflug insgesamt von dem Local Volunteer gesponsert wurde und wir ihm nicht noch mehr Ausgaben verursachen wollten. Deshalb haben wir vier Volos unseren eigenen Ausflug in die Stadt gemacht und den Strand, eine Kathedrale und eine Mall besucht.

Für den Strandbesuch haben wir uns aus Versehen die Mittagszeit ausgesucht.. Hat sich dann mit einem Sonnenbrand für jeden gerächt. Aber ein bisschen Strandfeeling zu schnuppern war trotz der Hitze echt schön 🙂
Das ist die Kathedrale, die wir auch noch besucht haben: Mal ganz anders im Vergleich zu den knallbunten hinduistischen Tempeln, die sonst überall in den Straßen zu sehen sind.

Der Trip war echt cool und auch irgendwie unser erster freier Tag hier, da wir ja normalerweise keinen freien Tag in der Woche haben. So war es mal ganz schön, die Stadt auf eigene Faust ein bisschen mehr kennenzulernen.

Als Highlight gab’s dann zum Abschluss noch Pizza in der Mall, auf die wir uns alle schon gefreut haben, denn so lecker das indische Essen auch ist, irgendwie hatten wir doch mal wieder Lust auf etwas anderes als Reis.. (zum südindischen Essen gibt’s später nochmal einen ausführlichen Blogeintrag).

Den Rest der Ferien haben wir dann damit verbracht den heutigen Tag vorzubereiten, denn heute war bei uns im Heim der Father Regional zu Besuch. Er ist das Oberhaupt der Salesianer von ganz Indien, also ziemlich hoher Besuch… Da hieß es dann in den letzten Tagen fleißig Plakate malen und Girlanden basteln, gerne auch mal bis spät in die Nacht (dabei hab ich rausgefunden, dass hier selbst um 1 Uhr nachts noch Feuerwerke und ordentlich Mukke -meistens Trommelumzüge- auf den Straßen laufen..)

der dekorierte Innenhof

Irgendwie war ich auch noch dafür eingeteilt, mit den Jungs einen Tanz einzustudieren. Aber da ich mich mit den indischen Dancemoves noch nicht so gaanz auskenne, haben sie das dann doch selbst in die Hand genommen und eine ziemlich coole Choreo kreiert.

Gestern sind also alle Jungs aus den Ferien wieder hier angekommen und heute war nach der Schule, statt der Study Time Programm für den Father Regional angesagt. Da wurde dann gebeatboxed, getanzt, gesungen usw. Zum Abschluss des Tages haben wir alle zusammen im Innenhof des Hauses beim Mondschein gegessen, das war echt cool, weil wir normalerweise bei den Jungs immer nur das Essen verteilen und dann separat im Raum für den Staff essen… Also heute war alles ein bisschen anders, aber echt schön 🙂

Insgesamt war es echt cool, in den Ferien die hiergebliebenen Jungs besser kennenzulernen, da es sonst schon schwierig ist, sich bei ansonsten 61 Jungs für jeden Zeit zu nehmen. Trotzdem ist es voll schön, dass hier seit gestern wieder mehr Trubel ist und man alle Jungs wiedersieht.

Übermorgen wird dann noch der Geburtstag von Father Leo (dem schon erwähnten Director hier) nachgefeiert, was auch nochmal viel Schmücken und Programm vorbereiten bedeutet. Und in der nächsten Woche findet noch der Don Bosco Annual Day statt, wo sich Kinder aus allen möglichen Don Bosco Einrichtungen hier in Chennai (also knapp 900 Kinder) versammeln und wir mit dem Anbu Illam natürlich auch mit dabei sind. Die Jungs haben auch schon in den Ferien fleißig für einen professionellen, südindischen Tanz mit Trommeln und eine beeindruckende Pantomimeshow geprobt. Das wird wahrscheinlich auch nochmal alles ganz spannend…

Liebe Grüße aus Chennai!

P.S.: Es gab schon erste „Beschwerden“, dass meine Blogeinträge zu selten sind.. Alsoo, einen schnelleren Rhythmus krieg ich glaub ich wirklich nicht hin, hier ist so viel los und ich will mir ja auch Mühe geben beim Schreiben, deswegen werden, glaube ich, immer mindestens 2 Wochen zwischen den Beiträgen bleiben… Aber vielen Dank auf jeden Fall für euer Interesse! Ich freu mich wirklich, dass so viele Menschen hier reinschauen 🙂

Mittlerweile merke ich aber auch, dass es für mich beim Schreiben immer schwieriger wird, aus allem was ich hier erfahre, die für euch interessantesten Aspekte rauszupicken.. Also: schreibt gerne in die Kommentare was euch interessiert oder wozu ihr noch mehr wissen wollt..

Vorheriger Beitrag

Durch den Monsuuun …und den „Alltag“

Nächster Beitrag

Sounds of Chennai

  1. Liebe Clara, wieder ein sehr schöner Blogeintrag! Ich weiß, wie schwer es ist, seine Erlebnisse in Worte zu fassen und aufzuschreiben. Man kann nun mal nicht alles und jeden Moment beschreiben. Aber ich finde, du machst das super und man kann sich alles sehr gut vorstellen!
    Ich wünsche dir noch eine schöne Zeit und freu mich schon auf weitere Berichte!
    Liebe Grüße aus dem Kosovo, deine Vroni 🙂

    • Clara Casser

      Liebe Vroni, jaa, es ist echt schwer sich für die wesentlichen Erlebnisse zu entscheiden.. Naja, vielleicht wird das ja noch über das Jahr 😉 Voll schön, dass du dich hier gemeldet hast. Ich les‘ deinen Blog auch immer wieder gerne 😀
      Liebe Grüße in den Kosovo, Clara

  2. Emma Dierkes

    Hey Clara!
    Jetzt habe ich es auch mal geschafft, deine ganzen Beiträge zu lesen! Das ist total spannend, weil eure Arbeit eine ganz andere ist als unsere. Aber das zeichnet Don Bosco Volunteers ja aus oder nicht?
    Ganz liebe Grüße aus Ruanda 😊

    • Clara Casser

      Hej Emma 🙂 Voll cool, dass du reingeschaut hast! Ja, das ist echt spannend, wie sich unsere Projekte alle unterscheiden.. Und trotzdem ist überall Don Bosco mit am Start 🙂
      Liebe Grüße nach Ruanda!

Schreibe einen Kommentar

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Läuft mit WordPress & Theme erstellt von Anders Norén