„You name? You name?“ So wurden Jakob und ich am ersten Tag von den 56 Jungs hier im Heim begrüßt. Auch wenn viele der Jungs gebrochen Englisch sprechen, beherrscht diese Frage doch jeder. Auf meine Antwort folgte dann meistens ein verwirrter Blick und „Clala? Lala?“ – „Clarrrra“ antwortete ich dann immer und fragte zurück: „And what is your name?“ nächster verwirrter Blick, also meine Korrektur: „You name?“. Die ganze Namen der Jungs waren dann aber kaum zu merken, weil sie natürlich ganz anders klingen als in Deutschland.. Mittlerweile kann ich aber schon ein paar und täglich kommen mehr dazu.

Ja, jetzt bin ich schon eine Woche in Indien. Aber irgendwie fühlt es sich schon viiiel länger an. Die Kultur ist zwar ziemlich anders und alles ist immer noch sehr neu, aber weil ich gerade in diesen ersten Tagen so viel Neues erlebt und gelernt habe, kommt mir der Einstieg ins Flugzeug am letzten Mittwoch schon eine Ewigkeit her vor.

So kann ich z.B. schon einige Wörter Tamil mehr als am Anfang (unter anderem „Vanakkam“, das heißt „Wilkommen“), denn den Jungs macht es total Spaß uns Tamil beizubringen.

Und langsam aber sicher wird die neue Umgebung auch immer vertrauter.. Falls man das nach einer Woche überhaupt schon sagen kann 😉 Jedenfalls wird das kontinuierliche Gehupe durch das immer offene Fenster immer normaler (auf der Straße wird bei jedem Überholen und eigentlich auch sonst immer, wenn sich ein Moped o.ä. irgendwie bemerkbar machen will, gehupt), meinen Schweiß bei den Temperaturen über 30 Grad spüre ich kaum noch und das scharfe Essen schmeckt eigentlich echt lecker. Auch wenn ich meinen Gaumen noch so manches Mal überschätze und dann doch vor Schärfe wieder Tränen in den Augen hab…

Wenn ich jetzt hier alles erzähle, was spannend und neu ist, wird dieser Beitrag ein ganzer Roman. Deshalb hier nur ein paar Aspekte, die mich bisher am meisten beeindruckt haben.

So stürmisch wie die Begrüßung der Jungs verliefen auch unsere ersten Arbeitstage: Denn dadurch dass wir direkt mit im Projekt wohnen, waren wir ab dem ersten Tag mit dabei und haben die Jungs begleitet, Ihnen Spiele und Handshakes beigebracht, von den Jungs neue gelernt und immer mehr in die Tagesstruktur und unsere Aufgabenbereiche hineingefunden. Mittlerweile ist eine unserer Aufgaben die Jungs jeden Morgen zur Schule zu bringen und die Kleinsten nachmittags wieder abzuholen. Gerade dieser ca. halbstündige Weg gab mir in den ersten Tagen den stärksten Eindruck von dem Leben hier in der Stadt.

Und damit ihr euch das ein bisschen vorstellen könnt, hier ein paar Bilder vom Heimweg:

Auf geht’s nach Hause..
eine Kuh auf der Straße

Eigentlich käme auf unserem Weg jetzt die spannendste Stelle: eine ziemlich befahrene Brücke, die wir wohlbehalten überqueren müssen.. Aber da der indische Verkehr zu den Sachen zählt an die ich mich noch gar nicht gewöhnt hab, hatte ich dort bisher noch nicht die Nerven, Fotos zu machen 😉

Schmuck vor einem Hauseingang. In vereinfachter Form findet man das vor fast jeder Haustür hier im Viertel.
eine der Straßen kurz vorm Anbu Illam
Angekommen.

Auf dem Weg werden wir Volunteers von Leuten auf der Straße auch regelmäßig nach Selfies oder Handshakes gefragt. Das ist einerseits ganz witzig, andererseits finden wir es auch etwas komisch nur wegen unserer Hautfarbe so behandelt zu werden… Aber vielleicht lässt das ja auf dem Schulweg irgendwann nach, wenn wir jeden Tag hier vorbeigehen.

Also, das war ein erster kleiner Einblick mein neues Leben hier in Indien und eine meiner Aufgaben im Anbu Illam. In den nächsten Blogeinträgen erfahrt ihr dann noch mehr über meinen Tagesablauf und das Leben mit den Jungs hier im Heim, aber für heute ist das hier glaub ich schon lang genug 😉

Bis dahin!

Eure Clara

P.S.: Gerne könnt ihr auch auf dem Blog von meinem Mitvolontär vorbeischauen. Jakob hat auch einen Beitrag über unser Ankommen hier geschrieben:

https://blogs.donboscovolunteers.de/jfchennai