Ich glaube, hätte mir jemand vor unserem Abflug im September erzählt, dass mein Freiwilligendienst am 19.März 2020 enden wird, hätte ich das für einen schlechten Witz gehalten. Ich denke jeder weiß, was im Moment in der Welt los ist, das muss ich hier nicht nochmal erzählen. Als das Corona-Thema im Januar aufkam, habe ich nicht gedacht, dass es mein Jahr als Volontärin beeinflussen könnte. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Alles war noch normal, bis Hannah und ich am 11. März abends einen Anruf bekommen haben, dass wir morgen ausschlafen dürfen, da es jetzt erstmal keine Schule und damit auch keine Arbeit für uns geben werde. Ausschlafen? „Das klingt doch super!“, war unsere erste Reaktion. Gleichzeitig wurde uns aber zum ersten Mal bewusst, dass Corona doch einige Auswirkungen auf unseren Freiwilligendienst haben wird. Die Schule und auch das Oratorium würde für mindestens 2 Wochen geschlossen bleiben.
Während Hannah und ich überlegten, wie wir diese Zeit sinnvoll nutzen könnten, wurde uns auch langsam klar, dass wir Deutschland vielleicht früher sehen würden, als uns lieb ist. Nach einigem hin und her, bekamen wir dann am 17. März offiziell die Bestätigung, dass unser Freiwilligendienst abgebrochen werden muss. Wie fühlt man sich da? Ich war nur verwirrt und konnte es gar nicht glauben. Und dann fängt dein Kopf an zu rattern und du realisierst, was das jetzt bedeutet. Alle Pläne für das zweite Halbjahr, für den Sommer, wo wir so viel hätten machen können, können wir jetzt über den Haufen werfen. Und während man über so viel nachdenkt, muss man so schnell wie möglich einen Rückflug buchen, seinen Koffer packen, sein Zimmer leerräumen und Abschied nehmen.Als wir am 19.März auf dem Weg zum Flughafen waren, war nicht mal klar, ob der Flug stattfinden würde, da so viele Flüge gestrichen wurden. Doch zum Glück funktionierte alles und in nicht einmal zwei Stunden waren wir in München.
Ich habe mir unsere Verabschiedung von allen im Kosovo, aber auch das Ankommen in Deutschland komplett anders vorgestellt. Ich dachte, dass es vielleicht sogar ganz schön sein könnte, sich bei allen Animatoren, bei den Schülern und Lehrern und natürlich auch bei den Salesianern zu verabschieden und sich für die Zeit zu bedanken. Doch jetzt ging das nur bei den Wenigen, die wir noch treffen durften. So gerne hätte ich die Schüler und Kinder aus dem Oratorium noch ein letztes Mal gesehen. Auch das Ankommen in Deutschland habe ich mir immer als „großes Wiedersehen“ vorgestellt. Jetzt stehen erst einmal, wie für alle in Deutschland, Ausgangsbeschränkungen auf dem Plan.
Ich möchte mich hiermit nochmal bei allen bedanken, durch die die letzten sechs Monate so schön und unvergesslich geworden sind. Zwar fand ich die Zeit viel zu kurz und bin mir sicher, dass uns die zweite Hälfte noch so viel mehr Erfahrungen gebracht hätte, aber trotzdem bin ich so dankbar für alles, was ich in den letzten Monaten erleben durfte. Don Bosco in Gjilan ist mein 2. Zuhause geworden. Hannah und ich haben uns von Anfang an wohl gefühlt. Mit den Animatoren des Oratoriums haben wir so viel erlebt und wurden so herzlich aufgenommen (trotz einiger Sprachprobleme 😉). Ganz besonders möchte ich mich bei Jezuela bedanken. Da wir jeden Tag mit ihr zusammengearbeitet haben und sonst auch viel Zeit miteinander verbracht haben, sind sie, Hannah und ich ein unschlagbares Team geworden. Ich werde immer eine „große Schwester“ im Kosovo haben, die bestimmt in Zukunft den ein oder anderen Besuch von mir und Hannah bekommen wird…
Zum Schluss möchte ich mich noch bei der besten Mitvolontärin der Welt bedanken. Ich glaube ohne Hannah wäre diesen sechs Monate nur halb so schön geworden. Zu zweit war einfach immer alles besser und wir haben wirklich seehr viel zusammen gelacht. Gleichzeitig hatte ich immer jemanden zum Reden, was wirklich nötig ist, wenn man so viel erlebt und am Anfang erstmal völlig in der neuen Kultur verloren ist.
„Beim Abschied wird uns erst klar, wie kostbar jeder Moment doch war“
Für Hannah und mich ist nochmal alles gut gegangen und wir waren sogar die Ersten der Don Bosco Volunteers, die die Rückreise nach Deutschland geschafft haben. Auch die anderen Volos, die auf der ganzen Welt verstreut sind, müssen ihr Jahr beenden. Natürlich bangt man jetzt mit ihnen und hofft, dass auch bei ihnen alles gut geht. Durch diese Erlebnisse wurden wir aber noch enger zusammengeschweißt und sind vor allem nicht allein mit den vielen Gedanken und Sorgen, die man sich macht. Und das ist etwas, was Don Bosco ausmacht: Gemeinschaft und Zusammenhalt. Auch in schwierigen Situationen. Schaut gerne bei den Blogs der anderen Volontäre vorbei, wenn ihr etwas über ihre Gedanken und Erlebnisse in dieser Zeit erfahren wollt!
Rike
Mensch Vroni, du sprichst mir aus der Seele!! Genau die gleichen Gedanken und Situationen sind mir in den letzten 2 Wochen auch begegnet. Ich bin froh,dass du gut angekommen bist ♡